Trotz zeitweise elf Punkten Rückstand drehte das deutsche Team die Partie und trifft nun am Dienstag auf Titelverteidiger Spanien oder die Türkei. Durch den Erfolg erlebt Trainer Chris Fleming mindestens eine weitere Partie als Bundestrainer - nach der EM endet sein Engagement, da er sich auf den Job als Assistent beim NBA-Club Brooklyn Nets konzentriert. Zuletzt stand die Auswahl des Deutschen Basketball Bunds mit Dirk Nowitzki 2007 in einem EM-Viertelfinale.
Theis bester deutscher Werfer
Gegen Frankreich war Dennis Schröder nach einem schwierigen Start anders als in allen Vorrundenspielen nicht der beste Werfer der jungen Mannschaft, die in der Gruppenphase in Tel Aviv/Israel nach überzeugenden Vorstellungen als Zweiter weitergekommen war. Der erst 23 Jahre alte Spielmacher von den Atlanta Hawks kam in der Sinan Erdem Arena auf 21. NBA-Neuling Theis war mit 22 Punkten erstmals im Turnier bester deutscher Werfer.
Wie schon vor zwei Wochen im letzten EM-Härtetest in Berlin, wo es gegen die Franzosen eine Niederlage gegeben hatte (79:85), hatte das DBB-Team anfangs Probleme.
Die Würfe fielen nicht, Schröder kam kaum zur Geltung und der Weltranglistenvierte aus Frankreich zu einfach zu Punkten. Nach nicht einmal sechs Minuten war der Rückstand bereits zweistellig (4:14), Fleming nahm die erste Auszeit.
DBB-Team zunächst mit Problemen
Zunächst blieb das Bild auch danach gleich. Die deutsche Mannschaft ließ zu viel liegen und hatte große Probleme beim Rebound. Schlüsselspieler Schröder war im Angriff fast abgemeldet, erstmals im Turnierverlauf erzielte der Braunschweiger im ersten Viertel keinen Punkt. Kurz vor der Pause brach der Point Guard dann endlich den Bann und traf von der Freiwurflinie. Dank einer Steigerung in der Schlussphase mit zwei weiteren Korberfolgen von Schröder führte Frankreich beim Gang in die Kabine nur mit sechs Punkten.
Das Nachbarschaftsduell mit dem Europameister von 2013, der die Gruppenphase wie die deutsche Mannschaft mit drei Siegen und zwei Niederlagen abgeschlossen hatte, war im zweiten Durchgang schnell wieder völlig offen. Schröder wurde besser und besser, Maodo Lo sorgte für die erste Führung (58:56/31.).
Erfolgreichste EuroBasket seit 2007
Die deutsche Mannschaft überzeugte erneut mit einer Teamleistung, plötzlich passten auch die Dreier und die Überraschung lag in der Luft. Kapitän Robin Benzing sorgte für das 70:65 (36.), Frankreich wackelte. Als Schröder zum 81:74 traf, sah es nach einem guten Ende aus. Doch Frankreich kam nach einem Ballverlust der Deutschen durch Evan Fournier elf Sekunden vor dem Ende noch einmal dicht heran (79:81). Benzing traf mit zwei Freiwürfen zum 84:81, Nando de Colo vergab die Chance zum Ausgleich, die Überraschung war perfekt.
"Wir haben den Sieg, das ist alles was zählt. Die Franzosen haben gut verteidigt, aber das hält nicht immer das ganze Spiel. Wir können jeden schlagen, wenn wir alles richtig machen", sagte Schröder. Kapitän Robin Benzing meinte: "Wir müssen uns vor niemandem verstecken, wir müssen vor niemandem Angst haben." Schon jetzt ist es für das Nationalteam die erfolgreichste EuroBasket seit 2007, als das Aus im Viertelfinale gegen Spanien kam. 2013 und 2015 war die DBB-Auswahl jeweils in der Vorrunde gescheitert.