Künstliche Intelligenz: Ein Rückblick auf das KI-Jahr 2024
Chatbots, Fakes und Hoffnung:So lief 2024 für Künstliche Intelligenz
von David Metzmacher
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Chatbots, die (fast) alles können; Künstliche Intelligenz, die scheinbar menschlicher wird; eine Welt, die sich sorgt, reguliert und Hoffnung schöpft. Das war das KI-Jahr 2024.
Dieses Bild wurde mit dem KI-Modell Ideogram erstellt.
Quelle: David Metzmacher, Ideogram
Bei keiner anderen Technologie habe ich jemals erlebt, dass parallel so viel Innovation in Grundlagenforschung, Technologieentwicklung und neuen Anwendungen entstanden ist, wie im Bereich generative KI im Jahr 2024.
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Ute Schmid, Geschäftsführende Direktorin des Bamberger Zentrums für Künstliche Intelligenz
2024 war ein bedeutendes Jahr für generative Künstliche Intelligenz - sowohl technologisch als auch gesellschaftlich. Während 2023 viele Menschen KI erst so richtig kennenlernten, war dieses Jahr von der Durchsetzung in beinahe alle Bereiche des täglichen Lebens geprägt. Ein Rückblick auf das KI-Jahr 2024.
Physik-Nobelpreis für KI-Forscher
"Die für mich wichtigste Nachricht des Jahres war, dass mit John Hopfield und Geoffrey Hinton zwei Pioniere im Bereich der Forschung zu neuronalen Netzen den Nobelpreis für Physik erhalten haben", sagt Ute Schmid, Professorin an der Universität Bamberg.
Für ihre Forschungen zu maschinellem Lernen haben der US-Amerikaner John Hopfield und der Kanadier Geoffrey Hinton den Physik-Nobelpreis erhalten. Sie schufen Grundlagen für KI.08.10.2024 | 2:31 min
Das Nobelkomitee in Stockholm zeichnete die Forscher für "grundlegende Entdeckungen und Erfindungen, die maschinelles Lernen mit künstlichen neuronalen Netzen ermöglichen", aus. Für KI-Experte Kristian Kersting unterstreicht die Vergabe "eindrucksvoll die wissenschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung von KI".
Experten in diesem Artikel
... ist Leiterin des Lehrstuhls für Kognitive Systeme an der Universität Bamberg. Sie ist zudem Geschäftsführende Direktorin des Bamberger Zentrums für Künstliche Intelligenz.
... ist Informatiker und Professor für Maschinelles Lernen an der Technischen Universität Darmstadt.
... ist Digitalexpertin und Partner und Associate Director bei der Boston Consulting Group. Zuvor war sie Leiterin des Referats für Grundsatzfragen der Digitalpolitik im Bundeskanzleramt und hat unter anderem die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel beraten.
Sprechen und Staunen mit Künstlicher Intelligenz
Anfang des Jahres stellte das bekannteste KI-Unternehemen, OpenAI, Sora vor. Ein KI-Videogenerator mit teils fotorealistischer Qualität, der abermals Debatten um Urheberrecht und die Zukunft von Kunst und Kreativschaffenden auslöste.
Während KI-Modelle 2024 schneller, größer und flexibler wurden, gestaltete sich die Kommunikation mit KI-Chatbots scheinbar menschlicher.
Die Interaktion mit den Systemen wurde natürlicher und intuitiver. Eingaben können im Gespräch erfolgen, komplexere Anfragen werden schrittweise analysiert und bearbeitet.
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Kristian Kersting, Professor an der Universität Darmstadt
Damit wird es leichter KI im Alltag zu nutzen: Gespräche mit Chatbots sind nun in Echtzeit möglich, sie reagieren emotionaler und können mithilfe der Handykamera etwa die Umgebung von Nutzern kommentieren.
Überhaupt können KI-Chatbots von OpenAI, Google, Anthropic & Co. bei vielen Aufgaben in Job, Schule oder Privatleben Zeit sparen und kreativer machen, wie unser Selbsttest gezeigt hat:
Seit dem 1. August gilt der "AI Act" der EU - also eine europäische Verordnung zu KI:
Aus europäischer Sicht war die wichtigste Nachricht im Bereich generative KI 2024 sicherlich die Verabschiedung des EU AI Acts mit seinen spezifischen Bestimmungen für die Entwicklung und den Einsatz generativer KI-Systeme.
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Kirsten Rulf, Digitalexpertin bei BCG
Europa könne damit auch als Vorbild für andere Weltregionen dienen, meint Kirsten Rulf, die noch bis 2023 die Bundesregierung in Digitalfragen beriet und nun bei der Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG) arbeitet.
Die EU-Regulierung erhöhe den Druck etwa auf die USA, ähnlich strenge Regeln einzuführen. "Deshalb ist der EU AI Act auch ein starker Indikator dafür, dass Europa weiterhin eine Führungsrolle in der Debatte um verantwortungsvolle KI einnimmt", so Rulf.
Gesellschaftlich wurde KI immer mehr zum Hoffnungsträger und soll künftig etwa bei der inneren Sicherheit, beim Aufschwung der Wirtschaft und der Effizienz im öffentlichen Dienst unterstützen:
KI verändert die Arbeitswelt. Doch wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter schulen, können Entlassungen vermieden werden. Ein Softwareentwickler aus Karlsruhe zeigt, wie es gehen kann.28.06.2024 | 1:37 min
Wahlkampf, Krieg, Ende der Welt
Gleichzeitig spielen die Sorgen vor den Gefahren und Risiken von KI weiterhin eine große Rolle, denn diese sind vielfältig:
2024 war deshalb für mich nicht nur ein Jahr des technologischen Fortschritts, sondern auch eines des Abwägens der möglichen gesellschaftlichen Folgen.
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Kirsten Rulf, Digitalexpertin bei BCG
Roboter, die retten. Drohnen, die töten. In der Ukraine und Israel wird deutlich, wie groß die Gefahren und Chancen von KI sind. Und welche moralischen Fragen daraus entstehen.25.09.2024 | 28:47 min