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FAQ
WHO verhandelt Abkommen:Unvorbereitet in die nächste Pandemie?
von Katja Belousova
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Was tun, wenn die nächste Pandemie ausbricht? Mit dieser Frage beschäftigt sich die WHO. Die Welt soll besser vorbereitet sein. Doch wo hakt es? Und welche Viren sind nun im Fokus?
Nach der Pandemie ist vor der Pandemie: Wie gut sind wir auf neue Ausbrüche vorbereitet?
Quelle: ap
Ab Montag berät die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über ein Pandemieabkommen, dessen Ziel es ist, besser auf künftige Ausbrüche vorbereitet zu sein. Auch als Reaktion auf die Corona-Krise.
Zwei Wochen lang wollen die 194 Mitgliedsstaaten beraten, um die nunmehr zwei Jahre andauernden Verhandlungen zu einem Abschluss zu bringen. Die Verhandlungen am Montag in Genf gelten als letzter Versuch für eine Einigung.
Welche Punkte sorgen für Konfliktpotenzial? Und wie realistisch ist es, dass es in absehbarer Zeit erneut zu einer Pandemie kommt?
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Warum gibt es in der WHO bislang keine Einigung?
Das WHO-Pandemieabkommen wurde bereits im Dezember 2021 auf den Weg gebracht. Dass es bislang noch immer nicht zu einer Einigung kam, liegt an den Einzelinteressen der Weltregionen und Staaten. Auch die Sorge, im Pandemiefall staatliche Souveränität zu verlieren, spielt eine Rolle.
Und selbst wenn es zu einer Einigung käme, bleibt ein weiteres Problem: Das Pandemieabkommen tritt nur in Kraft, wenn genügend Länder es ratifizieren und es wäre nur in diesen Ländern gültig. Und sollte ein Land, das das Abkommen ratifiziert hat, gegen eine Verpflichtung verstoßen, drohen auch keine Sanktionen.
Was sind Konfliktpunkte des Pandemie-Abkommens?
Die Organisation Ärzte ohne Grenzen beobachtet "stockende Verhandlungen" - etwa, wenn es um den fairen Zugang zu Impfstoffen und medizinischen Produkten für alle Menschen weltweit geht. In einer Stellungnahme vor dem Unterausschuss Globale Gesundheit des Bundestags heißt es:
Als Beispiel nennt die Organisation, dass die Staaten sich nicht auf einen verpflichtenden Technologietransfer im Pandemiefall einigen könnten. Dieser sei "ein zentraler Baustein, um die Produktion von Impfstoffen, Diagnostika und Medikamenten schnellstmöglich auszuweiten und zu diversifizieren." Vor allem Industriestaaten haben hier Bedenken, weil das Patentrecht ihrer Pharmafirmen berührt wäre.
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Im Gegenzug fordern Europa, Japan und die USA eine stärkere Aufsicht über das Pandemie-Management. Außerdem fordern sie klare Formulierungen, dass alle Staaten Daten und Informationen über neu auftretende Krankheitserreger teilen müssen.
Droht absehbar die nächste Pandemie?
"Trotz der Vertagung der Verhandlungen um Kernelemente des Pandemieabkommens kann eine künftige Pandemie in jedem Moment ausbrechen", mahnte der WHO- und Pandemieexperte Pedro Alejandro Villarreal von der Stiftung Wissenschaft und Politik Ende April. Auch er sprach als Sachverständiger vor dem Unterausschuss Globale Gesundheit.
Ein genauer Zeitpunkt lasse sich dabei aber nur schwer voraussagen, erklärt Virologin Isabella Eckerle von der Universität Genf gegenüber ZDFheute. Und ergänzt: "Coronaviren sind prinzipiell ganz gut darin, in neue Arten überzuspringen. Und es gibt eine große Vielfalt an Coronaviren in Tieren - es ist also nicht unwahrscheinlich, dass es eines Tages nochmal zum Übersprung eines neuen Coronavirus kommt".
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Welche Viren bereiten aktuell Sorgen?
Aktuell ist die Vogelgrippe wieder in den Fokus gerückt. In den USA wurde ein Fall dokumentiert, bei dem es eine Übertragung vom Rind auf den Menschen gab. Isabella Eckerle äußert sich besorgt. "Nicht, weil ich denke, dass es morgen zu einer Pandemie kommt - aber es scheint, dass das Virus in den Rindern bereits viel weiter verbreitet ist, als man dachte."
Darüber hinaus beobachte sie auch das Affenpocken-Geschehen mit Sorge. "Auch wenn der weltweite Ausbruch abgeklungen ist, so gibt es einen starken Anstieg der Fälle in einigen Regionen in Afrika, und man versteht nicht, warum", so Eckerle.
"Zoonotische Viren sind solche, die aus einem Tierreservoir neu auf den Menschen überspringen. Das heißt, unser Immunsystem hatte mit diesen Viren noch nie Kontakt, und wir sind erstmal alle gleich empfänglich für einen solchen Erreger", erklärt Virologin Isabella Eckerle. "Häufig resultieren solche neuen Viren auch in schweren Krankheitsverläufen beim Menschen, während sie in ihrem Reservoir keine Krankheit auslösen."
Es brauche ein "Social Distancing" von unseren Mit-Spezies, fordert Eckerle. "Wildtiere brauchen ausreichend Habitate, in denen sie ungestört leben können, sodass sie uns und unseren Nutztieren nicht zur Gefahr werden. Ich denke hier zum Beispiel an Abholzung von Regenwäldern für Weideflächen, oder legaler und illegaler Wildtierhandel."
Gleichzeitig brauche es ein Umdenken bei der industriellen Nutztierhaltung. "Wir schaffen damit unnatürlich große Herden, die für ein neues Virus geradezu traumhafte Vermehrungsbedingungen bieten", sagt sie. Und fügt hinzu: "Wir müssen die Erderwärmung so gering wie möglich halten." Auch die Erwärmung trage dazu bei, dass Tiere ihre Heimat verlassen, mit anderen Arten in Kontakt kommen, und neue Krankheiten überspringen und sich ausbreiten könnten.
Gleichzeitig brauche es ein Umdenken bei der industriellen Nutztierhaltung. "Wir schaffen damit unnatürlich große Herden, die für ein neues Virus geradezu traumhafte Vermehrungsbedingungen bieten", sagt sie. Und fügt hinzu: "Wir müssen die Erderwärmung so gering wie möglich halten." Auch die Erwärmung trage dazu bei, dass Tiere ihre Heimat verlassen, mit anderen Arten in Kontakt kommen, und neue Krankheiten überspringen und sich ausbreiten könnten.
Wie gut ist die Welt auf eine erneute Pandemie vorbereitet?
Vor einem halben Jahr kam die unabhängige Beobachtungsstelle Gesundheits-Krisenvorsorge (GPMB) zu dem Schluss, dass die Welt nach wie vor schlecht auf eine mögliche neue Gesundheitskrise vorbereitet sei.
Es gebe seit Corona zwar punktuelle Verbesserungen, aber manche Länder hätten ihre Vorkehrungen, um auf Pandemien schnell reagieren zu können, wieder zurückgefahren. In anderen Staaten gebe es kaum Fortschritte.
Dabei brauche es eine viel bessere Überwachung, um neue Virusübergänge zu erkennen, fordert Isabelle Eckerle.
Mit Material von AFP und dpa
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