Über 20.000 Tonnen wurden in Zügen exportiert. Der Großteil des Atommülls lagerte in Russland in Fässern unter freiem Himmel - mit gravierenden Folgen: "Auf einem riesigen Platz stehen Tausende Behälter mit dem Uranhexafluorid. Die rosten unter starkem Temperaturwechsel", erzählte damals Alexander Boltatschow, ein ehemaliger Arbeiter der Atomfabrik Tomsk. "Im Sommer ist es hier heiß, im Winter friert alles unter 40 Grad." Regen, Schnee, das alles mache diese Container kaputt. Es würden sich Risse bilden, die man dann versuche, zuzuschweißen.
Es habe tödliche Unfälle gegeben, berichteten Arbeiter. Die Behälter seien eine ernste Gefahr. Urenco bestritt diese Vorwürfe und erklärte, es handele sich gar nicht um Atommüll, sondern um Wertstoff. 2009 wurden die Lieferungen nach Russland trotzdem eingestellt.
Neuer Vertrag regelt Uran-Transporte
Jetzt wurde bekannt, dass Urenco die Transporte wieder aufgenommen hat. Ein neuer Vertrag regelt laut Bundesregierung den Export von bis zu 12.000 Tonnen giftigen Uranhexafluorids bis 2022.
"Das ist unverantwortlich von Urenco, das hatte seinen guten Grund, diese Transporte einzustellen", kritisiert die Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl. Das sie damit jetzt wieder beginnen würden, zeige, dass ihnen die Gefährdung von Menschen, von Umwelt sowie die Tatsache, dass es sich hier um atomare Reststoffe handele, völlig gleichgültig seien, so die Grünen-Politikerin.
Urenco versichert Einhaltung internationaler Standards
Grüne und Linke fordern den Stopp der Transporte. "Bei dieser Neuauflage der Russland-Exporte geht es offenkundig darum, dass erhebliche Mengen Atommüll in Russland billig entsorgt werden“, erklärt der Linken-Politiker Hubertus Zdebel.
Urenco erklärt dazu gegenüber Frontal21: Der Export von Uranhexafluorid nach Russland unterliege keinen Beschränkungen. Er sei wirtschaftlich, und die Anlagen dort entsprächen internationalen Standards. Die Firma habe sich vor Ort von der Sicherheit der Behälter überzeugt. Unrenco legt Fotos vor.
Und so rollen die Uran-Züge wieder nach Russland, seit Mai waren es sieben - mit rund 4.000 Tonnen giftigen Resten aus der deutschen Atomwirtschaft.