Interview mit Regisseur, Kameramann und Co-Autor Miguel Alexandre
Wie kam es dazu, dass Sie als Regisseur auch die Bildgestaltung übernehmen?
Die Arbeit mit der Kamera habe ich im Prinzip schon als Kind, als Zehnjähriger, begonnen, als ich meine ersten Filme auf Super8 drehte. Meine visuelle Vorstellungskraft für das Erzählen mit Bildern, mit Brennweiten, Bildkompositionen und Lichtstimmungen habe ich somit schon sehr früh entwickelt. Auch später, in meiner professionellen Regielaufbahn, habe ich die optische Auflösung immer alleine erarbeitet und ging mit einer sehr konkreten Vorstellung an das Set, mit welchen Einstellungen und Kamerabewegungen ich eine Szene erzählen wollte. Von außen betrachtet, mag meine Entscheidung, die Kameraarbeit komplett zu übernehmen, als ein großer Schritt erscheinen, doch für mich war es das nicht. Es war vielmehr eine Rückkehr zu meinen Wurzeln, die meiner künstlerischen Ausdrucksform gerecht wird. Ich betrachte mich als Geschichtenerzähler im Medium Film. Die drei Säulen Regie, Drehbuch und Kamera haben dabei, aus meiner Sicht, fließende Übergänge.
Bei "In Wahrheit – Mord am Engelsgraben" haben Sie sogar am Buch mitgewirkt.
Harald Göckeritz ist ein Drehbuchautor, mit dem mich eine lange Freundschaft verbindet, die 20 Jahre zurückreicht. Er schrieb schon das Drehbuch zu meinem Abschlussfilm "Nana" an der Münchner Filmhochschule. Seitdem haben wir an zahlreichen Projekten gemeinsam gearbeitet. Bei manchen dieser Projekte hat Harry das Drehbuch allein geschrieben, bei anderen haben wir es gemeinsam verfasst. In diesem Fall bat mich Harry um Unterstützung, in Absprache mit Produzentin Jutta Lieck-Klenke, mit der uns ebenfalls eine langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit verbindet. Es war also eine Form der Teamarbeit, die wir alle kennen und schätzen.
Was ist das Besondere an der Figur Judith Mohn und ihrem Team?
Judith Mohn ist eine Kommissarin, die ihren Beruf mit Idealismus und Integrität ausübt. Darüber hinaus verfügt sie über große Empathie; mit dieser Eigenschaft gelingt es ihr, Menschen zu öffnen und zum Reden zu bringen, ohne sich mit ihnen gemein zu machen oder ihnen falsche Gefühle vorzugaukeln. Sie ist direkt und offen, auch in Bezug auf ihr Team. Es gibt keine Konflikte um der Konflikte willen, sondern mit Robin Sondermann einen Partner an ihrer Seite, auf den sie sich verlassen kann. Dass man bei beiden Figuren eine latente Anziehung spürt, fügt dieser Konstellation einen besonderen Reiz hinzu, ohne dass wir es plakativ ausspielen. Christina Hecke hat ihrer Figur durch ihre Interpretation eine große Portion Wärme und Zärtlichkeit verliehen, die mir wahnsinnig gut gefällt, gerade in Kombination mit ihrer körperlichen Präsenz. Dass sie darüber hinaus über Untiefen verfügt, besonders in Bezug auf ihr Privatleben, macht Judith Mohn noch interessanter und menschlicher – und führt hoffentlich dazu, dass die Zuschauer mehr über sie erfahren möchten.
"In Wahrheit – Mord am Engelsgraben" ist der Auftakt zu einer neuen ZDF-Samstagskrimi-Reihe, die im Saarland spielt. Gibt es etwas spezifisch Saarländisches?
In der deutschen Filmlandschaft war das Saarland bislang deutlich unterrepräsentiert. Dabei stellt es durch seine Geschichte und seine besondere geographische Lage eine Fundgrube sehr eigener Erzählungen und Charaktere dar. Der französische Einfluss ist deutlich spürbar, nicht nur im Kulinarischen, sondern auch im Lebensgefühl. Ich bin sehr offenen, warmherzigen Menschen begegnet, mit großer Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Uns Filmemachern wurden Türen geöffnet, die in anderen Regionen verschlossen bleiben, gerade in Bezug auf Drehgenehmigungen. Somit habe ich mich bei diesen Dreharbeiten von den Menschen in der Region immer willkommen gefühlt.
Das Interview führte Dagmar Landgrebe.