Christian Berkel ermittelt seit zehn Jahren als Bruno Schumann in "Der Kriminalist": Mit sieben neuen Folgen geht der erfolgreiche ZDF-Krimi ab Freitag, 2. September 2016, 20.15 Uhr, wieder auf Sendung.
Der Berliner Hauptkommissar ergründet das Schicksal der Opfer und findet so den Weg zum Täter. Unterstützt wird der Kriminalist von der jungen Kommissarin Esther Rubens (Anna Blomeier) und dem Kriminalbeamten Max Winter (Janek Rieke), der ab 9. September von Kommissar Jan Michalski (Timo Jacobs) abgelöst wird.
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Sie sind seit 10 Jahren "Der Kriminalist". Wie hat sich Ihre Figur seitdem weiterentwickelt?
Das kann der Zuschauer sicher besser beantworten als ich. Die Veränderung lässt sich auch nicht in zwei bis drei Sätzen erklären. Die Figur verändert sich von Block zu Block, das hat natürlich mit den Regisseuren zu tun, die Schumann mit unterschiedlichen Augen sehen. Ich versuche, die Kontinuität beizubehalten, aber es macht mir auch großen Spaß, mich auf die jeweiligen Fantasien der Regisseure einzulassen. Ich denke, "Der Kriminalist" ist ein Regisseur-Format und ich als Schauspieler bin auf die Zusammenarbeit angewiesen.
Hätten Sie vermutet, dass Sie 2016 immer noch den "Kriminalist" spielen?
Nein, darüber habe ich 2006 nicht nachgedacht. Ich hatte einen Vertrag über ein Jahr mit der Option auf weitere zwei Jahre. Dass die Reihe so lange läuft, kam mir damals nicht in den Sinn.
Was denken Sie, ist das Geheimnis, dass "Der Kriminalist" schon so lange erfolgreich läuft?
Zum einen glaube ich, dass es eine eigene und eigenwillige Figur ist, die sich ihre Position in der deutschen Krimilandschaft erobern konnte. Bruno Schumann ist jemand, der stiller ist als viele andere TV-Kollegen: jemand, der aus Empathie, Fantasie und Perfektion handelt, bei dem sich Intuition und Analyse vermischt. Und wir haben bewusst auf jegliche Privatgeschichte verzichtet, das war von Anfang an so gewollt. Wir bleiben bei den Geschichten und den Figuren. Schumann lernt man am besten kennen, wenn man ihm bei der Arbeit zuschaut. Das war für mich der Reiz von Anfang an.
"Der Kriminalist" spielt häufig an Berliner Brennpunkten. Wie erleben Sie als Berliner die Stadt? Was mögen Sie und was eher nicht?
Vor allem habe ich die Stadt durch die Arbeit gut kennengelernt. Es gibt kaum einen Bezirk, in dem wir nicht gedreht haben. Ich glaube, das Spannende an der Stadt ist ihre Wandlungsfähigkeit. Wenn man sich die Geschichte von Berlin anguckt, dann ist die Stadt permanent im Werden. Sie gibt nie ein abgeschlossenes Bild wie Paris oder Rom ab. Zum einen ist sie sehr modern, zum anderen lässt sie alle Wunden und Risse des 20. Jahrhunderts erkennen. Die Stadt verändert sich ständig, sie kann sich nicht verstellen und gibt kein eindeutiges Bild von sich ab. Berlin ist schonungslos offen, kann unangenehm und hart sein, aber auch ganz zart und weich.
Was wünschen Sie Bruno Schumann für die nächsten zehn Jahre?
Ich bin nicht jemand, der in großen Perspektiven denkt. Ich wünsche Schumann für die nahe Zukunft weiter so viel Wahrheit, viele erfahrene, aber auch junge Regisseure, die dieses Format mitprägen werden. Und ich wünsche ihm vor allem ganz starke, autarke, intelligente und feinfühlige Autoren.
Die Fragen stellte Rolf Grabner -
Sie gehören seit vier Jahren fest zum Team. Was ist für Sie das Besondere an "Der Kriminalist"?
Für mich ist das Besondere diese Teamarbeit, die schon so lange besteht. Natürlich gibt es wechselnde Regisseure und Kameramänner, aber die "Grundfamilie" unterscheidet sich für mich von anderen Arbeiten am meisten. Es ist eine sehr schöne Zusammenarbeit.
Was unterscheidet Sie als junge Ermittlerin vom "alten Hasen" Bruno Schumann?
Er ist wie mein Zen-Meister, mein Vorgesetzter und Respektsperson. Er ist kompetent und Esther kann viel von ihm lernen. Früher war Esther fordernder und provokanter, aber inzwischen hat sie sich gut in sein Team eingefügt.
Wie ist das Verhältnis von Esther Rubens zu ihrem Chef?
Wir haben ein sehr gutes Verhältnis, auch wenn sie anfangs immer etwas aufmüpfig war, blieb es auf Augenhöhe. Man findet sich kompetent in dem, was man tut. Das unterscheidet sich gar nicht so sehr zum privaten Verhältnis zu Christian. Wir haben einen großen Respekt füreinander und das fließt auch in die Rolle ein.
Im Mittelpunkt der Krimireihe steht auch Berlin. Was verbinden Sie mit der Stadt?
Berlin ist mein Zuhause, hier ist mein soziales Umfeld und ich fühle mich hier wohl. Ich sage immer, mein Zuhause ist da, wo mein Bett steht und das ist jetzt Berlin. Manchmal vermisse ich die Ruhe, denn die Stadt ist auch rummelig, laut und man findet selten einen Ort, wo man ungestört ist.
Die Fragen stellte Rolf Grabner -
Sie sind der "Neue" im Team. Wie waren Ihre ersten Drehtage und wie sind Sie aufgenommen worden?
Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden und ich war auch sofort in der Rolle drin. Grundsätzlich ist die Stimmung im Team top. Und ich glaube, ich war allen gleich sympathisch, zumindest habe ich es so empfunden. Somit lief alles ohne Komplikationen.
Was hat Sie gereizt, in dem Format mitzuspielen?
Die Qualität des Formats, das sich von anderen Reihen unterscheidet. Hier geht man noch auf eine Entdeckungsreise, hat ein gutes Publikum und man bewegt sich auf qualitativ hohem Niveau. Es ist eine großartige Kommissaren-Rolle, die man ernst nimmt und die Spaß macht. Der Rest läuft von allein. Und für mich als Wahlberliner ist es jetzt ein Heimspiel.
Was zeichnet den Ermittler Jan Michalski aus?
Er ist sehr klar strukturiert, geht einfache Gedankengänge und ist nicht so verkopft. Er ist einer, der aus dem Bauch heraus seinem Gespür folgt. Der aber auch seine Rückschläge hat und daraus wieder neue Erfahrungen sammelt. Jan Michalski lernt aus der Praxis, nicht aus der Theorie. Er ist einer, der auch mal mit dem Kopf gegen die Wand rennt und dann merkt: Okay, man hätte auch vorher mal bremsen können.
Was schätzen Sie besonders an der Arbeit mit den neuen Kollegen?
Den lockeren Umgang miteinander. Man respektiert sich und hat viel Feingespür füreinander. Niemand zieht nur sein eigenes Ding durch. So macht es Spaß zu arbeiten, weil man sich gehört fühlt.
Die Fragen stellte Rolf Grabner
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