Getroffen wird die Maschine der Malaysia Airlines von einer Buk-M1-Rakete, einem Flugabwehr-Raketensystem russischer Bauart. Die Rakete soll ein vom Kreml entsandter Offizier zuvor aus Russland angefordert haben. Die Rechercheplattform "Bellingcat" und "Frontal 21" haben den Offizier als Oleg Wladimirowitsch Iwannikow identifiziert. Nach ihm fahndet das Gemeinsame Ermittlungsteam JIT, dem Australien, Belgien, Malaysia, die Niederlande und die Ukraine angehören.
Hochrangiger Mitarbeiter der russischen Militärgeheimdienstes
Iwannikow sei ein hochrangiger Mitarbeiter des russischen Militärgeheimdienstes GRU, so ein Ermittler des ukrainischen Geheimdienstes gegenüber Frontal 21. "Im Juni 2014 kam er in das Separatistengebiet, er leitete Kampfhandlungen der illegalen militärischen Verbände gegen die ukrainische Armee und war für den Transport des Flugabwehr-Raketensystems Buk aus Russland in die Ukraine verantwortlich." Dafür habe man zahlreiche Belege wie zum Beispiel abgehörte Telefonate.
Die Identität Iwannikows bestätigt Frontal 21 ein ehemaliger Kommilitone, Wiktor Sekistow. Er hatte ab 1985 gemeinsam mit Iwannikow an der Kiewer Militärflugtechnischen Akademie der Sowjetarmee studiert und mit ihm zusammen von 1991 bis 1994 im 33. Jagdfliegerregiment in Wittstock, ehemals DDR, gedient.
Angehörige verklagen Russland
Igor Girkin, eine Art selbsternannter Verteidigungsminister der Separatisten, räumt auf Frontal21-Nachfrage die Existenz Iwannikows ebenfalls ein, verweigert "aufgrund der Würde des Militärangehörigen" jedoch jeden Kommentar. Auch die Frage, ob Iwannikow damals die Buk besorgte, will Girkin nicht beantworten. Dabei lieferte er am 17. Juli 2014 selbst einen Hinweis auf den Abschuss von Flug MH17 durch die Separatisten: Kurz nach dem Absturz der Boing hatte er gepostet, seine Leute hätten eine ukrainische Militärmaschine abgeschossen.
Eine Frontal21-Anfrage zur Rolle von Iwannikow im Militärgeheimdienst GRU lässt das russische Verteidigungsministerium unbeantwortet.
Unterdessen haben Angehörige von 65 niederländischen Opfern Russland vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg verklagt. "Ich erwarte von Russland, dass es seine Fehler zugibt," sagt Piet Ploeg, der selbst drei Angehörige verlor und jetzt Sprecher der Opfer ist. "Es war vermutlich kein absichtlicher Anschlag auf ein Passagierflugzeug", so der Niederländer. "Aber das kann man doch zugeben und sich bei den Hinterbliebenen entschuldigen." Die Niederlande und Australien, die besonders viele Opfer zu beklagen haben, machen mittlerweile Russland offiziell für den Abschuss von Flug MH17 haftbar. Die niederländische Regierung erwägt inzwischen eine Klage vor einem internationalen Gericht. Die Ukraine hat bereits vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag, dem höchsten Gericht der UN, ein Verfahren gegen Russland angestrengt.