Welche Ereignisse aus 2023 Zukunft formen | Terra-X-Kolumne
Kolumne
Terra X - die Wissens-Kolumne:Welche Ereignisse aus 2023 die Zukunft formen
von Harald Lesch, Jasmina Neudecker, Mirko Drotschmann
|
2023 war geprägt von vielen Momenten, die unser Leben in Zukunft verändern werden. Welche Entwicklungen und Katastrophen unsere Terra-X-Moderatoren besonders bewegt haben.
Mirko Drotschmann: 2023 war ein schwieriges Jahr, in vielerlei Hinsicht. Immer wieder haben wir Eskalation erlebt, Gewalt und Hass. Besonders erschütternd fand ich dabei, wie viel weniger sozial die "sozialen Netzwerke" werden. Bei Konflikten wirken sie teilweise wie Brandbeschleuniger.
In der Terra-X-Kolumne auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker sowie Gastexpert*innen jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.
Hamas-Angriff auch mit Auswirkungen in Deutschland
Eines der für mich einschneidendsten Ereignisse in diesem Jahr war sicher der Angriff der Terrororganisation Hamas gegen Israel. Dieser Anschlag und seine Konsequenzen werden die Region noch über Jahre hinweg beeinflussen.
Auch bei uns zeigen sich die Auswirkungen deutlich: Der offene Hass gegen Jüdinnen und Juden hat stark zugenommen. Etwas, das wir als Gesellschaft nicht akzeptieren dürfen. Der richtige Umgang mit Antisemitismus, genauso wie mit Rassismus und Islamophobie, bleibt eine wichtige Aufgabe für unsere Zukunft.
Seit Jahrzehnten kämpft die Hamas gegen Israel. Wie entsteht die palästinensische Terrororganisation und warum hat sie im Gazastreifen so viel Einfluss?13.10.2023 | 13:39 min
Ein Jahr mit KI, die alle Erwartungen übertraf
Sehr beeindruckt hat mich 2023 die Wucht, mit der die Anwendung ChatGPT die Wohn- und Klassenzimmer erobert hat. Zum ersten Mal wurde Künstliche Intelligenz für uns richtig greifbar, mit all ihren Vor- und Nachteilen.
Gerade schwankt die Stimmung zwischen großer Angst, dass viele Arbeitsplätze einfach ersetzt werden, Sorge, wem oder was wir überhaupt noch glauben können und Zuversicht. Entscheidend wird sein, diese Technologie sinnvoll zu regulieren und ihr Potential positiv zu nutzen, zum Beispiel in der Gesundheitsversorgung, Landwirtschaft und den Wissenschaften.
Eine von Künstlicher Intelligenz geschaffene Wirklichkeit wird unsere Gesellschaft in wenigen Jahren von Grund auf verändern. Der Kampf gegen Deep Fakes wird unseren Alltag bestimmen.15.12.2023 | 5:28 min
Für 2024 wünsche ich mir, dass wir Menschen wieder mehr das Gemeinsame suchen, uns zusammen um die großen Herausforderungen unserer Zeit kümmern und uns endlich gegenseitig wieder mehr zuhören. Das kann im ganz Kleinen beginnen, abends beim Essen mit Freunden - und geht bis ganz nach oben in die Politik.
Naturkatastrophen und die Rolle der Wissenschaft
Jasmina Neudecker: Anfang Februar erschütterte ein großes Erdbeben Teile der Türkei und Syrien. Über 50.000 Menschen starben. Vor allem, weil die Häuser nicht erdbebensicher, zu eng und auf einem ehemaligen Flussbett gebaut waren. Im Grenzgebiet Türkei-Syrien ist die Verwerfungszone so lang, dass man sie schwer überwachen kann und das bebaute Gebiet ist so nah, dass nur Sekunden für die Vorwarnung bleiben.
Und dann kommt die Ungerechtigkeit ins Spiel. Denn Naturkatastrophen sind nicht einfach unglückliche Unfälle. Sie treffen die Schwächsten, die kein Geld haben für erdbebensichere Häuser; die in Systemen leben, in denen durch Korruption nicht auf Bauvorschriften geachtet wird und keine Chance haben, einfach irgendwo anders hinzuziehen.
Wenn Warnungen ignoriert werden
Auf meiner Reise in das Gebiet traf ich auf Forschende, die seit Jahren vor solchen Erdbeben und deren Folgen warnten. Und oft ignoriert wurden. Jetzt wird wieder neu gebaut, auch dort, wo es künftig wieder besonders gefährlich werden könnte. Und die Forschung warnt erneut. Aber der Wohnraum wird dringend gebraucht.
