Interview
Kreislauftechnik:Industrie: Wie Wasserverbrauch sinken kann
von Jonas Geisler
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An vielen Orten der Welt wird Wasser knapp. In der EU verbraucht die Industrie den Großteil des entnommenen Wassers. Eine dänische Idee könnte den industriellen Verbrauch senken.
plan b "Steter Tropfen": Wege zum Wassersparen und Wasserbewahren.15.08.2024 | 29:46 min
Der Klimawandel weckt das Bewusstsein für einen wertvollen Schatz: Wasser. Geringere Regenmengen und steigende Verdunstung bei Hitze führen ebenso zu Wassermangel wie der global wachsende Bedarf.
Die Vereinten Nationen beobachten die Entwicklungen bezüglich Niederschlagsmengen seit über 40 Jahren. Daraus resultiert ein erschreckender Trend:
Wasservorräte sinken, Wasserbedarf steigt
Vielerorts trocknen Flüsse und Seen aus und das Grundwasser sinkt. Auch in Deutschland ist der Grundwasserspiegel in den letzten 32 Jahren mehr gesunken als gestiegen, wie eine Analyse von Correctiv zeigt.
Gleichzeitig steigt der weltweite Wasserverbrauch mit jedem Jahr. Bis 2050 rechnet die UNESCO im Weltwasserbericht 2023 mit einer Zunahme des Wasserverbrauchs um rund 20 bis 30 Prozent.
Rissige Böden, Niedrigpegel in Flüssen und Seen, schwindendes Grundwasser: Geht uns das Wasser aus?15.08.2023 | 43:32 min
Industrie größter Wasserverbraucher in EU
Der weltweite Wasserverbrauch lässt sich drei Hauptnutzern zuordnen: der Industrie, der kommunalen Wasserversorgung und der Landwirtschaft. Letztere nutzt im weltweiten Mittel rund 70 Prozent aller Süßwasserentnahmen, hauptsächlich für die Bewässerung. Der tatsächliche Bedarf variiert jedoch stark von Land zu Land.
Während der landwirtschaftliche Wasserverbrauch in ärmeren Ländern oft noch weit höher liegt, ist sein Anteil in der EU und Deutschland viel geringer. Hier steht die Industrie an erster Stelle. In Deutschland beträgt der industrielle Wasserverbrauch nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO) rund 62 Prozent.
- Die Erde ist mit circa 71 Prozent hauptsächlich von Wasser bedeckt.
- Doch davon sind 97,5 Prozent salziges Meerwasser und nicht trinkbar.
- Nur 2,5 Prozent sind trinkbares Süßwasser.
- Von den 2,5 Prozent trinkbarem Süßwasser sind nur etwa 0,3 Prozent durch Flüsse, Bäche und Seen direkt zugänglich.
- 68,9 Prozent des Trinkwassers sind vereist, 30,8 Prozent sind im Grundwasser.
- Mehr als 70 Prozent des deutschen Trinkwassers wird aus Grundwasser gewonnen.
- Etwa 2,2 Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Industrieverbrauch reduzieren durch Wasserkreislauf
Wie sich der hohe Wasserverbrauch der Industrie senken lässt, demonstriert eine dänische Brauerei, die täglich mehrere Millionen Dosen und Flaschen befüllt.
Die Brauerei in Fredericia verwendet rund 2.000 Kubikmeter sogenannten Brauchwassers jeden Tag. Dieses Wasser landet nicht in den Getränken, sondern wird zum Reinigen der Anlagen, zum Pasteurisieren oder Kühlen benutzt. Die Menge entspricht dem täglichen Wasserbedarf von rund 15.600 Menschen.
Das Wasser würde normalerweise nach einmaliger Verwendung einem regionalen Klärwerk zugeführt, sagt Andreas Kirketerp. Der Ingenieur betreibt die Anlage, die das Wasser stattdessen wiederverwendbar macht.
Aus Brauchwasser Trinkwasser und Energie gewinnen
Die neue Wasser-Recycling-Anlage, von der Brauerei als Water Recycing Plant betitelt, liegt direkt auf dem Firmengelände. Sie filtert und reinigt das Brauchwasser in mehreren Schritten, sodass es am Ende als Wasser mit Trinkwasserqualität zur Verfügung steht. Eigenen Angaben zufolge können dadurch rund 90 Prozent des Brauchwassers gerettet werden.
"Diese Anlage bereitet pro Jahr rund 500.000 Kubikmeter Wasser auf. Dass wir dieses Wasser reinigen, hat einen großen Vorteil," erklärt Andreas Kirketerp.
Mit dem schmutzigen Brauchwasser betreibt er auch eine Biogasanlage, die mehr als ein Zehntel des Wärmebedarfs der Fabrik deckt. So spart die Anlage mehr Energie ein, als sie verbraucht.
Quelle: ZDF
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Mit Wasserkreislauftechnologie auch bei Dürre produzieren
Die Global Water Intelligence schätzt die dänische Recycling-Anlage als "Musterbeispiel für eine kreislauforientierte Wasser- und Abfallwirtschaft" ein. Die britische Beratungsfirma für wasserwirtschaftliche Unternehmen unterstützt Projekte wie das der Brauerei weltweit:
Die Großbrauerei betreibt auch Betriebe in besonders trockenen Ländern. Dort will das Unternehmen die Brauchwassernutzung bis 2030 um mehr als 50 Prozent reduzieren. Das System der Wasserwiederverwendung soll dabei helfen.
Auch in anderen Industriezweigen könnte die Technik eingesetzt werden, so die Betreiber der Anlage, um den hohen Wasserbedarf zu senken. Eine nachhaltige Wassernutzung durch den Großverbraucher Industrie wäre ein wichtiger Beitrag für die Bewahrung unserer wertvollsten Ressource: Wasser.
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