Künstliche Intelligenz und Überwachung gehören schon jetzt zu unserem Alltag und bringen auch Vorteile mit sich. Doch wie viel davon verträgt eine demokratische Gesellschaft, die auf der Freiheit des Einzelnen basiert?
Im südkoreanischen Busan wird der gläserne Mensch geprobt. Wer dort in das eigens konzipierte "Smart Village" zieht, wohnt kostenlos. Der Preis dafür: Alle Daten der Bewohner werden erhoben und ausgewertet. Von der vierköpfigen Familie Kim etwa erfasst die Technik, wann und wie viel die Familienmitglieder essen, schlafen oder Sport treiben: "Wir sind die Ersten, die die Zukunft erleben dürfen."
Auch in Deutschland gibt es bereits einige Smart-Living-Projekte, bisher hauptsächlich in der Seniorenbetreuung. Die Idee: Mit künstlicher Intelligenz dafür zu sorgen, dass Menschen möglichst lange ein selbstständiges Leben führen können. Sensoren messen etwa in einer Einrichtung für Betreutes Wohnen am Bodensee vor allem Aktivitäten im Haushalt oder soziale Interaktion: Wenn plötzlich nicht mehr gekocht wird, die Person nachts häufig aufsteht oder nur noch selten die Wohnung verlässt, dann fällt das der KI auf. Wird das eine Lösung für den Pflegenotstand?
Ein häufiges Argument für umfassende Überwachung ist der Schutz vor Verbrechen. Der Ingenieur und Ex-Militär Ross McNutt hat mit einem selbst entwickelten Kamerasystem vom Flugzeug aus bereits zahlreiche Morde aufgeklärt - unter anderem in der mexikanischen Stadt Juarez: "In der ersten Stunde unseres Einsatzes haben wir zwei Morde beobachtet. Und am Ende der ersten Woche hatten wir mehr Tötungsdelikte als Analysten zur Verfügung", sagt McNutt. Kritiker aber warnen vor zu hohen Erwartungen an Überwachungstechniken: "Es ist immer sehr verlockend zu denken, dass man komplexe gesellschaftliche Probleme wie Kriminalität oder Terrorismus ganz einfach durch die richtige Technologie aus der Welt schaffen kann. In der Realität sieht es dann oft so aus, dass nur Symptome bekämpft werden, man aber nicht an die Ursachen der Probleme kommt", sagt etwa Digitalisierungsexpertin Julia Kloiber.
In der Serie "Concordia" werden nicht nur Bewegungen überwacht und entschlüsselt - sogar Emotionen werden erkannt: Überwachungssysteme schlagen Alarm, wenn jemand wütend oder traurig ist. Am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in Saarbrücken wird bereits daran gearbeitet, der KI den Kontext zu geben, den sie braucht, um Gefühle korrekt zu entschlüsseln. "Ich sehe einen enormen Vorteil darin, wenn der Computer die Perspektive des Gegenübers besser verstehen kann und auch unterschiedliche Perspektiven simulieren kann", sagt Studienleiter Patrick Gebhard und sieht die Anwendungsbereiche dieser Technologie vor allem als Assistenzsystem.
Das Beispiel zeigt: KI hat Grenzen – noch. Und sie bringt Risiken mit sich, wirft rechtliche und ethische Fragen auf: Wie weit dürfen wir als Gesellschaft gehen, um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten, ohne ihre grundlegenden Freiheiten zu gefährden?
Stab
- Kamera - Sebastian Wagner