Auch die Bewohner von Istanbul sitzen auf einer tickenden Zeitbombe. Eine Reihe von Erdbeben in den letzten Jahrzehnten sind Vorboten.10.02.2023 | 3:59 min
Erdbebenforschung ist eine komplizierte Sache und der Schutz vor Beben ist es umso mehr. Das gilt eigentlich überall auf der Welt, wo Erdbeben nahe am Wohnraum drohen. In Zukunft wird es darum gehen, wie besser gewarnt werden kann. Und wie Menschen so geschützt werden können, dass es erst gar nicht zu solchen fatalen Grundvoraussetzungen wie beim Beben in der Türkei kommen kann.
Wissenschaft als Wegweiser ernst nehmen
Das Jahr 2023 war ein Jahr der Naturkatastrophen. Die Frage ist: Wie gehen wir damit um? Und wie setzen wir die Erkenntnisse der Wissenschaft ein, um uns zu schützen? Die Natur ist unerbittlich. Unser Umgang mit ihr muss sich verändern. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir es wirklich schaffen, die Erkenntnisse der Wissenschaft in unser Leben zu integrieren.
Die ganze Doku zur Kolumne: Harald Lesch, Jasmina Neudecker und Mirko Drotschmann mit einem Rückblick auf 2023: auf Umbrüche, Krisen und Kontroversen, aber auch auf neue Erkenntnisse aus der Welt des Wissens.26.11.2023 | 43:25 min
Warum Klimakrise und Energiewende drängen
Harald Lesch: Besonders im Süden Europas haben sich eine ganze Reihe von Ausnahmeereignissen abgespielt. Schon im Februar gab es starke Niedrigwasser entlang der Adriaküste. Bis in den Sommer litten viele Gebiete unter Trockenheit, Dürre und Hitze.
Solche Extreme sind im Mittelmeerraum an sich nicht ungewöhnlich, die Dauer und Häufigkeit hingegen schon. Mich wundert es nicht, dass der Weltklimarat Anfang August das Mittelmeer zum globalen Hotspot des Klimawandels erklärte. Und während noch darüber gestritten wird, ob wir global die Erwärmung auf 1,5 Grad eingrenzen können, ist diese Schwelle im Mittelmeerraum schon an vielen Stellen überschritten.
Wie steht es um das Mittelmeer? Der Klimawandel und Plastik belasten das Ökosystem. Wie alles zusammenhängt und welche Fortschritte Forschung und Freiwillige bereits erwirkt haben.12.09.2022 | 18:45 min
Der Wettlauf gegen den Klimawandel hat begonnen
Die Forschung geht davon aus, dass die Erwärmung in Europas Süden um 50 Prozent stärker ausfällt als im globalen Durchschnitt. Viele der Ereignisse, mit denen wir in Zukunft noch wesentlich häufiger rechnen müssen, haben wir dort also schon 2023 erlebt. Dürren, Waldbrände, Unwetter, Überflutungen.
Nicht überall und nicht in jedem Jahr muss das so extrem ausfallen. Aber aus der Klimaforschung wissen wir: Solche extremen Phänomene werden häufiger - und extremer. Und dafür müssen auch wir uns, hier in Mitteleuropa, in Zukunft rüsten.
Eine erfolgreiche Energiewende erkennt man an ihren günstigen Strompreisen, sagt Harald Lesch. Stimmt das überhaupt? An welchem Punkt steht die Energiewende aktuell?19.07.2023 | 29:19 min
Zu träge Energiewende droht vom Klimawandel überholt zu werden
Was können wir noch tun? Mich hat in diesem Jahr deshalb besonders eine Frage beschäftigt: Schaffen wir die Energiewende rechtzeitig genug, damit sie uns in der Klimakrise wirklich helfen kann?
Der Zustand der Energiewende in Deutschland besteht vor allem aus vielen verheißungsvollen Projekten, deren Erfolg sich allerdings erst in der Zukunft zeigen wird. Denn wir sind nach wie vor zu träge. Für den großen Erfolg bräuchten wir ein Apollo-Moment, eine nationale Anstrengung.
Denn die Energiewende ist ein Puzzle. Da gibt es kein Patentrezept, da braucht es viele verschiedene Lösungen in allen möglichen Bereichen. Für ihr Gelingen benötigen wir neue Ideen und neue Anstrengungen von uns allen. Und das gilt natürlich für alle Herausforderungen unserer Zeit.
Hat uns die Künstliche Intelligenz überrumpelt? Schaffen wir die Energiewende? Und ist das Klima noch zu retten? Harald Lesch beleuchtet die relevanten Fragen von 2023.28.11.2023 | 29:00 min
Die letzten Ausgaben verpasst?
Auf unserer Themenseite können Sie alle Terra-X-Kolumnen nachlesen.
Welche Lösungen bietet die Wissenschaft für aktuelle Probleme? Alle bisher erschienenen Ausgaben der Terra X-Kolumne finden Sie jederzeit in unserem Archiv.