25 Jahre nach seinem tödlichen Unfall in Imola ist Ayrton Senna nicht nur in Formel-1-Kreisen unvergessen. Vor allem durch seine ganz besondere Persönlichkeit hat der Brasilianer weltweit Spuren hinterlassen.
Die sportliche Seite, das war das eine, das Ayrton Senna zur Legende machte: Die absolute Perfektion in dem, was er tat, "immer, in jeder Sekunde, sein Bestes zu geben, die Suche nach dem Limit, das Herausschieben von Grenzen", das war immer sein Ziel. Der Aufstieg an die absolute Spitze, 65 Pole Positions, 41 Siege und drei Weltmeistertitel waren die beinahe logische Konsequenz davon.
Aber der Mythos Senna gründet sich auf mehr – vor allem auf die ganz spezielle Persönlichkeit des Brasilianers: Absolute Geradlinigkeit und ein fanatischer Gerechtigkeitssinn, gepaart mit einer tiefen Sensibilität, das war eine Kombination an Charaktereigenschaften, die es ihm in der Formel 1 nicht leicht machten. Dies machte sich durch die Dauerkonflikte mit seinem ewigen Rivalen Alain Prost und dem damaligen FIA-Präsidenten Jean-Marie Balestre bemerkbar.
Charisma und Menschlichkeit
Eine extreme Mischung aus Verletzlichkeit und Härte - Ayrton Senna war einfach anders als so viele andere Spitzensportler. Seine manchmal philosophischen Gedanken zu vielen Dingen auf der Welt, nicht nur zur Formel 1,sondern auch zu Religion und Glauben, seine starken Emotionen, die er nie verbarg, sein Charisma, sein Lächeln, das verzaubern konnte und manchmal auch seine Tränen – das prägte. "In persönlichen, menschlichen Dingen war Ayrton sehr mitfühlend, sehr weich, er hatte da nie diese Härte, die vielen anderen Männern zu eigen ist", sagt Ron Dennis, der sechs Jahre lang bei McLaren sein Teamchef war.
Diese Menschlichkeit, auch sein Wille, seine besondere Position zu nutzen, um Dinge zum Besseren zu verändern, das hat auf der ganzen Welt wahrscheinlich mindestens genauso tiefe Spuren hinterlassen wie die sportlichen Erfolge. Speziell natürlich in Sennas Heimatland Brasilien. Dort weiß heute noch fast jeder ganz genau, wo er am 1. Mai 1994 war und was er gerade tat, als er von Ayrton Sennas Tod erfuhr. Für die Brasilianer war es mehr als nur der Verlust eines Sportidols, es war der Verlust einer Hoffnung. So viel hatte Senna ihnen immer geben können, so viel Freude und so viel Stolz auf ihr Land.
Soziales Engagement – bis heute ein Vermächtnis
Dass er sich dabei als Angehöriger der privilegierten Oberschicht, der absoluten Elite, trotzdem ernsthafte Gedanken um die sozialen Gegensätze in seinem Land machte, und auch sehr viel tat und plante, um daran etwas zu verändern, war und ist dort bis heute eine absolute Ausnahme. "Die Reichen können nicht weiter wie auf einer Insel in einem Meer der Armut leben", kritisierte er einmal.
Sein Wunsch, den bedürftigen Kindern und Jugendlichen seiner Heimat zu helfen, wird heute weiterhin erfüllt. Die Stiftung, deren Grundlagen er noch selbst legte und die seinen Namen trägt, wird von seiner Schwester Viviane, einer Kinderpsychologin, geführt. Sie fördert und unterstützt inzwischen insgesamt über vier Millionen Kindern und Jugendlichen in den verschiedensten Projekten in 24 brasilianischen Bundesstaaten. Außerdem arbeitet die Stiftung aber auch im wissenschaftlichen Bereich, in der Ausbildung von Fachkräften, um von Anfang an bessere Grundlagen für die Benachteiligten der Gesellschaft zu schaffen.
Kritik gab es allerdings, als sich Viviane Senna letztes Jahr im brasilianischen Wahlkampf doch sehr stark in die Nähe des rechtsextremen Jair Bolsonaro begab – da würde Sennas Name für etwas missbraucht, das er selbst nie gut geheißen hätte, waren sich in Brasilien viele einig. An dieser typischen "Elite-Position" in der eigenen Familie war noch einmal zu erkennen, wie anders und außergewöhnlich Ayrton Senna gewesen sei.