Fußball-WM in Katar: Was verändert die WM?

    Fußball-WM in Katar:Was verändert die WM?

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    Bundesinnenministerin Nancy Faeser und der Emir von Katar schütteln sich die Hände. Im Hintergrund ein Flugzeug.

    Die Kritik an der Ausrichtung der Fußball-WM in Katar wird immer lauter. Bei ZDFheute live diskutieren ein ehemaliger FIFA-Sprecher und ein Aktivist über Menschenrechte.

    Veränderungspotentiale in Katar durch die WM? - Das passiert bei ZDFheute live

    In knapp drei Wochen beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Was schon seit 2010 klar ist, sorgt weiter für Diskussionen – vor allem beim Thema Menschenrechtsverletzungen. In Katar gilt islamisches Recht. Frauen sind nicht gleichberechtigt, Homosexualität ist verboten und wird hart bestraft. Hinzu kommen Berichte über sklavenähnliche Arbeitsbedingungen für die vielen Gastarbeiter auf den WM-Baustellen. Laut Amnesty International starben von 2010 bis 2019 Tausende. Viele fordern einen Boykott der WM.
    Bundesinnen- und Sportministerin Faeser ist für zwei Tage mit einer DFB-Delegation in den Golfstaat gereist. Ursprünglich sollte auch die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberger, mitreisen. Sie hatte kurzfristig abgesagt. Ihr sei klar geworden, wie schwierig es sei, offene und auch kritischen Gespräche in Katar zu führen. Weniger kritisch: Ex-Außenminister Sigmar Gabriel. Er warf Deutschland auf Twitter Überheblichkeit vor. Man messe mit zweierlei Maß.

    Die deutsche Arroganz gegenüber Qatar ist „zum Ko…“! Wie vergesslich sind wir eigentlich? Homosexualität war bis 1994 in D strafbar. Meine Mutter brauchte noch die Erlaubnis des Ehemanns, um zu arbeiten. „Gastarbeiter“ haben wir beschissen behandelt und miserabel untergebracht.

    Sigmar Gabriel

    Dürfen Turniere wie die Fußball-WM nur an demokratische Länder vergeben werden? Was können internationale Sportereignisse im Gastgeberland verändern? Darüber diskutiert ZDFheute live mit Alexander Koch, ehemaliger FIFA-Sprecher, und Wenzel Michalski von Human Rights Watch. ZDF-Reporter Thomas Reichart begleitet die Delegation um Ministerin Faeser und berichtet live aus Katar.

    Kritik am WM-Gastgeber führt zu diplomatischen Verstimmungen

    Bundesinnenministerin Nancy Faeser distanzierte sich zuletzt von der WM in Katar. "Für uns als Bundesregierung ist das eine total schwierige Vergabe", sagte Faeser dem ARD-Magazin Monitor. Künftig sollte die Vergabe von sportlichen Großereignissen an Kriterien geknüpft werden - "nämlich an die Einhaltung der Menschenrechte, an Nachhaltigkeits-Prinzipien", so Faeser.

    Es gibt Kriterien, an die sich gehalten werden muss, und dann wäre es besser, dass das nicht in solche Staaten vergeben wird

    Nancy Faeser, Bundesinnenministerin

    Faesers klare Worte sorgen im Golfstaat für Empörung - als Reaktion wurde der deutsche Botschafter  ins Außenministerium in Doha einberufen, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Katar verurteile die Äußerungen Faesers aufs Schärfste, die vor allem angesichts der "ausgezeichneten Beziehungen" beider Länder gegen diplomatische Normen verstoßen würden.
    Die WM-Gastgeber scheinen auf Kritik zunehmend dünnhäutiger zu reagieren. Der Emir von Katar, Tamim Bin Hamad Al Thani, hatte zuletzt beklagt, dass das Land einer beispiellosen Kampagne ausgesetzt sei, die noch kein Gastgeberland jemals erlebt habe.
    Während Faeser nach den diplomatischen Verwicklungen heute nun doch in Katar angekommen ist, verzichtet die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg, auf ihre ursprünglich geplante Mitreise.

    Die Entwicklungen an diesem Wochenende haben mir verdeutlicht, wie schwierig es in der derzeitigen Situation im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft ist, mit der katarischen Regierung die von mir geplanten offenen und auch kritischen Gespräche über die Menschenrechtslage in Katar zu führen.

    Luise Amtsberg, Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung

    Mit Material von ZDF, dpa, afp und kna.

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