Mission zur Asteroidenabwehr:Hera macht sich startklar zum Schutz der Erde
von Inken Klinge
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Asteroideneinschläge sind ein beliebtes Bedrohungsszenario in Katastrophenfilmen. Aber wie groß ist die Gefahr wirklich? Und könnten wir uns wehren? Das testen Nasa und Esa.
Ein Asteroideneinschlag ist eine der Urängste der Menschheit. Die Europäer wollen nun die Methode verfeinern, Asteroiden von ihrem Kurs abzulenken. 20.04.2024 | 1:36 min
"Der Satellit glaubt, er ist schon im All", der Leiter der Hera-Mission Ian Carnelli lacht und zeigt auf die Sonde neben ihm. "In Wirklichkeit simulieren wir den Start und die Trennung von der Rakete nur", erklärt er.
Im Moment laufen die Tests im Europäischen Weltraumforschungs- und Technologiezentrum in Noordwijk in den Niederlanden auf Hochtouren. Am 7. Oktober soll Hera mit einer Falcon-9-Rakete ins All gebracht werden. Das Ziel: der Mond Dimorphos, der Kleinere eines Doppelasteroiden.
Die nach einer griechischen Göttin benannte Sonde Hera ist Teil einer Doppelmission von Esa und Nasa, die die Abwehrmechanismen für einen möglichen Asteroideneinschlag auf der Erde ausloten soll.
Die Sonde "Dart" der Nasa war dafür bereits 2022 planmäßig auf dem Asteroiden Dimorphos eingeschlagen.
Ab Oktober soll Hera den Asteroiden untersuchen.
Quelle: dpa
Nasa-Raumsonde bringt Asteroiden von seinem Kurs ab
Vor gut eineinhalb Jahren ließ die Nasa die Raumsonde Dart absichtlich auf Dimorphos krachen, um den Felsbrocken von seinem Kurs abzubringen - mit Erfolg. Dart hat die Bahn des Asteroiden-Mondes verändert und auch seine Form.
"Aber warum die Ablenkung größer war als erwartet und wie sich die Flugbahn bei einem anderen Asteroiden in Zukunft verändern würde, wenn wir die gleiche Technik anwenden, das können wir noch nicht beantworten", erklärt Carnelli. "Daher brauchen wir eine zweite Sonde wie Hera", führt er aus. "Um physikalische Eigenschaften wie die Masse, die Zusammensetzung und die Form von Dimorphos nach dem Einschlag zu untersuchen".
Asteroid, Komet, Meteorit: Wie groß ist die Gefahr aus dem All wirklich? Forscher wissen wir mehr denn je - und können unseren Planeten sogar verteidigen.
Story
Während des Tests in Noordwijk ist Hera mit dem Kontrollzentrum der Esa in Darmstadt verbunden. Denn von hier wird die Sonde nach ihrem Start gesteuert. Die Zeit drängt, macht der Hera-Flugdirektor Ignacio Tanco deutlich.
Dimorphos hat einen Durchmesser von etwa 160 Metern. Genau das seien die Asteroiden, die gefährlich werden könnten, so Tanco, da sie manchmal schwer zu sehen seien, aber ganze Regionen zerstören könnten. Rund 1,3 Millionen Asteroiden im Sonnensystem sind bekannt. "Wir kennen aber längst nicht alle", sagt Tanco.
Potenziell gefährliche Asteroiden werden aufgelistet
Besonders wichtig sei die Katalogisierung der Asteroiden, deren Umlaufbahnen nah an die Erde herankommen. Damit habe man bereits begonnen, aber die Liste sei noch nicht komplett.
Dimorphos kann der Erde nicht gefährlich werden. Hera ist eine Demonstrationsmission, ein Test, um für den Fall einer Bedrohung vorbereitet zu sein.
Harald Leschs erklärt, warum sich nicht jeder Asteroid einfach aus der Bahn sprengen lässt.02.10.2016 | 1:35 min
Anders sah das eine Zeit lang bei dem rund 350 Meter großen Asteroiden Apophis aus. Es wurde befürchtet, er könnte sich auf Kollisionskurs mit der Erde befinden. Inzwischen ist klar, dass er an uns vorbeiziehen wird.
Asteroideneinschlag unwahrscheinlich - aber möglich
Wie hoch das Risiko eines größeren Asteroideneinschlags ist, beantwortet Rolf Densing, Esa-Direktor für Missionsbetrieb und Leiter des Esa-Kontrollzentrums in Darmstadt, so: "Die Wahrscheinlichkeit ist relativ gering. Aber wenn es passiert, dann passiert es. Dann ist das eine Gefahr für unseren Planeten und für die Menschheit."
Und möglicherweise mit Blick auf die Kosten von 130 Millionen Euro fügt Densing hinzu: "Und ich glaube, diesen Luxus sollten wir uns leisten. Also die Hera-Mission ist eine Lebensversicherung für unsere Erde."