Neue Infektionskrankheiten: Forschung zu Frühwarnsystemen

    Forschung in den Niederlanden:Über Vögel neue Krankheiten früh erkennen

    von Andrea Ernst
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    Corona, Vogelgrippe oder Mpox sind Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen wurden. Ein Forschungsteam aus den Niederlanden will frühzeitig vor neuen Erregern warnen.

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    "Wir beginnen im Morgengrauen", erklärt Gerard van Zuylen, während er die ersten Vögel einsammelt, die sich in den Netzen zwischen den Bäumen verfangen haben. In einem kleinen Waldstück in der Nähe von Utrecht ist er gemeinsam mit seinem Kollegen Tijs van der Berg unterwegs. Sie gehören zu einem Team von Bürgern, die freiwillig im Dienst der Forschung arbeiten. Tag für Tag sammeln sie an Dutzenden Vogelstationen quer durch die Niederlande wertvolle Daten zur Verbreitung von Viren.
    Während van Zuylen den ersten Vogel beringt und mit kleinen Tupfern Zellproben aus dem Schnabel und aus der Kloake des Tieres entnimmt, notiert van der Berg die Vogelart, Gewicht und Ringnummer. Danach wird den Vögeln die Freiheit wieder gegeben. Anschließend kommen die Tupfer mit den Proben zur Analyse ins Labor der medizinischen Fakultät der Universität in Rotterdam.
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    Frühwarnsystem mit Vogelstationen entstanden

    Dort ist ein außergewöhnliches Frühwarnsystem entstanden. "Wir wissen durch die Vogelstationen sehr genau, welche Viren zum Beispiel aus dem tropischen Afrika im Umlauf sind", erklärt die Institutsleiterin Reina Sikkema. Auch die Flugrouten der Vögel können nachverfolgt werden.

    Die Vögel werden von den Viren als Wirte gebraucht, als Zwischenstation, in der sie sich vermehren können. Den Vögeln muss das gar nicht schaden.

    Reina Sikkema, Virologin an der medizinischen Fakultät der Universität von Rotterdam

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    Mücken tragen Viren von Vögeln zum Mensch

    Wird ein solcher Vogel später von einer Mücke gestochen, die das Virus aufnimmt und selbst weiterträgt - und schließlich auch einen Menschen sticht, kann es zur Infektion kommen. "Ohne Vögel hätten wir hier in Europa wahrscheinlich keinen Usutu oder West-Nil-Virus", stellt die Virologin fest.
    Zusammen mit ihrem Team gehört Reina Sikkema zu einem Forschungsverbund, in dem sich fünf niederländische Universitäten zusammengeschlossen haben. PACT heißt das Projekt, das sich auf die Frage konzentriert: Wie können wir die durch Vögel und Stechmücken übertragenen Infektionskrankheiten besser begreifen und gleichzeitig verstehen lernen, wie sich die Mücken durch die Klimaerwärmung verändern.
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    Versalzung schafft ideale Brutstätten für Mücken

    "Die Klimakrise trifft die Niederlande hart", erläutert Reina Sikkema: "Der Wasserspiegel wird steigen. Schon jetzt drückt das Salzwasser teilweise 30 Kilometer weit von der Küste entfernt von unten in die landwirtschaftlichen Polder." So mischt sich das Süßwasser mit dem Salzwasser.
    Erstes Ergebnis der Forschung: Die Versalzung schafft ideale Brutstätten für Mückenlarven. Denn die Fressfeinde der Larven, Frösche, kleine Krebstiere oder Wasserflöhe, vertragen das Salz nicht. So entwickeln sich die Larven ohne Feinde in großer Zahl zu ausgewachsenen Stechmücken.
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    Mehr Kontakte zwischen Vögeln und Mücken erwartet

    Solange die kleinen Quälgeister - wenn sie die Menschen stechen - keine gefährlichen Viren weitergeben, haben sie keinen Einfluss auf unsere Gesundheit. Doch Reina Sikkema sieht auch ein Risiko für die Zukunft: "Die Kontakte zwischen den Vögeln, die Viren einschleppen, und den Stechmücken werden zunehmen."

    So steigt auch das Risiko von neuen Krankheiten für uns Menschen. Mit unserer Forschung können wir davor früher als bisher warnen.

    Reina Sikkema, Virologin an der medizinischen Fakultät der Universität von Rotterdam

    Wissen, das dabei helfen kann, rechtzeitig Impfstoffe zu entwickeln.

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    Quelle: ZDF

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