Rekordwärme trotz Regen: 2024 wärmstes Jahr seit Messbeginn
Rekordhitze in Deutschland:2024 wärmstes Jahr seit Messbeginn
von Christa Orben, Berit Bogs und Katja Horneffer
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Das Jahr 2024 brachte in Deutschland neue Temperaturrekorde. Dennoch fühlten sich viele Monate verregnet und trüb an. Erfahren Sie, warum beides zutrifft.
Mit 0,3 Grad fällt der Temperaturanstieg zum Vorjahr außergewöhnlich hoch aus. Zu heiß und zu nass, so die Jahresbilanz vom Deutschen Wetterdienst.30.12.2024 | 1:40 min
Deutschland erlebte 2024 das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. Im Schnitt lag die Temperatur bei 10,9 Grad Celsius - das sind 0,3 Grad mehr als im bisher wärmsten Jahr 2023.
Trotz dieser Rekordwärme empfanden viele Menschen das Jahr als gar nicht so heiß, berichtet auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach in seiner vorläufigen Bilanz.
Im Frühjahr wurden weite Teile Deutschlands mit Wärme und Sonnenschein verwöhnt. In Ohlsbach im Kinzigtal wurden 30,1 Grad Celsius gemessen. 08.04.2024 | 3:02 min
2024 wärmster Frühling seit 1881
Den heißesten Tag seit Wetteraufzeichnungsbeginn verzeichneten wir in Deutschland am 25. Juli 2019 mit 41,2 Grad. Daneben sehen die 36,5 Grad in Bad Neuenahr/Ahrweiler am 13. August als höchste Sommertemperatur in diesem Jahr 2024 geradezu bescheiden aus. Eine noch niedrigere Höchsttemperatur in Deutschland gab es zuletzt 2008.
Wetterbilanz: Temperaturen 2024
Quelle: ZDF
Das Jahr 2024 zeichnete sich also nicht durch besonders heiße Tage aus, sondern durch konstant hohe Tages-Mitteltemperaturen.
Die kamen zum Beispiel im August unter anderem dadurch zustande, dass die Nächte sehr mild blieben. Außerdem gab es dieses Jahr auch anhaltende Wärmeperioden sehr früh im Jahr. So war der Frühling 2024 der wärmste seit 1881.
Mehrere Teile der Welt erlebten 2024 extreme Hitzewellen. Der Planet glüht. Was kommt auf uns zu?21.06.2024 | 28:21 min
Februar: Milde Nächte und viel zu nass
Auch der Februar 2024 war der mit Abstand wärmste je gemessene Februar. Er entsprach eher einem üblichen April. Mit beispiellosen 6,6 Grad Mitteltemperatur, war er 5,1 Grad wärmer als die aktuelle Vergleichsperiode 1991 bis 2020.
Dafür verantwortlich waren besonders milde Nächte mit wenig und wenn dann nur leichtem Frost. Unter anderem verhinderten Regenwolken in den Nächten die Auskühlung. So war der Februar wie viele andere Monate des Jahres 2024 deutlich zu nass.
Schäden im Obstanbau durch späten Frost
Winterliche Episoden waren in diesem Jahr meist nur kurz. So zum Beispiel in der zweiten und dritten Januarwoche. Am 20. Januar wurden in Leutkirch-Herlazhofen im Allgäu -19,5 Grad gemessen. Schnee blieb nur in höheren Lagen länger liegen.
Der April überraschte mit einem plötzlichen Wintereinbruch und Temperatursturz. Mit Folgen auch für die Landwirtschaft.21.04.2024 | 1:27 min
Danach sanken die Temperaturen erst Ende April wieder in den mäßigen Nachtfrostbereich. Diese Spätfröste sorgten allerdings für erhebliche Schäden in der Landwirtschaft, besonders im Obstbau.
Mitte Juni bescherte eine allerdings sehr kurze Schafskälte Meßstetten nur 1,4 Grad in der Nacht. In der zweiten Novemberhälfte winterte es kurz mit unwetterartigen Schneefällen im äußersten Süden - 40 Zentimeter Neuschnee fielen im Allgäu.
Wetterextreme nehmen zu, weil die Luft immer wärmer wird. Besonders betroffen ist Europa, erklärt ZDF-Meteorologin Katja Horneffer.26.09.2024 | 0:55 min
Starkregen und Hochwasser ab Mai
Schon zum Jahresbeginn war die Hochwasserlage im Norden des Landes angespannt. Nach einem recht trockenen März entwickelten sich im Mai häufig unwetterartige Wolkenbrüche.
Teils fielen in kurzer Zeit ganze Monatsmengen an Regen und machten den Mai zum drittnassesten seit Aufzeichnungsbeginn. Eine festgefahrene Tiefdruckwetterlage brachte Starkregengewitter, die in Rheinland-Pfalz und dem Saarland zu teils katastrophalem Hochwasser führten.
Nach massiven Regenfällen geht es jetzt im Südwesten ans Aufräumen. Teils 100 Liter Regen auf dem Quadratmeter waren zu viel für viel für die Kanalisation.18.05.2024 | 3:14 min
Ab Ende Mai kam es dann aufgrund eines Adria-Tiefs ("Vb-Tief") auch in Bayern und Baden-Württemberg zu massiven Überflutungen, so dass es innerhalb eines halben Jahres zu drei Jahrhunderthochwassern kam.
Kräftige Gewitter und Trockenphasen im Wechsel
Der Sommer war sehr unbeständig. Es gab ein Wechselspiel aus Schauern und kräftigen Gewittern, das unwetterartigen Starkregen und viele Schäden brachte, aber auch trockenere Phasen. Auch regional waren die Unterschiede sehr groß.
Im September brachte Unwettertief Anett im Süden und Osten weitere Extremniederschläge mit angespannter Hochwasserlage an der Oder. Von Mitte Oktober bis Mitte November blieb es dagegen meist trocken.
Auch im September zogen extreme Unwetter, Starkregen und Hagel über Deutschland und verursachten erhebliche Schäden. Besonders stark betroffen: Bremen und Teile Niedersachsens.05.09.2024 | 2:02 min
Deutliche Zeichen des Klimawandels
Insgesamt war es dieses Jahr in Deutschland oft feucht und mild. Es gab viele Wolken, die mitunter die nächtliche Auskühlung verhinderten und dadurch die Nacht- und Mittel-Temperaturen hoch hielten.
Gleichzeitig brachten diese Wolken aber auch viel Regen. Die hohen Wassertemperaturen im Nordatlantik und Mittelmeer begünstigten, dass uns dieses Jahr aus Südwesten nicht nur warme, sondern vor allem auch feuchte Luft erreichte.
ZDF-Meteorologe Özden Terli erklärt, warum dem Menschen die warme und feuchte Luft in Zukunft zu schaffen macht. 28.11.2023 | 1:03 min
Oft empfinden wir Tage mit bedecktem Himmel und Regen als "Schlechtwetter-Tage". Doch hohe Temperaturen und viel Niederschlag schließen sich nicht aus: Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Das führt zu häufigeren und intensiveren Niederschlägen.
Diese Kombination aus Wärme und Feuchtigkeit ist ein typisches Merkmal des fortschreitenden Klimawandels, der zu extremeren Wetterbedingungen führt.
Christa Orben, Berit Bogs und Katja Horneffer sind Meteorologinnen in der ZDF-Wetterredaktion.
Der Klimawandel schreitet voran - abgeschwächt wird er, wenn wir weniger CO2 und andere Treibhausgase ausstoßen. Wichtige Daten zum Klimawandel im Überblick: