Austausch von Gefangenen: Russland und Westen mit großangelegtem Deal | ZDFheute live
Seit Tagen wird darüber spekuliert, nun ist klar: Zwischen Russland und dem Westen ist ein groß angelegter Gefangenenaustausch angelaufen – der womöglich größte seit Ende des Kalten Krieges.
Insgesamt geht es um einen Austausch von 26 Gefangenen zwischen Russland und westlichen Ländern. Darunter mehrere derzeit in Russland Inhaftierte, die gegen russische Gefangene im Westen ausgetauscht werden sollen. Unter ihnen auch der
US-Journalist Evan Gershkovich, der in Russland zu 16 Jahren Haft in einer Strafkolonie verurteilt worden war. Auch der frühere US-Soldat Paul Whelan soll freikommen. Unter den Freigelassenen soll auch ein Deutscher sein, unter anderem der in
Belarus von der Todesstrafe
begnadigte Rico K..
Russlands Präsident Putin steht schon lange in der Kritik,
politische Gefangene als Geiseln zu nutzen, um Russen aus westlichen Gefängnissen freizupressen. Der Kremlchef hatte zuletzt wiederholt die Bereitschaft zu einem Austausch erklärt. Denn er hat seinerseits auch Personen auf der Liste, die er im Rahmen eines Austauschs gerne freibekommen möchte.
Zu den Personen, die Putin unbedingt frei sehen möchte, gehört Wadim K., der sogenannte Tiergartenmörder. Der Russe sitzt in Deutschland im Gefängnis. Er war im Dezember 2021 wegen der Ermordung eines tschetschenisch-georgischen Dissidenten im Berliner Tiergarten zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Was sind die Details des Deals? Welche Inhaftierten werden freigelassen? Und wie läuft die Übergabe der Gefangenen ab? Darüber spricht Marc Burgemeister bei ZDFheute live mit Geheimdienst-Experte Adrian Hänni. Unsere ZDF-Korrespondenten Armin Coerper in Moskau und David Sauer in Washington ordnen die Lage ein.
Wer wurde freigelassen?
Im März letzten Jahres wurde der US-Journalist Evan Gershkovic wegen angeblicher Spionage in Jektarinburg in Russland festgenommen. Nun ist er im Rahmen eines großen Gefangenenaustausches freigekommen. Der 32-Jährige war als Reporter für das US „Wall Street Journal“ tätig. Medienberichten zufolge wollte er eine Reportage über die Einstellung der russischen Bevölkerung zu den Anwerbeversuchen der Privatarmee Wagner schreiben. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft in Russland soll Gershkovich im Auftrag der USA geheime Informationen über eine russische Waffenfabrik gesammelt haben. Beweise wurden nicht veröffentlicht.
Die Zeitung wies die Vorwürfe gegen ihren Mitarbeiter zurück. Auch die US-Regierung hat die Inhaftierung verurteilt und sieht den Vorfall als
Einschüchterungsversuch Russlands gegenüber Journalisten. Ein Gericht hat Gershkovic am 19. Juli 2024 zu 16 Jahren Haft in einer Strafkolonie verurteilt. Der Prozess hatte nur etwas mehr als drei Wochen gedauert. Seit dem Kalten Krieg war Gershkovich der erste Reporter eines US-Medienunternehmens, der wegen Spionagevorwürfen festgenommen wurde.
Außerdem ist auch der 2018 inhaftierte frühere US-Marinesoldat Paul Whelan freigekommen. Auch er verbüßte eine 16 Jahre lagen Haftstrafe wegen angeblicher Spionage. Seine Familie und die US-Regierung bezeichneten die Vorwürfe gegen den 54-Jährigen als haltlos.
Mit Material von ZDF, dpa, AFP