Ostsee: Thallium kein Grund zur Sorge für Urlauber

    Giftiges Schwermetall in Ostsee:Wie gefährlich ist Thallium für Badegäste?

    von Manfred Kessler
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    Forscher haben in der Ostsee Thallium gefunden. Medien veröffentlichten teils alarmierende Berichte. Wissenschaftler Olaf Dellwig sieht keine konkrete Gefahr für Urlauber.    

    Strandkorb am Ostseestrand auf der Halbinsel Darss-Fischland-Zingst
    Der Urlaub an der Ostsee ist wohl nicht gefährdet
    Quelle: dpa

    Es ist tatsächlich das giftigste nicht radioaktive Schwermetall für Mensch und Tier - giftiger als Quecksilber, Cadmium oder Blei: Thallium. Ein internationales Forschungsteam, angeführt von dem Meereschemiker Chadlin Ostrander von der amerikanischen Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI), hat das Schwermetall in der zentralen Ostsee im Gotland-Becken in Sedimentkernproben gefunden.
    Dem Team gehörte auch Olaf Dellwig vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) an. Er ist Mitautor der Anfang Mai veröffentlichten Studie.
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    Zementindustrie hauptsächlich verantwortlich für Thallium in der Ostsee

    Die Verfasser gehen davon aus, dass die Zementindustrie eine der größten Verursacherinnen der Thallium-Emissionen war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Zementindustrie extrem hochgefahren, weil überall in Europa gebaut wurde. In den 1960er und 1970er-Jahren sei das Bewusstsein für diese Thallium-Belastung noch nicht da gewesen, bemerkt Dellwig. Es entwich über die Schornsteine der Industrieanlagen in die Atmosphäre.
    Im Zusammenhang mit der Studie wurde eine Pressemitteilung vom WHOI herausgegeben, die laut Dellwig einige sehr spekulative Aussagen enthalte. So sei die Ostsee wahrscheinlich komplett mit Thallium belastet und das baltische Meer wahrscheinlich das größte Gebiet der Welt, wo man so etwas finden könne.
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    Die ganze Publikation basiere aber in diesem Fall auf einem einzigen Sedimentkern aus dem Gotland-Becken. In dieser Probe sehe man die Thallium-Anreicherung der 1960er und 1970er-Jahre. Das giftige Metall wird jedoch von Sulfiden in unlöslicher Form im Sediment am Meeresboden gebunden. "Das heißt, die Elemente sind nicht mobil", so Dellwig.

    Forscher befürchten Freisetzung von Thallium durch Sauerstoff

    Die Ostsee-Anrainer-Staaten Deutschland, Dänemark und Schweden planen, Sauerstoff in die tieferen Wasserschichten zu pumpen, um dem Mangel dort entgegenzuwirken. Die Wissenschaftler stehen dem Vorhaben, sauerstofffreie Zonen in der Ostsee - sogenannte Todeszonen - künstlich mit Sauerstoff zu versorgen, allerdings kritisch gegenüber.
    Denn dies könnte auch negative Folgen haben. Es wird befürchtet, dass die Sulfide, die Thallium im Meeresboden binden, weniger werden. Thallium wie auch andere Schwermetalle könnten sich dann im Meerwasser anreichern.
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    Geochemiker Olaf Dellwig relativiert Thallium-Belastung

    Dem widerspricht Geochemiker Dellwig. Bei bestimmten Ost- und Westwindlagen, die nicht so oft vorkommen, gelangt sauerstoffhaltiges salziges Nordseewasser über das Skagerrak in die Ostsee. Der letzte massive Einstrom sei im Dezember 2014 gewesen, der dann im März 2015 das Gotland-Becken erreichte. "Ich habe dort zu diesem Zeitpunkt und in den folgenden Jahren Messungen durchgeführt und habe auch Thallium gemessen."
    Für einige Wochen habe man eine gewisse Thallium-Freisetzung ins Bodenwasser gesehen, die aber nach wenigen Monaten wieder komplett verschwunden sei, berichtet Dellwig. Die tieferen Sedimente mit den Ablagerungen der 1960er und 1970er Jahre seien zudem in keiner Weise angegriffen worden. Insofern könne er nur Entwarnung geben, sagt Dellwig

    Urlauber können weiterhin unbesorgt in der Ostsee baden

    Letztes Jahr sei er mit dem Forschungsschiff Elisabeth Mann Borgese des Leibniz-Institutes drei Wochen vom Skagerrak durch die komplette Ostsee bis in den obersten Norden gefahren, berichtet Dellwig. Überall habe er Wasserproben genommen und auch auf Thallium untersucht. Das im Wasser gelöste Thallium sei überall auf einem natürlichen Niveau geblieben.
    Urlauber könnten weiterhin unbesorgt in der Ostsee baden gehen. "Für meine eigenen Messungen lege ich meine Hand ins Feuer." Und so sitzt Dellwig derzeit an einer Publikation, um diese Daten zu publizieren.
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