Waldbrände - wie können wir uns schützen? | Terra-X-Kolumne
Terra X - die Wissens-Kolumne:Waldbrände - was wir tun können
von Jasmina Neudecker
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Kanada, Hawaii, Teneriffa: Überall auf der Welt brennen trockene Wälder. Auch in Brandenburg standen mehr als 700 Hektar Land in Flammen. Wie können wir uns zukünftig schützen?
Schwarze Asche und verkohlte Baumstümpfe so weit das Auge reicht. Es sieht aus, als hätte ein Riese Mikado-Stäbe genommen und auf eine Mondlandschaft geworfen.
Ich besuche ein Waldbrandgebiet in Brandenburg und als ich davor stehe - vor der abgebrannten Fläche in Jüterbog - verschlägt es mir dann doch den Atem. Wie es sich anfühlt, die Zerstörungskraft eines so großen Feuers mit eigenen Augen zu sehen, damit hatte ich nicht gerechnet. Es riecht verkohlt und es ist, als hätte man die Farbe aus der Welt genommen. Dann spürt man auch die Leere. Kein Tier, kein Vogel, kein Geräusch im fehlenden Unterholz. Nur tote Baumstämme, die sich zum Teil noch gen Himmel recken.
In der Terra-X-Kolumne auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker sowie Gastexpert*innen jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.
Endloses Schwarz nach dem Brand
Wie sich ein Waldbrand anfühlt, wenn er sich noch unkontrollierbar durch die Landschaft frisst, weiß ich nicht. Zum Glück. Mein Blick löst sich fast widerwillig, nach langen Minuten des Schweigens, von dem endlosen Schwarz vor mir und ich blicke zu Lutz Selent. Er leitet die örtliche Feuerwehr und hat mich hierher gebracht.
Auch sein Blick ist von der Surrealität vor uns gefangen. Er weiß, wie sich die Hitze der Flammen anfühlt und die Sorge, dass das Feuer auf umliegende Ortschaften übergreifen könnte.
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Waldbrände in Brandenburg sind besonders tückisch
Brandenburg gilt als eines der waldbrandgefährdetsten Bundesländer. Jedes Jahr brennt es hier. Grund sind vor allem die kargen Böden. Aber es gibt ein weiteres Problem: unter der Oberfläche verbirgt sich eine Gefahr - Munitionsreste.
Keinen Schritt weiter nach vorn darf ich gehen. Nur die Schneise, auf der wir stehen, ist geräumt. 300.000 Hektar Fläche gelten in Brandenburg als munitionsbelastet. Die Munition ist ein Überbleibsel aus den Zeiten, in denen hier Truppenübungsplätze waren. Das Problem ist: Die Munition wird alt. Es besteht die Gefahr von Selbstentzündungen. Vor allen Dingen geht sie hoch, wenn es hier brennt. Und das ist "für Feuerwehrleute immer ein Himmelfahrtskommando", sagt Selent.
Die Feuerwehr kann nur Schneisen schlagen und versuchen, das Feuer von dort aus in Schach zu halten. Lutz Selent erzählt mir, dass es auch schon knapp war: Splitter haben Feuerwehrautos und Löschflugzeuge getroffen - zum Glück keine Menschen.
Ausmaß der Waldbrände
Mehr als 700 Hektar sind in Brandenburg allein diesen Sommer abgebrannt. Und das Ausmaß der Brände in Deutschland nimmt weiter zu. Trotzdem erscheint das im internationalen Vergleich noch klein.
Auf Teneriffa brennen aktuell mehr als zehntausend Hektar Land (Stand 24.08.2023). In Kanada hat dieses Jahr bereits eine Fläche so groß wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen gebrannt. Und auch in Hawaii gibt es neue traurige Rekorde - auf der Insel Maui sind große Teile des Ferienortes Lahaina abgebrannt. Fast alle Gebäude wurden hier zerstört - über 100 Menschen sind gestorben. Der konkrete Auslöser des Feuers ist hier noch ungeklärt.
Der Mensch liefert perfekte Bedingungen für Waldbrände
In den meisten Fällen ist der Mensch schuld - durch Zigarettenstummel, Lagerfeuer oder Brandstiftung. Und indirekt durch die Klimakrise, denn die verstärkt das Problem: Dürre, Hitze und Trockenheit - perfekte Voraussetzungen für Feuer. Die Berichte des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) zeigen, wie die Klimakatastrophe bei Waldbränden eine immer stärkere Rolle spielt. Auch in Deutschland wird sich das Klima in Zukunft ändern - und Brände womöglich verstärken.
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Wälder "feuersicherer" machen
Können wir diesen Teufelskreis durchbrechen? Eins ist klar: Wir müssen es schaffen, dass die Klimakrise so gering wie möglich ausfällt. Aber es gibt noch eine weitere Stellschraube, an der wir drehen können: Wir können unsere Wälder widerstandsfähiger machen.
In Deutschland prägen Fichten und Kiefern große Teile der Wälder. Sie bringen wirtschaftliche Vorteile, aber sind gegen Dürre, Hitze und Feuer besonders schlecht gewappnet. Deutschland hat ursprünglich anders ausgesehen: Rotbuchen, Lärchen, Pappeln - Mischwälder. Sie bieten Lebensraum für heimische Tiere und gleichzeitig können sie Feuer deutlich besser standhalten.
Am Waldumbau wird unter anderem deshalb auch gearbeitet, aber es geht eher schleppend voran. In Brandenburg wurden 2021 immerhin mehr als 90.000 Hektar Wald neugestaltet. Das wird bei zukünftigen Bränden helfen.
Brandbekämpfung muss in Zeiten des Klimawandels durch langfristige Waldbrandprävention ergänzt werden, vor allem in der Mittelmeerregion. In Portugal soll die Behörde für Waldbrandmanagment Großfeuer stoppen bevor sie entstehen.10.01.2022 | 6:58 min
Feuer bedeuten nicht das Ende des Waldes
Dennoch: Waldbrände stellen auch in Zukunft eine Gefahr dar - weltweit und auch in Deutschland. Angesichts größter Zerstörung zeigt sich aber auch die unvorstellbare Regenerationskraft der Natur.
Feuerwehrmann Lutz Selent bringt mich ein paar hundert Meter weiter zu einer Fläche, auf der es vor wenigen Jahren gebrannt hat. Auch hier stehen noch die abgestorbenen alten Baumstämme, doch dazwischen ist alles von einem satten, leuchtenden grün. Und es raschelt im jungen Wald. Das Leben kehrt zurück.
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... ist Biologin und Wissenschaftsjournalistin und geht für Terra Xplore den kleinen und großen Fragen des Lebens auf den Grund. Wichtig ist ihr dabei ihre Begeisterung für Wissenschaft zu vermitteln, denn die ist es, die Orientierung gibt in unserer komplexen Welt.
Besonders interessiert ist sie neben Natur und Umwelt vor allem an all dem, was uns zu dem macht, was wir sind. Evolution, DNA, Psychologie und gesellschaftliche Prägung - die Vielschichtigkeit unseres Seins. Als absoluter Star-Trek-Nerd fühlt sie sich auch an der Seite von Harald Lesch sehr wohl - allein schon, weil er Astrophysiker ist.
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