Physik-Nobelpreis für Hopfield und "KI-Godfather" Hinton

    Grundlagenforscher geehrt:Physik-Nobelpreis für "Godfather" der KI

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    Der Physik-Nobelpreis geht an den US-Amerikaner John Hopfield und den britischen Forscher Geoffrey Hinton. Sie forschen zum maschinellen Lernen mit künstlichen neuronalen Netzen.

    Bekanntgabe Nobelpreis 2024 · Physik
    Für ihre Forschungen zu maschinellem Lernen haben der US-Amerikaner John Hopfield und der Brite Geoffrey Hinton den Physik-Nobelpreis erhalten. Sie schufen Grundlagen für KI.08.10.2024 | 2:31 min
    Der Nobelpreis für Physik geht in diesem Jahr an die Forscher John Hopfield und Geoffrey Hinton. Sie werden damit für "grundlegende Entdeckungen und Erfindungen, die maschinelles Lernen mit künstlichen neuronalen Netzen ermöglichen", ausgezeichnet, wie das Nobelkomitee in Stockholm mitteilte.
    Hinton wird laut der "New York Times" auch "Godfather of AI" genannt. Er sagte, der Wettbewerb bei Künstlicher Intelligenz - im Englischen Artificial Intelligence (AI) - bringe die Technologieunternehmen dazu, "in einem gefährlichen Tempo" immer neue KI zu entwickeln. Damit breiteten sich Falschinformationen aus und Arbeitsplätze gerieten in Gefahr.
    • "Godfather of KI" warnt vor Technologie

    Hopfield-Netzwerk und Boltzmann-Maschine

    John Hopfield entwickelte ein nach ihm benanntes Netzwerk, das eine Methode zum Speichern und Wiederherstellen von Mustern verwendet. Der in Großbritannien geborene Hinton verwendete dieses als Grundlage für ein weiteres Netzwerk: die Boltzmann-Maschine. Diese kann lernen, charakteristische Elemente in einer bestimmten Art von Daten - etwa bestimmte Elemente in Bildern - zu erkennen.
    "Die Arbeit der Preisträger ist bereits von größtem Nutzen. In der Physik verwenden wir künstliche neuronale Netze in einer Vielzahl von Bereichen, beispielsweise bei der Entwicklung neuer Materialien mit spezifischen Eigenschaften", sagte Ellen Moons, Vorsitzende des Nobelkomitees für Physik.
    Schaltgespräch Slomka - Hochreiter
    KI "ist eine mächtige Technologie", sagt Informatiker Hochreiter. Wenn man in Europa die Technik nicht verstehe, könne man sie weder beherrschen noch "die richtigen Regeln machen".15.09.2024 | 6:04 min
    Auch KI-Experte Björn Schuller von der Technischen Universität München (TUM) lobte das Hopfiled-Netzwerk: Es zeige, wie man in künstlichen Systemen eine Art assoziatives Gedächtnis aufbaut. Hinton habe mit seiner Boltzmann-Maschine und seinen Algorithmen für tiefe neuronale Netzwerke die Basis für viele der Technologien geschaffen, die wir heute selbstverständlich nutzen – von Sprachassistenten bis zur Bildverarbeitung.

    Was John Hopfield und Geoffrey Hinton entwickelt haben, hat nicht nur die Informatik weiter gebracht, sondern auch unsere Art, die Welt zu verstehen, verändert.

    Dr. Björn Schuller, Professor für Gesunheitsinformatik an der TUM

    Im vergangenen Jahr war mit dem in Ungarn geborenen Ferenc Krausz auch ein in Garching bei München forschender Wissenschaftler unter den Preisträgern gewesen. Er erhielt den Nobelpreis zusammen mit dem französisch-amerikanischen Physiker Pierre Agostini und der französisch-schwedischen Professorin Anne L'Huillier für Experimente, die der Menschheit neue Instrumente zur Erforschung von Vorgängen in Atomen und Molekülen gegeben haben.

    Bislang 224 Physik-Nobelpreisträger gekürt

    Die Nobelpreise gehen auf den Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) zurück. Sie sollen laut Nobels Testament diejenigen ehren, die der Menschheit im vergangenen Jahr in den einzelnen Preiskategorien den größten Nutzen erwiesen haben. Die Kategorie Physik ist dabei die Erste, die Nobel in seinem Testament erwähnte.
    Seit der ersten Preisvergabe im Jahr 1901 sind bislang 224 unterschiedliche Physik-Nobelpreisträger gekürt worden, darunter nur fünf Frauen. Der US-Physiker John Bardeen ist dabei bisher der Einzige gewesen, der die Auszeichnung in dieser Kategorie gleich zweimal erhalten hat.

    Die Nobelpreise sollen diejenigen ehren, die "im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben" - so verfügte es der Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) in seinem Testament.

    Eingeläutet wird die alljährliche Nobelpreis-Saison mit der Bekanntgabe in der Preiskategorie Medizin. In den darauffolgenden Tagen werden die Preisträger für Physik, Chemie und Literatur geehrt, dann für den Friedensnobelpreis. Er ist der einzige, der nicht in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo vergeben wird. In Stockholm folgt zum Abschluss der Nobelpreis in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften. Er geht als einzige der Auszeichnungen nicht auf das Testament Nobels zurück.

    Die Auszeichnungen können an einen Einzelpreisträger oder bis zu drei Gewählte gleichzeitig gehen. Gerade in den Wissenschaftskategorien kommt es häufig vor, dass mehrere Preisträgerinnen und Preisträger gemeinsam geehrt werden, die zum Beispiel zum selben Themenfeld geforscht haben.

    Jeder Preis ist mit umgerechnet knapp 970.000 Euro dotiert.

    Medizin-Nobelpreis für US-Forscher

    Bereits am Montag waren die Nobelpreisträger für Physiologie oder Medizin verkündet worden. Die Auszeichnung geht in diesem Jahr an die US-Amerikaner Victor Ambros und Gary Ruvkun, die damit für die Entdeckung der microRNA und ihrer Rolle bei der Genregulierung geehrt werden.
    Das Bild der diesjährigen Preisträger Victor Ambros und Gary Ruvkum während der Bekanntgabe der Gewinner des Nobelpreis für Medizin
    Der Medizin-Nobelpreis 2024 geht an zwei US-Forscher: Geehrt werden sie für die Entdeckung von microRNA. Sie ist grundlegend für die Entwicklung und Funktion von Organismen.07.10.2024 | 0:26 min
    Am Mittwoch und Donnerstag folgen die Nobelpreise für Chemie und Literatur, am Freitag der Friedensnobelpreis und am Montag die Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaften.
    Alle Nobelpreise sind in diesem Jahr mit elf Millionen schwedischen Kronen (knapp 970.000 Euro) pro Kategorie dotiert. Erhalten mehrere Preisträger die Auszeichnung gemeinsam, dann wird das Preisgeld unter ihnen aufgeteilt.
    Feierlich überreicht werden die Nobelpreise dann traditionell an Nobels Todestag am 10. Dezember.
    Quelle: dpa, AFP

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