Russischer Angriffskrieg: Warum stockt die Cherson-Offensive?

    Russischer Angriffskrieg:Warum stockt die Cherson-Offensive?

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    Eine Collage aus einer orange-gelben Landkarte, auf der die Ukraine zusehen ist, und einem ukrainischen Panzer.

    Der von der Ukraine lange angekündigte Großangriff zur Rückeroberung von Cherson bleibt bisher aus. ZDFheute live analysiert die Hintergründe.

    Kampf um Cherson - Das passiert bei ZDFheute live

    Seit Wochen wird eine weitere ukrainische Offensive im Süden erwartet. Ziel: Die Rückeroberung der Region Cherson, inklusive Befreiung der gleichnamigen Hauptstadt. Cherson ist die einzige größere Stadt, die Putins Truppen zu Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine einnehmen konnten – im Zuge der Scheinreferenden im September wurde das gesamte Gebiet von Moskau illegal annektiert.
    Allerdings hat Russland die Zivilbevölkerung zuletzt immer wieder dazu aufgerufen, die Region zu verlassen. Der neue russische Kommandeur in der Ukraine, General Sergei Surowikin, warnte vor einem bevorstehenden Großangriff. Doch der blieb bis jetzt aus. Der Vorstoß der ukrainischen Streitkräfte stockt.
    Wieso kommt die ukrainische Armee im Süden nur langsam voran? Steckt dahinter taktisches Kalkül oder haben die Truppen von Präsident Selenskyj zu wenig Schlagkraft, weil Material-Nachschub fehlt? Darüber spricht ZDFheute live mit Oberst a.D. Wolfgang Richter von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Von den aktuellen Entwicklungen in der Ukraine berichtet ZDF-Reporter Dara Hassanzadeh, live in Saporischschja.

    Die Lage in Cherson – viele Unklarheiten

    Am Wochenende kam es zu neuen Kämpfen zwischen den russischen und ukrainischen Truppen im Osten und Süden der Ukraine. Beide Seiten bestätigen, dass dabei schwere Artillerie eingesetzt wurde. Während Kiew berichtet, das ukrainische Militär habe in den Gebieten Luhansk und Donezk russische Stellungen vernichten können, behauptet das russische Verteidigungsministerium, dass die "ukrainischen Angriffe" in den Gebieten Donezk, Luhansk und Cherson abgewehrt worden seien.
    Bei diesen Kämpfen wurde auch Infrastruktur der Strom- und Wasserversorgung beschädigt. Die russische Seite wirft der Ukraine nun Terrorangriffe auf die Energieversorgung von Cherson vor. Gleichzeitig greift Russland selbst seit Wochen die ukrainische Energieversorgung in weiten Teilen des Landes an.
    Während Zivilisten aus Cherson evakuiert werden, sollen Berichten zufolge russische Soldaten zivile Wohnungen systematisch besetzen. Der ukrainische Präsident Selenskyj vermutet, dass Russland sich auf einen Häuserkampf in der Stadt vorbereitet. Demnach sollen nach einem augenscheinlichen Rückzug Russlands, die ukrainischen Truppen in die Stadt - und damit in eine Falle - gelockt werden.
    Außerdem gibt es weitere Unklarheiten zum angeblich beschädigten Kachowka-Staudamm. Vorwürfe, die Zerstörung des Staudamms zu planen, gibt es von beiden Seiten. Nun soll dieser laut russischen Angaben tatsächlich durch ukrainische Raketenangriffe beschädigt worden sein. Die russischen Besetzer treiben mit dieser Begründung die Evakuierungen von Zivilisten weiter voran. Gleichzeitig wirft die Ukraine Russland vor, den Staudamm zerstören zu wollen, um mit einer Flutwelle die ukrainische Gegenoffensive zu verhindern.
    Mit Material von ZDF, dpa, afp und ap.

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