Nach Fischsterben in der Oder: Giftige Goldalge erforscht
Nach Fischsterben in der Oder:Giftige Goldalge entschlüsselt
von Carla Mae von Hörsten
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Zwei Jahre nach dem verheerenden Fischsterben in der Oder hat die Wissenschaft neue Erkenntnisse über die giftige Goldalge gewonnen. Doch die Bedrohung bleibt bestehen.
Zwei Jahre nach dem Fischsterben in der Oder hat ein Forschungsteam das Erbgut der Goldalge, die ein tödliches Toxin produziert, entschlüsselt.
Quelle: dpa
Im Sommer 2022 bot die Oder ein erschreckendes Bild: Tote Fische trieben an der Wasseroberfläche, Muscheln und Schnecken verendeten massenhaft. Diese Umweltkatastrophe, ausgelöst durch die giftige Brackwasseralge Prymnesium parvum - auch Goldalge genannt -, traf das empfindliche Ökosystem des Flusses schwer. Hoher Salzgehalt, niedrige Wasserstände und extreme Temperaturen schufen ideale Bedingungen für die Alge, die ein tödliches Toxin produziert. Rund 1.000 Tonnen Fisch verendeten, vor allem in den langsam fließenden Bereichen der Oder.
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Goldalge: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse
Ein Forschungsteam des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) hat nun das Erbgut der Goldalge vollständig entschlüsselt. Wissenschaftler des IGB konnten gemeinsam mit Kollegen aus Prag und Wien wesentliche Gene identifizieren, die für die Giftbildung verantwortlich sind.
So soll es nun möglich sein, PCR-Tests zu entwickeln, die die Aktivität der giftproduzierenden Gene in den Algen genau messen können. Das ermöglicht, präzise und frühzeitige Warnungen auszusprechen. "Die Entwicklung dieser Tests steht jedoch noch ganz am Anfang", erklärten die Wissenschaftler des Forschungsprojekts ODER~SO.
Messstationen können Algendichte bestimmen
Zwar gibt es bereits einige Messtationen entlang der Oder, doch können die nur die Algendichte bestimmten, nicht aber das giftige Gen. Beispielsweise erfassen Messtationen in Frankfurt an der Oder und Hohenwitzen im Zehn-Minuten-Takt biologische Parameter und stellen diese auf einer Website der Öffentlichkeit zur Verfügung. Auch auf der polnischen Seite der Oder, in Slubice, werden wöchentlich Daten gesammelt, die Brandenburg zur Verfügung gestellt werden.
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Keine Entwarnung für das Fischsterben in der Oder
Auch im Sommer 2024 bleibt die Lage angespannt. Bereits im Mai und Juni wurde in Polen und Deutschland gemeldet, dass wieder Fische gestorben sind. Besonders betroffen sind stehende oder langsam fließende Bereiche der Oder. Der Wasserstand ist zwar höher, doch "der Salzgehalt hat sich leider nicht reduziert", erklärt Thomas Frey, der Sprecher des Landesamts für Umwelt (LfU).
Das LfU hat einen Alarmplan entwickelt, der vor allem Maßnahmen zur Absperrung von Nebengewässern der Oder vorsieht, wenn es zur Massenentwicklung von Prymnesium-Algen in der Oder kommt. Um eine erneute Katastrophe zu verhindern, arbeiten deutsche und polnische Behörden eng zusammen. Eine bilaterale Expertengruppe tauscht regelmäßig Daten und Erkenntnisse aus.
Die langfristigen Strategien konzentrieren sich darauf, die ökologische Gesundheit der Oder nachhaltig zu sichern. Projekte wie ODER~SO sollen fortgesetzt werden, um die Wasserqualität und die Fischbestände zu überwachen. Die Lage bleibt angespannt, denn die Wissenschaftler sind sich einig: "Die Umweltkatastrophe von 2022 war ein Paradebeispiel für das Zusammenwirken von mehreren verschiedenen Belastungsfaktoren mit dem Klimawandel", verkündet das IGB.
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Ein "Paradebeispiel" des Klimawandels?
Der Klimawandel spielt eine zentrale Rolle bei der Verbreitung und Toxizität der Goldalge. "Infolge des Klimawandels sind unsere Fließgewässer deutlich weniger belastungsfähig als bisher", warnen die Wissenschaftler.
Das Forschungsteam spricht klare Empfehlungen aus: "Es müssen Nährstoffeinträge aus Landwirtschaft und Kläranlagen sowie Salzeinleitungen aus dem Kohle- und Kupferbergbau reduziert werden, insbesondere während längerer Niedrigwasserperioden, die an allen deutschen Flüssen im Zuge des Klimawandels häufiger auftreten." Sie plädieren für einen ganzheitlichen Ansatz im Gewässermanagement, um die Katastrophe vom Sommer 2022 nicht zu wiederholen. Dafür müssten alle Akteure an einem Strang ziehen.
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Quelle: dpa
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