Wie viele dramaturgische Elemente braucht es, um sie für das TV attraktiv zu machen? Ist es in der Realität auch so, dass Ermittler in Grenzsituationen Alleingänge machen müssen? Produzentin Susanne Flor gibt Antworten.
Wir versuchen, die Fälle grundsätzlich so realitätsnah wie möglich zu gestalten in ihren Abläufen der Polizeiarbeit sowie der Auswahl der Themen und der Orte des Geschehens. Allerdings erfordert die Dramaturgie einer Folge von 60 Minuten zum Beispiel meist eine Beschleunigung der Ermittler-Recherchen und die Lieferung schnellerer Laborergebnisse als sie im wahren Polizeiablauf stattfinden können.
Nur so ist es uns möglich, einen dichten, durchgängig spannenden Krimifall zu erzählen.
Sicherlich greifen unsere Autoren bei ihrer Suche nach spannenden Mordfällen hin und wieder auch auf Fälle oder gerichtliche Verfahren zurück, die tatsächlich passiert sind, und von denen sie in den Medien oder bei ihrer Recherche erfahren haben.
Kreative Arbeit und reale Vorlage
Innerhalb der kreativen Arbeit an der Geschichte und der konkreten Adaption für unsere Reihe "Die Chefin"passieren automatisch Veränderungen der möglicherweise realen Vorlage, um sie in 60 Minuten spannend und mit überraschenden Wendungen erzählen zu können. Für eine genaue Abbildung eines tatsächlich passierten Verbrechens wäre der Rahmen einer Krimi-Reihe vermutlich nicht der angemessene.
Um einen Kriminalfall für das Fernsehen attraktiv zu machen gibt es keine Regel, die pauschal auf jeden Fall angewendet werden kann. Jeder Krimifall und jedes Thema, das in einer Folge von "Die Chefin" behandelt wird, folgt seinen eigenen Gesetzen und Gesetzmäßigkeiten, braucht beispielsweise einen spezifischen und jeweils passenden Einstieg in die Geschichte, hat ein anderes (Erzähl-)Tempo und eine andere Atmosphäre, sowie eine unterschiedliche Anzahl Verdächtige und speziell gestrickte Figuren als Kontrahenten für unsere Ermittler.
Zusammenarbeit mit Polizeifachberatern
Bei einer Geiselnahme würden Vera und ihr Team gegen die Zeit ermitteln, ein Cold Case-Fall würde mehr Aufarbeitung des Vergangenen, also mehr Recherchearbeit von den Kommissaren erfordern und es besteht eventuell keine "akute Gefahr", die es zu bannen gilt.
Da wir selbst ja keine Polizisten sind, arbeiten wir eng mit Polizeifachberatern zusammen, die unsere Drehbücher im Rahmen der TV-Reihe auf Realitätsnähe überprüfen und uns auch immer wieder einen Blick hinter die Kulissen werfen lassen. Dadurch bekommen wir häufig Anregungen für neue "Die Chefin"-Geschichten und die dort erzählte Polizeiarbeit.
Von Susanne Flor