Artenschutz im Gefrierschrank mit DNA bedrohter Tiere

    Cryotechnik für bedrohte Tiere:Artenschutz im Gefrierschrank

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    Das Artensterben auf der ganzen Welt schreitet immer weiter voran. Ein Unternehmen in Großbritannien will nun die DNA der Tiere einfrieren - für eine Rettung in der Zukunft.

    Im Chester Zoo wird mit dem Projekt Nature´s Safe Artenschutz betrieben, indem die DNA bedrohter Tierarten durch Cryotechnik gefroren und später zur Züchtung oder Nachzüchtung eingesetzt werden
    Es klingt wie ein Experiment im Film Jurrassic Park: Das Projekt Nature's Safe versucht das Artensterben zu verhindern, indem bedrohte Tierarten in Zukunft aus gefrorener DNA nachgezüchtet werden.04.09.2023 | 5:35 min
    Über 700 Spezies gibt es im Zoo in Chester in Großbritannien zu bewundern. Doch mehr als die Hälfte aller Tierarten dort steht auf der roten Liste der gefährdeten Spezies. Seit Jahren wird Artenerhalt durch Zucht großgeschrieben. Nun werden neue Wege angegangen: DNA-Extraktion und eine Cryo-Samenbank sollen die Wiederauferstehung ausgestorbener Arten möglich machen.
    "Die Leute denken dann immer an etwas Futuristisches", erklärt Sue Walker, die wissenschaftliche Leiterin des Zoos von Chester. "Wir würden Gott spielen, wie als vor Jahren In-vitro-Fertilisation beim Menschen möglich wurde. Aber das ist es nicht, es geht um das Hier und Heute.

    Denn leider verschwinden die Arten momentan schneller, als wir sie retten können. Wir brauchen deshalb innovative Lösungen.

    Sue Walker, wissenschaftliche Leiterin vom Chester-Zoo

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    Hautzellen von Tieren werden in flüssigem Stickstoff schockgefroren

    Das Verfahren scheint erstmal simpel. Sobald ein Tier stirbt, haben Sue Walker und ihr Team maximal fünf Tage Zeit, um Hautzellen zu entnehmen und zu verpacken. Abgeholt werden diese dann von Tullis Matson, Cryo-Unternehmer und Gründer von Nature's Safe - einer gemeinnützigen Organisation mit einem Ziel: mithelfen, die Artenvielfalt des Planeten zu bewahren. Dafür werden Hautzellen im flüssigen Stickstoff bei minus 196 Grad schockgefroren.

    170 Arten, eingefroren für die Ewigkeit und doch bereit, jederzeit wieder ins Leben zurückgerufen zu werden.

    Tullis Matson, Gründer von Nature's Safe

    Als Beispiele nennt Matson das südliche Weißnashorn etwa oder den asiatischen Elefanten. Oder auch Spezies, von denen viele noch nie gehört haben wie den Antillenochsenfrosch. "Diese Arten brauchen jede Hilfe, die sie kriegen können. Diese Technologie gibt ein wenig Hoffnung. Eine Art Licht am Ende des Tunnels", erklärt Matson.

    Penible Arbeit im Labor

    Mit ihrem Verfahren erhoffen sich Matson und Walker einen kleinen Beitrag für den Artenschutz zu liefern. Ein Projekt dabei: den Blessbock retten. Eine Antilopenart, die in ihrer Heimat, dem südlichen Afrika, noch zu finden ist. Doch niemand weiß wie lange noch.
    Bei der Präparierung der Blessbock-Haut im Labor bei Nature's Safe wird dabei penible Gründlichkeit eingefordert. Die Labortechnikerin Lucy Morgan erklärt: "Die größte Gefahr für die Probe in dieser Phase sind Bakterien und Pilze. Die Tierärzte vor Ort haben klare Anweisungen, wie sie zu säubern ist und im Labor nehmen wir uns nochmal viel Zeit, um sie super sauber zu kriegen."
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    Genetische Vielfalt statt Klonen

    Das Erstaunliche am Einfrieren bei minus 196 Grad sei, so Morgan, dass die Lebensuhr des Gewebes quasi nur angehalten wird. 30 Sekunden nach dem Auftauen sind die Zellen wieder quicklebendig. Als wäre nichts gewesen.
    Man könne die Tiere klonen, "eine Technik, die wir schon beherrschen", so Morgan. Aber bei Nature's Safe gehe es darum, beispielsweise aus den Hautzellen Eier und Spermien zu extrahieren. "Und wir so neue genetische Linien kreieren können", erklärt die Labortechnikerin.

    Keine anfälligen identischen Klone, sondern die für jede Spezies notwendige Vielfalt.

    Lucy Morgan, Labortechnikerin bei Nature's Safe

    Die Technologie dafür ist jedoch noch Zukunftsmusik. Eine künstliche Gebärmutter etwa bräuchte es, sollte es keine lebenden weiblichen Exemplare mehr geben.
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    Verbindung von Geschäft und Artenschutz

    Aber wenn er sehe, wie alles anfing, dann sei alles denkbar, erklärt Tullis Matson. Sein Geld hat der ehemalige Schweinefarmer vor allem mit dem Samen von Zuchtpferden gemacht. So wurde am Ende die Idee geboren, mit der seit längerem perfektionierten Technologie nicht nur Geld zu verdienen, sondern auch Gutes zu tun.
    "Wir können für den kommerziellen Handel die DNA von Tieren erhalten, indem wir sie einfrieren", so Matson. "Warum also nicht das Verfahren für gefährdete Arten nutzen? Für immer einfrieren, und in 10, 20 oder 1.000 Jahren auftauen, und es wird dann genauso sein wie am Tag, als es eingefroren wurde."
    Für den Zoo in Chester liegt der Vorteil der Zusammenarbeit vor allem in der geprüften Sicherheit der Methode. Und sie profitieren von Tullis Matson, der Geschäftssinn mit Artenerhalt kombiniert. Herausgekommen ist eine stetig wachsende Biobank mit bislang 170 Arten aus aller Welt.
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