Männerbild im Wandel: Hat der Typ Actionheld ausgedient?
Gefühle auch etwas "Männliches":Männerbild: Hat der Actionheld ausgedient?
von Laura Schäfer
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Das Männerbild hat sich offenbar gewandelt: Mann soll nun nicht nur stark sein, sondern auch weich und sensibel. Hat das traditionelle Bild wirklich ausgedient? Das sagen Experten.
Chris Hemsworth: Sinnbild eines traditionellen Mannes.
Quelle: AP
Er muss stark und maskulin sein wie Thor aus den Marvel-Filmen, aber auch sensibel und tiefgründig - Männer werden im 21. Jahrhundert teils mit konträren Ansprüchen konfrontiert. Doch ist dieses Rollenbild nur eine Wahrnehmung von einigen Teilen der Gesellschaft oder müssen Männer tatsächlich in diesem Spannungsfeld leben?
"Plötzlich wird Männlichkeit verhandelt. Das ist das Neue", sagt Dr. Marc Gärtner vom Bundesforum Männer gegenüber ZDFheute.
Früher wurde es ein Stück weit vorgegeben, vom Militär, vom Elternhaus. Es war strikter und hierarchischer.
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Dr. Marc Gärtner, Soziologe
In den vergangenen 20 bis 30 Jahren sei Bewegung in das Verständnis von Männlichkeit gekommen.
... ist Sozialwissenschaftler, Berater und Coach mit den Schwerpunkten Gender, Organisation und Diversity. Er hat Sozial- und Kulturwissenschaft studiert. Im Bundesforum Männer arbeitet er als Referent für internationale Gleichstellungspolitik.
Soziologe: Gefühle sind menschlich - und männlich
"Es hat die Einsicht eingesetzt, dass Gefühle etwas Menschliches sind und auch Männliches sein dürfen", erklärt der Soziologe. "Nicht nur so, wie es auf T-Shirts steht - 'Männer kennen zwei Gefühle: Hunger und Durst' - und dann kommt vielleicht noch Lust auf Sex hinzu."
Die Forschung zeigt: Komplimente machen uns glücklicher und zufriedener. Nicht nur das Erhalten eines Kompliments löst positive Gefühle aus, auch Komplimente machen lohnt sich.01.03.2024 | 3:38 min
Dem stimmt Autor und Psychologe Lukas Klaschinski zu. "An Männer werden heutzutage andere Anforderungen gestellt", sagt er im Gespräch mit ZDFheute. "Die Psychologieforschung hat ergeben, dass alle Gefühle gebraucht werden, um psychisch gesund zu sein."
Bei vielen Männern war es aber so, dass sie ihre Traurigkeit, ihre Angst und Scham ausgesperrt haben.
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Lukas Klaschinski, Psychologe und Autor
... ist Psychologe, Unternehmer, Autor und Podcaster. Im Februar 2024 veröffentlichte Klaschinski ein Sachbuch über Gefühle. Im selben Monat hat es das Werk in die Spiegel-Bestsellerliste geschafft.
Männerbilder geben Orientierung und Sicherheit
Männerbilder sollen laut Gärtner einen Orientierungsrahmen bieten. "Sie haben immer ein Element von Absicherung, von emotionaler Versicherung im Sinne von 'Du bist nicht allein'." Das Bild stelle die Definition eines erfolgreichen Lebens dar. Der Wissenschaftler erklärt weiter, dass sich vor allem Männer in jungen Jahren und in Lebenskrisen an solchen Bildern orientieren.
Der Soziologe ist nicht davon überzeugt, dass Männer heutzutage zwischen den konträren Vorstellungen der aggressiven Maskulinität und des emotionalen Softies "eingesperrt" seien. "Ich muss gar nicht allem entsprechen. Ich kann auch Nein sagen", sagt Gärtner. Gleichzeitig räumt er ein, dass Männer die gegensätzlichen Vorstellungen ihres Rollenprofils als Dilemma empfinden können. Zumindest ein Teil von ihnen. Die Mehrheit entscheide sich für eine Seite und verhalte sich konsistent.
Experten-Tipps, um eigene Emotionen wahrzunehmen
Nur was tut Mann, der aus eigenem Antrieb oder weil sich die Partnerin eine tiefere Bindung wünscht, Kontakt zu seinen Emotionen herstellen möchte? Lukas Klaschinski empfiehlt, Gefühle zunächst auf körperliche Ebene zu spüren.
"Die Angst schnürt den Hals zu und schafft Druck auf Brust und Schultern. Bei Scham ist es so, als ob wir mit etwas Kaltem und Klebrigem übergossen werden. Es fühlt sich an, als ob wir sofort flüchten wollen", erklärt er. Es sei wichtig, diese Gefühle aufmerksam wahrzunehmen und sie zuzulassen, auch wenn sie unangenehm sind.
Der Gewinn ist groß: "Die psychologische Forschung zeigt, dass die Menschen, die adäquat in Situationen fühlen, am zufriedensten sind", sagt Klaschinski. Schließlich seien es Gefühle, die Menschen mit dem Leben verbinden. Die Frage, ob ein Mann gleichzeitig maskulin und emotional sein könne, bejaht der Psychologe sofort. "Das schließt sich nicht aus. Gefühlsbereitschaft heißt nicht, dass ich mich von jedem Gefühl überschwemmen lasse. Es bedeutet, zu bemerken, wie ich mich fühle und mich dann zu entscheiden, wie ich mich verhalten will."
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