Speicher für die Energiewende gesucht | Terra-X-Kolumne
Kolumne
Terra X - die Wissens-Kolumne:Speicher für die Energiewende gesucht
von Harald Lesch
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Wer gegen erneuerbare Energien argumentiert, bringt gern mal das Totschlagargument: Es fehlen Energiespeicher. Stimmt auch. Höchste Zeit, das zu ändern.
Die Natur stellt uns erneuerbare Energiequellen - insbesondere Wind und Sonne - beinahe im Übermaß zur Verfügung. Durch heutige Technologien können wir sie bereits ökonomisch sinnvoll nutzen.
Ein Puzzlestück fehlt jedoch: Diese Energien können nicht immer dann ausreichend angeboten werden, wenn die Nachfrage hoch ist. Wind und Sonne schwanken eben. Wir brauchen: Speicher! Und zwar wesentlich effizientere und größere, als wir sie heute haben.
Diese Speicher müssten enorme Mengen elektrischer Energie aufnehmen und schnell abgeben können, wenig kosten und überall auf der Welt zum Einsatz kommen, damit wir irgendwann wirklich über eine globale Energiewende sprechen können.
In der Terra-X-Kolumne auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker sowie Gastexpert*innen jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.
Mit vereinten Kräften in Forschung und Entwicklung
Was also, würden wir die vereinte Kraft der Forschung auf dieses Problem ansetzen: ein neues Manhattan-Projekt?
Am 16. Juli 1945 detonierte die erste Kernwaffe der Geschichte - und veränderte unsere Welt für immer. Der Bau der Bombe, das Manhattan-Projekt, entstand als Antwort der USA auf eine sich ankündigende Bedrohung: In den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte sich das Feld der Kernforschung rasant, und spätestens, nachdem Otto Hahn und Lise Meitner das enorme Kräftepotential beim Spalten von Atomkernen entdeckten, war klar: Daraus lässt sich eine Waffe machen.
In kürzester Zeit gelang es der amerikanischen Regierung, die besten und wichtigsten Wissenschaftler zusammenzubringen und ihnen eine Aufgabe zu stellen: Entwickelt eine Atombombe, bevor es das nationalsozialistische Deutschland tut.
Christopher Nolans Film "Oppenheimer" bringt die größten Physiker des 20. Jahrhunderts auf die Leinwand. Ob Heisenberg, Bohr, Einstein oder Oppenheimer selbst, aber ein Name fehlt!06.03.2024 | 19:00 min
Die schrecklichen Konsequenzen darf man nicht außen vor lassen, aber ist es nicht dennoch erstaunlich, mit welcher Schnelligkeit aus reiner Grundlagenforschung heraus etwas äußerst Reales entstehen konnte?
Der Klimawandel ist die große Bedrohung
Heute sehen wir uns mit einer Bedrohung konfrontiert, die längst Gewissheit ist: Der Klimawandel treibt die globale Erwärmung zu Wasser, zu Lande und in der Luft dermaßen beschleunigt voran, dass Extremwetterereignisse sich immer weiter verschärfen.
Überflutungen, Hitzekatastrophen, langanhaltende Dürren, die Erwärmung der Ozeane, schmelzende Gletscher und der mit all dem zusammenhängende Kollaps der biologischen Artenvielfalt sind die Hiobsbotschafter einer Zukunft, die noch schlimmer werden könnte. Unsere CO2-Emissionen müssen runter.
Wind und Sonne liefern einen immer größeren Anteil unseres Stroms. Doch was machen wir bei Flaute und Dunkelheit? Scheitert die Energiewende an fehlenden Speichern?16.04.2023 | 28:30 min
Speichertechnologie als Schlüssel zur Energiewende
Der Energiesektor hat mit über einem Drittel der CO2-Emissionen den weltweit größten Anteil. Damit sich das ändert, muss die Energiewende gelingen, und dafür braucht es Speicher. Die Zeit für die Entwicklung läuft uns aber davon.
Vielleicht ist es an der Zeit für ein neues Manhattan-Projekt - nur diesmal zum Wohle aller.
Es braucht interdisziplinäre Forschung
Zahlreiche Wissenschaftler*innen und Expert*innen aus verschiedenen Disziplinen müssten dazu zusammenfinden und eng zusammenarbeiten: Materialforscher, Physiker, Chemiker, Ingenieure, Informatiker und Datenwissenschaftler, Logistiker, Wirtschaftswissenschaftler und Manager, Umweltwissenschaftler, Juristen, Designer, Politikwissenschaftler und Verwaltungsfachleute. Mit einem gemeinsamen Ziel: Energiespeicher entwickeln, die global, kosteneffizient und skalierbar gebaut und verbaut werden können.
Alternative Energien: die Hoffnung in der Klimakrise. Doch Sonne und Wind sind nicht immer und überall verfügbar. Was können Energiespeicher leisten und wo steht die Forschung?04.05.2021 | 28:22 min
Staat und Gesellschaft könnten das Projekt mit einem finanziellen, organisatorischen und juristischen Rahmen so gestalten, dass möglichst schnell richtungsweisende technische Entwicklungen gefunden werden können.
Positive Nebeneffekte sind möglich
Und ganz nebenbei: So eine Tour de Force der Entwicklung würde immer auch "Nebenprodukte" abwerfen - Ideen und Entwicklungen, die vielleicht in ganz anderen Bereichen neue Lösungen bringen. Nicht umsonst listet die Nasa seit Jahrzehnten ihre "Spin-Offs": Produkte, die für Raumfahrttechnik entwickelt wurden, mittlerweile aber in alltäglichen Situationen zum Einsatz kommen - wie die berühmte Teflon-Pfanne.
Je schneller wir die Frage "Wie speichern wir unsere Energie?" gelöst bekommen, desto mehr Ressourcen haben wir, um alle anderen Themen rund um die Klimakatastrophe anzupacken. Denn davon gibt es noch mehr als genug.
Im Kampf gegen die Klimakrise wird eine Chance oft unterschätzt: die Natur. Mit ihrer Hilfe ließe sich die Katastrophe vielleicht noch verhindern. 13.08.2024 | 28:22 min
Dieser Text wurde verfasst unter Mitwirkung von Dr. Udo Ornik.
... ist Astrophysiker und Moderator für Terra X und Leschs Kosmos, erklärt für das ZDF die Welt. Besonders interessiert ist er an komplexen Systemen und deren Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Und an Boule, Schach und Klavier. Seit 2016 ist er mit "Terra X Lesch & Co." auch als Youtuber aktiv.
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