Katharina Wackernagel spielt eine junge Kommissarin, die erstmals einen Großeinsatz leiten und die Verantwortung dafür übernehmen muss. Als kommissarische Leiterin der Polizei Stralsund muss sie mit Mut und Verhandlungsgeschick ihre Chefin und sieben Zivilisten aus einer Geiselnahme befreien. Im Interview mit dem ZDF spricht die preisgekrönte Schauspielerin über ihre Figur und deren Herausforderung und über ihren Umgang mit Rollen im Allgemeinen.
ZDF: Sie spielen die Kriminalkommissarin Nina Petersen, die ihre Chefin aus einer Geiselnahme befreien soll. Beschreiben Sie kurz die Figur.
Katharina Wackernagel: Nina Petersen, die man zu Beginn des Films als selbstsichere - sogar ein bisschen aufmüpfige - Kommissarin kennen lernt, gerät durch die Geiselnahme ihrer Chefin unter enormen Druck. Sie ist gezwungen, Entscheidungen zu treffen, die für sie völlig neu sind und sie in den Konflikt sowohl mit ihrem Partner als auch mit dem SEK bringt. Dennoch bleibt sie konsequent bei ihrer Linie, lässt sich nicht einschüchtern und obwohl sie am Ende Recht behält, hat sie zum Ende des Films eine starke Entwicklung durchgemacht.
ZDF: Was hat Sie an der Rolle besonders angesprochen?
Wackernagel: Eben dieser Konflikt, in den sie gerät, als jüngste im ganzen Team, zudem in einer Männerwelt, Befehle zu geben und die Konsequenzen ihrer Entscheidungen aushalten zu müssen.
ZDF: Nina Petersen bewahrt, obwohl sie unter immensem Druck steht, nach außen stets einen kühlen und klaren Kopf. Ist das eine Charaktereigenschaft, die Sie auch besitzen?
Wackernagel: Ich glaube, dass ich den Schein, unter Druck klar zu reagieren, gut aufrechterhalten kann. In mir selbst sieht es häufig ganz anders aus, aber auch dieses Gefühl habe ich für die Figur gut nutzen können.
ZDF: Sie zählen zur ersten Riege deutscher Schauspielerinnen. Seit Ihrem Karrierestart, Ende der 90er, haben Sie sich ein unglaublich breites Repertoire erarbeitet. Worauf achten Sie bei der Auswahl Ihrer Rollen? Was ist Ihnen besonders wichtig?
Wackernagel: Das Wichtigste bei meiner Rollenauswahl ist zunächst das gesamte Drehbuch. Wenn eine Geschichte gut und glaubwürdig erzählt ist, sind es die einzelnen Charaktere in der Regel auch. Erst danach überprüfe ich, was es "zu spielen" gibt. Genre und Rollengröße spielen dabei überhaupt keine Rolle. Dennoch habe ich in den letzten Jahren natürlich vermehrt Rollen zugesagt, die etwas weiter von mir persönlich "entfernt" sind.
ZDF: Gibt es ein Genre, welches Ihnen besonders liegt oder welches eine besondere Herausforderung für Sie darstellt?
Wackernagel: Wenn eine Figur gut beschrieben ist und dann noch in originelle Konfliktsituationen gerät, ist es mir gleich, ob der Charakter ein Drama oder eine Komödie durchlebt. Schwierig war es bei der Rolle der Nina Petersen, die zwar ein wirkliches Drama durchlebt, aber eigentlich nie ihre Gefühle preisgeben darf. Da gerät man als Schauspieler manchmal ins Schleudern, weil man glaubt, nicht genug über den Menschen und seine Emotionen erzählen zu können.
ZDF: Sie stammen aus einer Schauspielerfamilie. Ist dieser Hintergrund eine Hilfe auf Ihrem Weg oder stellt er eher eine besondere Verpflichtung dar?
Wackernagel: Dass meine Familie zum größten Teil mit Theater oder Film zu tun hat, hat mir immer nur geholfen. Nicht weil sie mich irgendwo "reingebracht" hat, sondern weil immer ein Verständnis und eine konkrete Auseinandersetzung von ihrer Seite kommt.
ZDF: Gibt es ein Vorbild für Sie und Ihre Arbeit?
Wackernagel: Meine Mutter, Sabine Wackernagel. Sie ist nicht nur eine tolle Schauspielerin, sondern auch eine wundervolle Frau und Mutter, die drei Kinder neben ihrem Beruf großgezogen hat ohne jemals die Familie hinten anzustellen.
ZDF: Sie haben in der Vergangenheit geäußert, dass die Regiearbeit Sie sehr interessiert. Gibt es inzwischen konkrete Pläne?
Wackernagel: Da mein Bruder gerade seinen Abschluss als Drehbuchautor und Regisseur gemacht hat und sein erster Kinofilm im Herbst herauskommt, denken wir schon über eine mögliche Zusammenarbeit nach.
ZDF: Sie wurden für Ihre Arbeit in den Filmen "Mein Mörder kommt zurück" und "Contergan" 2008 mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Hat sich dadurch für Sie persönlich etwas verändert?
Wackernagel: Das war ein tolles Jahr und ich habe mich sehr über die Anerkennung der beiden Filme gefreut. Aber meine Motivation Filme zu machen, ist nach wie vor das Spielen und damit Geschichten zu erzählen. Wenn es Preise dafür gibt, super!