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Raumfahrt:Mit Wachs ins All: Deutsche Rakete gestartet
von Anna Gürth
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Das deutsche Start-up HyImpulse lässt in Australien eine kommerzielle Trägerrakete steigen. Das Besondere: Der Hybridtreibstoff besteht aus Kerzenwachs und Sauerstoff.
Ein deutsches Start-Up schickte heute eine Rakete, angetrieben von Paraffin und flüssigem Sauerstoff in Richtung All. Die Rakete soll künftig Satelliten in die Umlaufbahn bringen.03.05.2024 | 1:29 min
Jahrelang haben sie auf diesen Tag hingearbeitet - jetzt ist ihre Trägerrakete das erste Mal gestartet. Entwickelt im baden-württembergischen Neuenstadt am Kocher und angetrieben mit Paraffin, also Kerzenwachs. Die Rakete hob am Freitag gegen 7:10 Uhr deutscher Zeit in Koonibba in Australien ab, wie ein Sprecher des Unternehmens mitteilte.
Für die Raketenbauer des deutschen Start-ups HyImpulse ist sie ein Meilenstein. "Das ist eine Weltneuheit", sagt CEO Christian Schmierer vor dem Start im ZDF-Interview.
Rakete war zwei Monate nach Australien unterwegs
12 Meter lang und 2,5 Tonnen schwer ist die Trägerrakete SR75. Und sie war lange unterwegs: zwei Monate mit dem Schiff von Hamburg nach Singapur, von dort in die australische Hafenstadt Adelaide und dann per Lkw zum Raketentestgelände in der Wüste. Nachdem das Unternehmen in den letzten Jahren schon einige Bodentests durchgeführt hat, soll hier nun der erste Flug stattfinden.
Christian Schmierer und die anderen Gründer von HyImpulse sind dafür mit einem Teil des Teams nach Down Under gereist. Schon fast zwanzig Jahre - seit ihrem Studium - forschen die Luft- und Raumfahringenieure an dem besonderen Antrieb aus Paraffin und Sauerstoff.
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Der Vorteil: Das Kerzenwachs ist günstiger als andere Flüssig- oder Festbrennstoffe. Außerdem sei der Treibstoff sicherer, so Schmierer:
"Und der Vorteil bei einer Rakete ist da natürlich offensichtlich: Beim ganzen Betrieb, bei der Lagerung, bei den Tests und auch dann beim Start ist die Gefahr einer Explosion gebannt", erklärt Schmierer.
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Private Raumfahrt: Europa droht Anschluss zu verlieren
Während das Geschäft mit der privaten Raumfahrt in Amerika boomt, droht Europa den Anschluss zu verlieren. Im letzten Jahr gab es rund 200 Raketenstarts - nur drei davon unter europäischer Verantwortung. Den geplanten Testflug der schwäbischen SR75 beobachtet der Direktor des Instituts für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart deshalb ganz genau - nicht nur, weil die Raketenbauer früher hier studiert haben.
"Das ist schon etwas Besonderes für Deutschland und ich würde sagen auch für Europa", sagt Professor Stefanos Fasoulas. "Immerhin ein überwiegend aus privaten Mitteln finanziertes Unternehmen, was jetzt einen Raketenstart umsetzt", meint Fasoulas und ergänzt:
Nutzlasten sind beispielsweise Kleinsatelliten. Diese können eingesetzt werden, um von oben etwa Emissionen, Waldbrände oder Erdbeben zu beobachten. Als Kunden kommen auch Mobilfunkanbieter in Frage.
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Schwäbisches Start-up will europäischen Zugang zum All sichern
Als erster kommerzieller europäischer Anbieter Satelliten in niedrige Erdumlaufnahmen bringen - das ist das ambitionierte Ziel von Christian Schmierer und seinem Team. "Es gibt momentan keinen Zugang zum All aus Europa, keine Orbitalraketen, die in Betrieb sind."
Dafür muss jetzt erstmal der Testflug gelingen. "Die Wahrscheinlichkeit, dass am Anfang etwas schief geht, ist immer sehr groß", erklärt Stefanos Fasoulas. "Da gibt es gute Beispiele, wie auch SpaceX. Deren allerersten Raketenstarts waren alle auch nicht erfolgreich. Aber wir gehen mal fest davon aus, dass aus Baden-Württemberg gleich der Erststart erfolgreich sein wird."
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Der Erststart ist ein Experiment, sagt auch Christian Schmierer im ZDF-Interview kurz vor dem geplanten Start der Rakete.
60 Kilometer hoch soll die SR75 beim ersten Flug steigen - später sollen bis zu 250 Kilometer möglich sein.
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