Kann man Hochwasser für die Dürre speichern?

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    Anpassung an den Klimawandel:Kann man Hochwasser für die Dürre speichern?

    von Sophia Diesler
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    Angesichts von Starkregen und Hochwasser einerseits sowie Hitze und Dürre andererseits wird die Frage immer wichtiger: Wie lässt sich überschüssiges Wasser speichern?

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    Die Risiken von Hochwasser müssen effektiver gemanagt werden. Was das konkret heißt, wird hier mit Grafiken erklärt.14.07.2023 | 1:52 min
    Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt: Wetterextreme werden intensiver und häufiger - und sie verstärken sich gegenseitig. Von Hitze und Dürre ausgetrocknete Böden können Niederschlag nur schlecht aufnehmen. Fällt in kurzer Zeit viel Regen, fließt das Wasser daher oft sturzbachartig ab, statt zu versickern. Es kommt zu Überschwemmungen und kein oder nur wenig neues Grundwasser kann sich bilden. Die Auswirkungen belasten Mensch und Natur. 
    Wie Grundwasser entsteht: Grundwasser entsteht vor allem aus Niederschlag. Davon versickert nur etwa ein Drittel, der Rest verdunstet oder fließt oberflächlich ab. Nach und nach dringt das Wasser durch alle Bodenschichten. Der Oberboden ist etwa 5-40 cm dick, der Unterboden etwa 50-150 cm. Durch die Versickerung wird das Regenwasser gefiltert - es entsteht sauberes Grundwasser. Unter dem Grundwasser befindet sich eine wasserundurchlässige Schicht, z.B. aus Ton oder Gestein, auf der sich das Grundwasser sammelt.
    Um mit diesen Folgen des Klimawandels umzugehen und schwere Schäden in Zukunft zu vermeiden, ist ein nachhaltiger Umgang mit Wasser notwendig. Als besonders wichtig stuft das Bundesforschungsministerium dabei die Speicherung von überschüssigem Wasser ein.

    So wird überschüssiges Wasser gespeichert

    Aktuell wird Niederschlagswasser hauptsächlich oberirdisch gesammelt, zum Beispiel in Talsperren oder Auenlandschaften entlang von Flüssen, die Wasser wie ein Schwamm aufnehmen. Allerdings verdunstet in solchen oberirdischen Speichern ein Teil des Wassers wieder - vor allem bei hohen Temperaturen und starkem Wind.
    Viele Forschungsvorhaben beschäftigen sich deshalb mit dem Ziel, große Mengen Wasser über einen längeren Zeitraum im Untergrund zu speichern - etwa in natürlichen Grundwasserleitern. In diesen Gesteinsschichten mit Hohlräumen kann sich das Wasser sammeln. Das bietet einerseits den Vorteil der natürlichen Filtration - durch die verschiedenen Bodenschichten wird das Wasser gereinigt - und gleichzeitig ist der Wasserverlust durch Verdunstung minimal.
    Starkregen könnte, ebenso wie Hochwasser aus Rückhaltebecken und Flüssen, gezielt über Infiltrationsgräben ins Grundwasser geleitet und dort gesammelt werden. Auf diese Weise entstünde nicht nur ein zusätzlicher Schutz vor Überflutung, sondern auch ein sicherer Wasservorrat für künftige Dürreperioden.
    Die Infografik zeigt, wie sich Starkregen und Hochwasser gezielt ins Grundwasser leiten und speichern lassen. Dadurch entstehen gleichzeitig ein Schutz vor Überflutung und ein Wasservorrat für spätere Dürren. Infiltrationsgräben sammeln überschüssiges Wasser. Dieses Wasser versickert im Boden und wird dort gespeichert. Bei Dürre versorgt das Wasser die umliegende Natur und Landwirtschaft.
    Vorstellbar sind laut Bundesforschungsministerium unterirdische Speicher mit bis zu 500.000 Kubikmeter Fassungsvermögen. Das entspricht in etwa dem jährlichen Wasserverbrauch einer deutschen Kleinstadt.

    Regenwassernutzung in Städten

    Speicherräume für überschüssiges Regenwasser zu schaffen, ist besonders in dicht bebauten Städten schwierig. Begrünte Dächer und Fassaden, Teiche und Seen bieten hier eine Chance, das Wasser zurückzuhalten.
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    Dach- und Fassadenbegrünung wirken als Wasserspeicher und Hitzeschild im Sommer.28.03.2022 | 0:34 min
    Ebenso helfen technische Anlagen zur Regenwassernutzung. Bereits bestehende könnten aufgerüstet werden und würden bei Starkregen das Wasser zunächst in Mulden sammeln. Anschließend versickert es, wird in einen Tank geleitet und dort gespeichert. In Trockenperioden kann es zur Bewässerung von Bäumen und Grünanlagen genutzt werden, die für ein besseres Stadtklima sorgen.

    Wann die Dürre ausgeglichen ist

    Aktuell sieht es für die oberen Bodenschichten und damit auch für die Pflanzen gut aus. Nur im Osten Deutschlands gibt es noch Gebiete, in denen Dürre herrscht.

    Herbst, Winter und Frühling - also die vergangenen drei Jahreszeiten - waren deutschlandweit nasser, teils sogar deutlich nasser, als im vieljährigen Klimamittel. So sind die Böden fast überall auch bis in tiefe Schichten gut durchfeuchtet.

    Katja Horneffer, Diplom-Meteorologin

    Auch die meisten Grundwasserspeicher sind mittlerweile gut gefüllt. Daher ist laut Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung die Dürregefahr in diesem Jahr geringer als in den Vorjahren. Doch im Zuge des Klimawandels ist klar: Es wird eine nächste Dürreperiode geben. Wann genau uns diese trifft, lasse sich konkret jedoch nicht vorhersagen, so die Experten.
    Die Grafik zeigt anhand von 69 Deutschland-Karten die Dürreintensität des jeweiligen Jahres von 1955 bis 2023. Für den Zeitraum vor 2017 gilt: Dürren traten vereinzelt auf und meist war die Trockenheit auf eine Region konzentriert. Besonders auffällig sind die Jahre 2018 bis 2022. Da war die Dürre fünf Jahre in Folge besonders intensiv. Im Jahr 2021 war zwar nicht ganz Deutschland von der Dürre betroffen. Doch im Nordosten, wo Dürre herrschte, war diese sehr intensiv. Ebenso im Jahr 2023, doch hier war zusätzlich auch der Süden Deutschlands von Dürre betroffen.
    Redaktion: Kathrin Wolff

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