Reis im Zeichen des Klimawandels - wie beides zusammenhängt
Interview
Anbau im Klimawandel:Reis - beliebtes Nahrungsmittel mit Problemen
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Reis ist ein beliebtes Nahrungsmittel, das aber auch problematische Seiten hat. Wie sich der Klimawandel auf den Anbau auswirkt und umgekehrt, erklärt unser Experte.
Reis ernährt die Welt. Das Grundnahrungsmittel gilt als gesund. Aber es ist ein Getreide mit Gefahren: Umweltbelastungen und Giftstoffe begleiten den Weg vom Feld bis zum Teller.28.04.2024 | 28:25 min
Sushi, Paella oder als pure Beilage - Reis erfreut sich weltweit größter Beliebtheit. Der Pro-Kopf-Konsum in Deutschland hat sich seit 1950 laut Statista mehr als verdreifacht. Doch ganz unbescholten ist der wachsende Reisanbau nicht, denn er hat Auswirkungen - auf das Klima, wie Dr. Björn Ole Sander vom International Rice Research Institute weiß.
Quelle: Privat
... ist Wissenschaftler mit Schwerpunkt auf Klimawandel am International Rice Research Institute. Seine Arbeit trägt zur Transformation des Reisanbaus in Vietnam, Thailand, den Philippinen und Bangladesch bei. Er studierte in Kiel.
ZDFheute: Herr Dr. Sander, wie wirtschaftlich ist der Anbau?
Dr. Björn Ole Sander: Es sind meist Kleinbauern, die mit sehr geringen Flächen profitabel wirtschaften müssen. Ein Trend ist, dass mehr Maschinen eingesetzt werden. Das spart Arbeitsstunden und reduziert Ernteverluste. Die Frage ist aber, macht sich der Klimawandel so stark bemerkbar, dass die Erträge zurückgehen und Landwirte ärmer werden? Es ist schon jetzt oft so, dass Reisbauern einen zweiten Beruf haben und der Reisanbau nur einen Teil des Haushaltseinkommen ausmacht.
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ZDFheute: Welche Herausforderungen bringt der Klimawandel für den Reisanbau?
Sander: Da gibt es verschiedene Faktoren. Um mal die wichtigsten zu nennen: Wasserknappheit, Trockenheit und Versalzung.
ZDFheute: Gleichzeitig heißt es, Reis sei selbst ein Klimasünder - warum?
Sander: Reisfelder stoßen Methan aus. Das ist ein sehr starkes Treibhausgas, was über 25 Mal so schädlich wie CO2 und daher schlecht fürs Klima ist. In den ASEAN-Ländern ist der Treibhausgasausstoß des Reissektors ungefähr vergleichbar mit dem des gesamten Verkehrssektors des Landes.
ZDFheute: Wie könnte man das Problem lösen?
Sander: Reis wird geflutet angebaut, aber braucht nicht so viel Wasser, wie er bekommt. Reis kann auch mit bestimmten Trockenphasen angebaut werden, was Wasser und Treibhausgase spart. Das Gute ist, dass Methan kurzlebig ist, es hat in der Atmosphäre eine Lebensdauer von circa zehn Jahren. Wenn man es jetzt schafft, Methan zu reduzieren, kann man die Effekte relativ schnell spüren.
ZDFheute: Was ist die größte Herausforderung für den nachhaltigen Reisanbau?
Sander: Thailand zum Beispiel hat sich Klimaziele gesetzt und ist dabei, klimafreundliche Methoden durch Schulungen zu verbreiten. Aber allein in Thailand gibt es etwa 16 Millionen Reisbauern. Und diese mit den neuen Anbaumethoden zu erreichen, ist die große Herausforderung.
ZDFheute: In Thailand sieht man immer wieder, dass Reisstroh nach der Ernte verbrannt wird. Wie schädlich ist das fürs Klima?
Sander: Das Verbrennen von Stroh ist schlecht für die Umwelt. Es erzeugt Ruß und der ist auch ein Klimakiller. Die Reisstrohverbrennung ist in Thailand und in den meisten südostasiatischen Ländern verboten.
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ZDFheute: Welche Alternativen gibt es, um das Reisstroh zu beseitigen?
Sander: Ein Trend ist, Reisstroh aus dem Feld rauszubringen und weiterzuverkaufen. Damit kann Kompost erzeugt werden. In einigen Gebieten werden damit Pilze gezüchtet, die verkauft und gegessen werden können. Und man kann sich überlegen, aus Reisstroh Bio-Plastik zu erzeugen.