Dunkelflaute im Dezember: Keine Alternativen zu Kohle und Gas?

    Dunkelflaute im Dezember:Keine Alternativen zu Kohle und Gas?

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    Strommaste vor einem pinken Himmel

    Zu Beginn des Winters haben Wind und Sonne kaum Strom geliefert. Zwei Experten erklären, wie erneuerbare Energien in Zukunft trotzdem Kohle, Gas und Atomkraft ersetzen sollen.

    Dunkelflaute im Winter Was passiert bei ZDFheute live?

    Seit Anfang Dezember herrscht in Deutschland Dunkelflaute – die erneuerbaren Energien decken nur einen geringen Teil des Strombedarfs. Der überwiegende Teil, zum Teil 80 Prozent, wird durch Kohle oder Gas erzeugt. Entsprechend hoch ist der Ausstoß von CO2. Solche Lagen entstehen im Winter, wenn wenig Sonne scheint und fast kein Wind weht. 
    Schon seit dem Herbst sind mindestens 16 Kohlekraftwerksblöcke wieder am Netz oder nicht in die Reserve gegangen. Auch im dritten Quartal des Jahres wurde laut Statistischem Bundesamt mehr Kohlestrom als im Vorjahreszeitraum erzeugt, trotz hoher Preise auch mehr Gas verbrannt. Gleichzeitig stieg der Anteil der erneuerbaren Energien etwas, dafür halbierte sich der Strom aus Atomkraftwerken. Insgesamt schätzt die Internationale Energieagentur (IEA), dass der klimaschädliche Verbrauch von Kohle in diesem Jahr weltweit einen neuen Höchstwert erreichen wird. Vor allem Europa brauche viel Kohle, um Strom zu produzieren. Das werde auch so bleiben, wenn es keine weiteren Anstrengungen gebe, die Energiewende voranzutreiben, warnt die IEA.    
    In Deutschland gehen inzwischen die ersten Flüssiggas-Terminals in Betrieb. Das Spezialschiff "Neptune" zur Aufbereitung von Flüssiggas (LNG) erreichte am Freitag den Industriehafen von Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern. Neben diesem privat finanzierten Terminal hat das Bundeswirtschaftsministerium fünf weitere LNG-Spezialschiffe angemietet. Ein erstes traf am Donnerstag in Wilhelmshaven ein und wird am Wochenende in Anwesenheit des Bundeskanzlers eröffnet. 
    Wie sehr bleibt Deutschland in den kommenden Jahren abhängig von Kohle und Gas auch für die Stromproduktion im Winter? Setzen wir zu stark auf Flüssiggas? Und wie müssen erneuerbare Energien ausgebaut und eingesetzt werden, um den CO2-Ausstoß auch im Winter zu reduzieren? Darüber spricht Victoria Reichelt bei ZDFheute live mit Simon Müller von der Denkfabrik Agora Energiewende und mit Prof. Volker Quaschning von Scientists for Future.

    Fossile Ressourcen zur Stromgewinnung Warum ist das wichtig?

    Die aktuell herrschende "Dunkelflaute" sorgt dafür, dass Deutschland vermehrt auf fossile Energielieferer wie Kohle und Gas setzen muss, um den Energiebedarf zu decken.
    Bislang liefern fossile Energieträger in diesem Jahr weiter den meisten Strom für Deutschland, auch ohne Dunkelflaute. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stammte im dritten Quartal mehr als ein Drittel (36,6 Prozent) der hierzulande erzeugten Strommenge aus Kohlekraftwerken. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Anstieg um 13,3 Prozent. Auch Erdgas wurde demnach trotz hoher Gaspreise mehr für die Stromerzeugung eingesetzt als ein Jahr zuvor: Hier erhöhte sich der Anteil um 4,5 Prozent auf 9,2 Prozent des eingespeisten Stroms.
    Auch im vierten Quartal dürfte der Kohle-Anteil an der Stromerzeugung hoch sein. Grund ist die Rückkehr von Kohlekraftwerken aus der Versorgungsreserve und der Netzreserve, um weniger Gas für Strom verwenden zu müssen. Seit dem weitgehenden Stopp von russischen Gaslieferungen versucht die Bundesregierung, Lücken in der Gasversorgung zu füllen. Dafür werden an diesem Wochenende die ersten beiden Flüssiggas-Terminals eröffnet. Naturschützer kritisieren:  

    Der geplante Bau von LNG-Terminals schießt weit über das hinaus, was notwendig wäre, um gut durch die nächsten Winter zu kommen.

    BUND-Vorsitzende Olaf Brandt

    Damit betreibe die Ampel-Regierung das Gegenteil von klimaverantwortlicher Politik, so Brandt. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) will weitere rechtliche Schritte einleiten, um den Betrieb der geplanten LNG-Terminals in Deutschland zeitlich stärker einzuschränken. Eine erste Klage wurde eingereicht, um die Betriebsdauer der Pipeline, an die das Wilhelmshavener Terminal angeschlossen ist, auf zehn Jahre zu begrenzen. Vorgesehen ist bislang ein Betrieb für 20 Jahre.
    Mit Material von dpa, afp und Reuters.

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