Letzte Reserve an der Front?

    Ukraine tauscht Truppen aus :Letzte Reserve an der Front?

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    Marder Panzer und Gustav Gressel vor Ukraine Karte

    Die Ukraine konnte weitere Geländegewinne an der Front verzeichnen. Was das für die ukrainische Gegenoffensive und den Kriegsverlauf bedeutet, weiß Militärexperte Gustav Gressel.

    Neue ukrainische Brigade mit Marder-Panzer an der Front I Militärexperte Gressel bei ZDFheute live

    Rund zwei Monate nach dem Beginn der ukrainischen Gegenoffensive kommt es möglicherweise zur entscheidenden Phase. Denn Kiew versucht offenbar mit dem Einsatz der 82. Luftlandebrigade den Durchbruch. Dafür setzt die Ukraine erstmals auch Marder-Panzer aus Deutschland ein.
    Beide Seiten liefern sich seit Wochen erbitterte Gefechte um einzelne Dörfer. Nach der Befreiung des ukrainischen Dorfes Uroschajne an der Frontlinie ist die ukrainische Armee jetzt nach eigenen Angaben weiter vorgerückt.
    Die Rückeroberung konnte der ukrainischen Armee durch tagelangen Artilleriebeschuss unter anderem mit vom Westen bereitgestellten Waffen gelingen. Diese verfügen über eine größere Reichweite und präzisere Schlagfähigkeit. Die russische Artillerie war dadurch kaum noch in der Lage, Gegenschläge durchzuführen.
    Wie ist die aktuelle Lage an der Front im Süden? Was ist das Besondere an der 82. Brigade? Wie werden die Panzer aus deutschen Waffenlieferungen eingesetzt? Darüber spricht ZDFheute live mit Militärexperte Gustav Gressel. Außerdem dabei ist ZDF-Korrespondentin Anne Brühl in Charkiw, die ihre Eindrücke von der Situation in der Nähe der Front schildert.
    Deutschland stärkt ukrainische Flugabwehr weiter
    Die Ukraine ist weiterhin auf militärische Unterstützung aus dem Westen angewiesen. Deutschland hat deshalb weitere Waffen geliefert. Wie aus der aktualisierten Liste der Bundesregierung zu Militärhilfen hervorgeht, erhielt die ukrainische Armee unter anderem zwei zusätzliche Iris-T-Flugabwehrsysteme. Dabei handelt es sich um Startgeräte für Raketen mit kürzerer Reichweite.
    Außerdem erhielt die ukrainische Armee zehn Bodenüberwachungsradare und mehr als 4000 Schuss Nebelmunition. Nach den USA ist Deutschland militärischer Hauptunterstützer.
    Unterdessen rechnet die Ukraine für dieses Jahr nicht mehr mit den lange erbetenen US-Mehrzweckkampfflugzeugen F-16. “Es ist offensichtlich, dass wir die Ukraine in diesem Herbst und Winter nicht mit den F-16 verteidigen können”, sagte Luftwaffensprecher Jurij Ihnat im ukrainischen Fernsehen
    Neuaufstellung der Asow-Brigade und Fronteinsatz
    Kiew lässt die Truppen an der Front rotieren und schickt frische Kräfte. Zudem ist die „Asow“-Nationalgarde nach ukrainischen Angaben neu aufgestellt worden und wieder zur Unterstützung der Armee an der Front. Hier sei sie im Gebiet Luhansk auch mit Artillerie im Einsatz.
    Bei Kämpfen um die Hafenstadt Mariupol zu Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine war das frühere Asow-Regiment in einem Stahlwerk eingekesselt worden. Überlebende wurden in Kriegsgefangenschaft genommen und später im Rahmen von Gefangenenaustauschen teilweise in die Türkei überstellt. Entgegen der Vereinbarung, dass diese bis Kriegsende in der Türkei bleiben sollten, kehrten einige Asow-Kämpfer Anfang Juli in die Ukraine zurück.
    Die Spezialeinheit gilt als umstritten, da sie 2014 von Rechtsextremisten gegründet wurde. Später soll sich die unabhängige Gruppierung allerdings von seinen ultranationalistischen Gründern getrennt haben und wurde formell in die ukrainische Nationalgarde integriert. Russland nutzte dies lange Zeit zu Propaganda-Zwecken, beispielsweise als Beleg für eine „Nazi-Herrschaft“ in der Ukraine. Auch den Einmarsch in die Ukraine vergangenes Jahr legitimiert Russlands Präsident Putin mit einer „Entnazifizierung“.
    Mit Material von ZDF, dpa, afp

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