Weltstrafgericht: Was bringt der Haftbefehl gegen Putin?

    Weltstrafgericht in Den Haag:Was bringt der Haftbefehl gegen Putin?

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    Wladimir Putin im Vordergrund; eine grafische Karte der Ukraine im Hintergrund.

    Das Gericht sieht Putin als Verantwortlichen hinter der Entführung tausender ukrainischer Kinder. Welche Konsequenzen hat der Haftbefehl? ZDFheute live ordnet ein.

    Haftbefehl gegen Putin Was passiert bei ZDFheute live?

    Der Internationale Strafgerichtshof hat einen Haftbefehl gegen Putin erlassen - wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in der Ukraine.
    Putin sei für die rechtswidrige Deportation von Kindern und erzwungene Umsiedlungen aus besetzen ukrainischen Gebieten in die Russische Föderation verantwortlich, so der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag. Auch gegen die russische Kinderschutzbeauftragte Maria Lvova-Belova wurde Haftbefehl erlassen. Beide Haftbefehle wurden heute veröffentlicht, was sonst unüblich ist. Das Gericht begründet diesen Schritt damit, dass die Verbrechen mutmaßlich noch fortgesetzt würden.

    Die Entscheidungen des Internationalen Strafgerichtshofs haben für unser Land keine Bedeutung, auch nicht in rechtlicher Hinsicht

    Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa

    Welche Konsequenzen kann der Haftbefehl gegen Putin haben? Wie wird die Entscheidung des Gerichts international aufgenommen? Und gibt es für die Haftbefehle hinreichende Beweise? Darüber sprechen wir bei ZDFheute live mit Prof. Dr. Stefanie Bock, Expertin für Internationales Strafrecht und dem freien Journalisten Arndt Ginzel, der aus der Ukraine über verschwundene Kinder berichtet hat. Seid dabei, diskutiert mit und stellt eure Fragen!

    Entführungen von Kindern als Kriegsstrategie

    Kriegsverbrechen sind in vielen Kriegen Teil der Strategie. Auch bei Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine werden sie spätestens seit den Vorkommnissen in Butscha diskutiert. Russland verschleppt sogar Kinder im Kindergartenalter aus russisch besetzten Gebieten in der Ukraine nach Russland. Ukrainischen Angaben zufolge wurden bis Februar 2023 bis zu 16.000 Kinder deportiert.
    Der UN-Menschenrechtsrat hat gestern bereits in einem Bericht festgestellt, dass es sich dabei um Kriegsverbrechen handelt; der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag zieht heute also nach und sieht bei diesen Kriegsverbrechen eine Beteiligung der russischen Staatsspitze, namentlich: Präsident Wladimir Putin.

    Wahrscheinlich der größte Fall von staatlich geförderter Entführung von Kindern in der Geschichte unserer modernen Welt.

    Dmytro Kuleba, ukrainischer Außenminister Ende Februar

    Ein Ziel solcher Entführungen: Die Umerziehung der Kinder. Unter falschen Vorwänden werden sie aus der Ukraine gelockt, wie ein betroffenes Kind gegenüber dem ZDF erzählt:

    Es war beängstigend. Wir wussten nicht, wohin sie uns bringen. Dann sagten sie, sie würden uns in die Ferien bringen.

    Entführter Junge aus Cherson

    Seit Beginn des Angriffskrieges gelingt es der Ukraine auch vereinzelt, Kinder zu befreien. Insgesamt ist dies laut ukrainischen Angaben bisher in etwa 300 Fällen gelungen. Das Beispiel einer mutigen Heimleiterin aus Cherson zeigt einen dieser wenigen Erfolge.
    Mit Material von ZDF, dpa, afp und Reuters.

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