Atlantis der Nordsee:Wie Forscher auf Spuren von Rungholt stießen
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Vor über 600 Jahren versanken bei einer Flut Landteile in der Nordsee, auch das sagenumwobene Rungholt. Mit welcher Grabetechnik die Archäologen im Wattenmeer auf Spuren stießen.
Am 16. Januar 1362 versank Rungholt in den Fluten der Nordsee. Seit Jahrzehnten suchen Forschende nach Resten, nun wurden sie erneut fündig: Im Wattenmeer vor der Hallig Südfall.
04.07.2024 | 5:43 min
Am 16. Januar 1362 versank eine ganze Region im Wasser. Die sogenannte "Zweite Marcellusflut" kam über die deutsche Nordseeküste und ließ einige Orte für immer verschwinden. Einer davon war die Stadt Rungholt, die sagenhaft reich gewesen sein soll. Sie gilt als das Atlantis der Nordsee.
Jahrzehntelang haben Forschende nach Überresten gesucht und sind nun fündig geworden: im Wattenmeer vor der Hallig Südfall.
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Stadt liegt im Watt vergraben
Mithilfe eines Bohrers drangen Forschende bis zu zwölf Meter in die Tiefe des Wattenmeers vor. Durch die so gewonnenen Sedimentproben ließ sich ein Bild der Vergangenheit zeichnen. Besonders interessant waren dabei auch die Spuren der verheerenden Sturmflut vor 600 Jahren.
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Menschen wurden durch Sturmflut überrascht
Das Meer hat große Landflächen begraben und dabei erheblichen Schaden angerichtet. Die Funde erinnern an die Menschen, die hier lebten und starben.
"Was mich besonders immer fasziniert, wenn wir an der Fundstelle etwas finden: Wir wissen genau, das ist in dieser Januarnacht 1362 untergegangen", sagt Ruth Blankenfeldt, Archäologin am Leibniz Zentrum für Archäologie. "Dann kann man sich vorstellen, was für ein Chaos [herrschte], wie alles zerrissen wurde, wie das Vieh ertrank, wie die Menschen durcheinanderliefen."
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Tatsächlich war Rungholt eine Siedlung von vielen, die damals verschwanden. Die Flut verschob die Küstenlinie landeinwärts nach Osten. So entstanden einst auch die heute bekannten Inseln Sylt, Amrum und Föhr.
Technik hilft Überreste im Watt zu finden
Heute haben Forschende die Möglichkeit, wieder sichtbar zu machen, was sich unter Schlick und Sand verbirgt. Mit einem Magnetometer können ganze Siedlungen erfasst und dargestellt werden - ganz ohne Grabung. Auf diese Weise können auch Deiche, Warften und Schleusen lokalisiert werden. Auch den Grundriss einer Kirche konnte das Team so ausfindig machen.
Das aus 15 Männern und Frauen bestehende Team untersucht ein mehr als zehn Quadratkilometer großes Areal. Dabei müssen sie immer wieder kilometerweit ins Watt wandern, um dort zu scannen, zu bohren und zu graben.
"Wenn ich im Watt ein Loch grabe, dann [geht] das sofort wieder zu, dann fließt der Sand von den Seiten rein", erklärt Bente Sven Majchczack, Archäologe der Christian-Albrechts-Universität Kiel, die Schwierigkeit dieser Forschungsarbeit. "Und dann haben wir unsere kleine selbst gebaute Spundwand, einen Alukasten, der wird hingestellt […] und darin kann man dann vernünftig ausgraben."
Unterwasserarchäologe Florian Huber taucht an archäologischen Hotspots und sucht nach wissenschaftlichen Schätzen der Vergangenheit.12.11.2023 | 43:30 min
Reichtum kam durch den Handel
Bisher fand sich vor Ort ein Wohnhügel, ein Hafen, Deiche und ein imposantes Gotteshaus von 40 Metern Länge. Diese Funde weisen auf eine blühende Handelsstadt hin. Schätzungsweise lebten dort 1.000 bis 2.000 Menschen.
"Das ist schon ein großer Bereich, der besiedelt war und an dem definitiv Handel getrieben wurde", erläutert Ruth Blankenfeldt. "Das zeigt sich dadurch, dass wir viele Funde haben, die in den belgisch-flandrischen Raum reichen oder auch in den dänischen."
Alle Nachforschungen bestätigen somit, dass es das sagenumwobene Rungholt tatsächlich gegeben hat. Auch der Reichtum lässt sich durch den Handel erahnen.
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Quelle: ZDF
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von C. Söller und N. Mai