Von Bert Trautmann, dem deutschen Torwart von Manchester City, ist vielen nur die Heldentat aus dem Pokalfinale 1956 in Erinnerung, als er mit gebrochenem Genick den Sieg sicherte. Heute kommt ein Film in die Kinos, der die ganze Geschichte zeigen will.
Obwohl der große russische Torwart Lew Jaschin einmal sagte, es gäbe neben ihm selbst nur noch einen anderen Weltklasse-Torhüter, nämlich Bert Trautmann, ist dieser in hiesigen Heldenerzählungen bisher eine Randnotiz geblieben. Zur Weltmeisterschaft 1954 nahm Trainer Herberger grundsätzlich keine Spieler mit, die im Ausland kickten.
Vom Nazi-Fallschirmjäger zum englischen Fußballhelden
Wenn alle paar Jahre doch mal ein Artikel erschien, dann ging es immer um diese eine Heldentat vom Pokalendspiel 1956 im Wembley Stadion, als er trotz gebrochenen Genicks weiterspielte und mit Manchester City den Cup gewann.
Dabei ist Trautmanns Geschichte "Vom Nazi-Fallschirmjäger zum englischen Fußballhelden", wie eine englische Veröffentlichung titelte, so ungewöhnlich, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie verfilmt wurde.
Jahrgang 1923
Bernhard Carl Trautmann wurde im Jahr 1923 Bremen geboren, wo seit 2014 - einem Jahr nach seinem Tod - ein Platz an ihn erinnert. Der sportliche Blondschopf und Hitler-Junge gewann bei Reichs-Jugend-Wettkämpfen im Berliner Olympiastadion Medaillen im Weitsprung und Handgranatenwerfen.
Mit siebzehn meldete er sich freiwillig zur Luftwaffe. Trautmann wurde Fallschirmjäger und war an der Ostfront einer von 90 Überlebenden eines 1000 Mann starken Regiments.
Toleranz erst in England gelernt
Die ersten Worte des britischen Soldaten, dem er sich in den letzten Kriegstagen ergab, lauteten seiner Erinnerung nach: "He Fritz, magst Du eine Tasse Tee?". In Rückblicken hat Trautmann erzählt, dass er erst in England wirklich erzogen worden sei, Toleranz gelernt und seinen tiefsitzenden Judenhass abgelegt habe. Statt ein Heimkomm-Angebot anzunehmen verpflichtete er sich, als Gastarbeiter in Großbritannien zu bleiben.
Als sein Torwart-Talent entdeckt wurde, kam er über den Kleinstadtverein St. Helens Town zum großen Manchester City. Nachdem die Verpflichtung bekannt wurde, demonstrieren 20.000 Menschen dagegen. Während der ersten Spiele brüllten Zuschauer "Sieg Heil" und hoben den rechten Arm.
Rabbiner legt ein gutes Wort ein
Die Stimmung ändert sich erst, als der Rabbiner der Stadt, der 1938 von Berlin nach Manchester geflüchtete Alexander Altmann, an die Menschen appellierte, ihren Hass auf die Deutschen nicht an einem jungen Mann auszuleben.
Ab da begann sein Aufstieg zum Publikumsliebling von Manchester City, mit dem Pokalsieg 1956 wurde er zur Legende. Nach seiner aktiven Karriere arbeitete Trautmann lange als Fußball-Entwicklungshelfer in Afrika und Asien.
Eine wunderbare Vorlage für einen Film, der sich wirklich für die Geschichte, den Sport und menschliche Entwicklungen interessiert. Der Film "Trautmann" des Regisseurs Marcus H. Rosenmüller nutzt diese Chance nicht, sondern benutzt seine Titelfigur stattdessen für ein aufwändiges Liebes-Melodram, das an der Oberfläche stecken bleibt.
Schlichte Botschaften
Die schlichten Botschaften, die die Liebesgeschichte hervorbringt, sind in pathetische Reden verpackt. So kämpft seine Frau, die ihn anfangs am meisten wegen seiner deutschen Herkunft ablehnt, mit den Worten im Vereinslokal um seine Rehabilitation: "Ihr könnt unmöglich einen Mann für alles verantwortlich machen" und "Würdet ihr ihn als Menschen sehen und nicht nur als Deutschen, dann könntet ihr erkennen, wie er sich bemüht seine Vergangenheit zu bewältigen."
Und der Held sagt zu seiner Teilnahme am Krieg gegen ihr Land: "Ich hätte lieber mit dir getanzt, als auf dem Schlachtfeld zu stehen, aber ich hatte nicht die Wahl."
Um wirklich zu verstehen, wie tief die Verwundungen der Naziverbrechen nachwirken und welch ein Mensch da tatsächlich hinter dem Deutschen steckt, gibt der Film wenig her. Er will die Versöhnung feiern, ohne sich wirklich auf das Leid einzulassen.
Retraumatisierung
Im letzten Drittel kommen in Trautmann die Bilder des Krieges wieder hoch, verbunden mit einem persönlichen Schicksalsschlag erfährt er eine Retraumatisierung. In Rückblenden sieht er aus drei Metern dabei zu, wie ein Wehrmachtssoldat an der Ostfront einen ukrainischen Jungen hinterrücks erschießt, um ihm einen Fußball abzunehmen.
Eine Szene, die historisch nicht belegt ist. Belegt ist dagegen, dass Trautmann an der Ostfront mit eigenen Augen gesehen hat, wie Juden massenhaft umgebracht wurde. Er hat dies gegen Ende seines Lebens seiner Biografin Catrine Clays erzählt.