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Studie der Gehirnforschung:Verändern Gefängnisaufenthalte das Gehirn?
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Viele Insassen deutscher Gefängnisse kämpfen mit psychischen Problemen, die auch ihre Resozialisierung erschweren. Könnten Veränderungen im Gehirn der Grund sein?
Knast macht krank. Viele Häftlinge werden nach der Freiheitsstrafe wieder straffällig. Laut einer neuen Studie könnte die Isolation in der Haft Auswirkungen auf das Gehirn haben.14.05.2024 | 7:30 min
Der Alltag in deutschen Gefängnissen ist straff getaktet: Ein typischer Tag startet um 6 Uhr, dann gibt es Frühstück, sechs Stunden freiwillige Arbeit, Mittagessen, eine Stunde Freigang und Abendessen. Dieser rigide Ablauf, hier am Beispiel der JVA Berlin Plötzensee, soll den Gefangenen Struktur geben.
Schwere psychische Belastungen im Gefängnis
Allerdings haben viele Insassen mit diesen Bedingungen schwer zu kämpfen. Etwa 80 Prozent leiden an psychischen Defekten wie Depressionen, bipolaren Störungen oder Schizophrenie. Gründe dafür können bereits vorhandene Krankheiten sein, meist aber sind es die Umstände, in denen die Häftlinge in den Gefängnissen leben. Die Gefahr einer psychischen Erkrankung ist hier fünfmal so hoch wie in der Allgemeinbevölkerung.
Ein lautes Geräusch etwa leitet der Thalamus an die Hirnregion weiter, die für die Einschätzung von Gefahr zuständig ist. Sie leitet die körperlichen Angstreaktionen ein.07.03.2022 | 0:31 min
Was das Ziel des Strafvollzugs ist
Doch ist es nicht auch ein Ziel der Haft die begangene Straftat zu sühnen? Dann wären negative Folgen der Haft ja gerade ihr Ziel. "Das ist tatsächlich falsch, weil heutzutage das Ziel der Haft die Resozialisierung ist", erklärt Johannes Fuß, Forensiker und Leiter der Psychiatrie und Sexualforschung an der Universität Duisburg/Essen.
So ist beispielsweise das Ziel des Strafvollzugs gemäß des Landesjustivollzugsgesetzes Rheinland-Pfalz die Resozialisierung und der Schutz der Allgemeinheit. Sühne wird nicht aufgeführt.
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Wenn aber die Resozialisierung das Ziel des Strafvollzugs ist, stellt sich die Frage, ob Gefängnisse überhaupt geeignete Orte sind, um dieses Ziel zu erreichen. Drogensucht, steigende Suizidzahlen und hohe Rückfallquoten sprechen jedenfalls dagegen. Aus diesem Grund wird Johannes Fuß gemeinsam mit Neurowissenschaftlern in einer weltweit einzigartigen Studie erforschen, wie das Gefängnis das Hirn verändert.
Gefängnis als extreme Umgebung?
Der Aufenthalt in extremen Umgebungen verändert das Gehirn, was beispielsweise bei Weltraum- und Polarforschenden nachgewiesen werden konnte. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass das System Gefängnis ebenfalls eine extreme Umweltbedingung darstellt. Und so ist ihre Hypothese, dass auch das Gefängnis das Gehirn der Gefangenen verändert.
Um das zu überprüfen, fertigen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mithilfe eines MRT dreidimensionale Bilder des Gehirns von Häftlingen an. In einem Jahr sollen dann erneut Aufnahmen gemacht und verglichen werden.
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Blick auf Hippocampus, Amygdala und präfrontalen Cortex
Bereits in diesem Zeitraum rechnen die Forscherinnen und Forscher mit nachweisbaren Veränderungen des Gehirns. Besonders interessant wären Veränderungen im Hippocampus, der für das Gedächtnis und die Orientierung zuständig ist, die Amygdala, die bei der Emotionsverarbeitung Relevanz hat, und den präfrontalen Cortex, das "Kontrollzentrum" des Gehirns.
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Wie müsste Strafvollzug gestaltet werden?
Sollte sich die Hypothese der Studie bestätigen, müsste der derzeitige Strafvollzug im Hinblick auf das gesetzliche Ziel der Resozialisierung kritisch geprüft werden. "Man müsste die räumlichen Gegebenheiten anpassen, man müsste das Personal ganz anders ausbilden", meint Johannes Fuß.
Sofern der aktuelle Strafvollzug der Resozialisierung mehr schadet als nutzt, müsste das System Gefängnis neu gedacht werden. Dabei müssten aber auch weitere Zielkonflikte mit dem anderem Vollzugsziel, der Sicherheit der Allgemeinheit, bedacht werden.
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Quelle: ZDF
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