Darmkrebs: Forscher wollen Frühwarnsystem entwickeln

    Interview

    Neue Forschungen zu Darmkrebs:Forscher wollen Frühwarnsystem entwickeln

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    Immer mehr junge Menschen erkranken an Darmkrebs. Woher dieser Anstieg kommt, woran geforscht wird - und wie man selber vorbeugen kann, erklärt Facharzt Zeißig im Interview.

    Grafik von einem Darm, darin liegt eine Frau
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    Darmkrebs ist in Deutschland eine der häufigen Krebserkrankungen. Für Menschen über 70 ist das Risiko, daran zu erkranken, am höchsten. Doch die Diagnose wird bei älteren Menschen dank Vorsorge immer seltener gestellt. Alarmierend ist jedoch, dass die Häufigkeit der Darmkrebsfälle bei jüngeren Menschen unter 50 Jahren steigt - und das seit mittlerweile 30 Jahren.
    Gastroenterologe Sebastian Zeißig von der Uniklinik Greifswald leitet eine bundesweite Forschungsgruppe, die diesem besorgniserregenden Trend etwas entgegensetzen will.
    ZDFheute: Wieso sinkt bei älteren Menschen die Erkrankungsrate?
    Sebastian Zeißig: Seit Einführung der Vorsorge-Darmspiegelungen in 2002 sind Neuerkrankungen bei den 50- bis 74-Jährigen um 20 Prozent gesunken. Darmspiegelungen, auch Koloskopien genannt, können das Risiko deutlich senken: Dabei wollen wir gar nicht Krebs erkennen, sondern idealerweise die Vorstufen, sogenannte Polypen, die man einfach abtragen kann.
    Darmkrebs ist dritthäufigste Krebsart
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    Bei Männern zahlt die gesetzliche Krankenkasse die Untersuchung ab 50, bei Frauen ab 55 Jahren. Bestimmte Risikogruppen, wie Menschen mit familiären Vorbelastungen, haben schon früher einen Anspruch.

    Wir wissen, dass innerhalb der Zielgruppe ab 50 bzw. 55 Jahren nur etwa die Hälfte der Personen das Vorsorgeangebot nutzt. Es könnten eigentlich noch mehr Darmkrebsfälle verhindert werden.

    Mittlerweile entstehen aber auch zehn Prozent aller Erkrankungen vor dem 50. Lebensjahr, da würden wir mit dieser Vorsorge zu spät kommen.

    Sebastian Zeißig
    Quelle: Magdalena Gonciarz / TUD

    ... ist seit 2024 Professor für Gastroenterologie und Direktor in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin an der Universitätsmedizin in Greifswald. Zuvor arbeitete er am Universitätsklinikum Dresden, unter anderem als leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor. Zeißig leitet das Forschungsprojekt „Mi-EOCRC“ (Mikrobiota Early-Onset Colorectal Cancer), das sich mit der Rolle des Mikrobioms bei der Entstehung von frühem Darmkrebs befasst.

    ZDFheute: Woran liegt es, dass immer mehr junge Menschen an Darmkrebs erkranken?
    Zeißig: Die Vermutung ist, dass mangelnde Bewegung und veränderte Ernährung dazu beitragen, dass immer mehr junge Menschen Darmkrebs bekommen. Diese Faktoren beeinflussen auch das Mikrobiom, also die im Darm angesiedelten Bakterien und Mikroorganismen. Mikroorganismen helfen zum Beispiel, Nahrung zu zersetzen und das Immunsystem zu regulieren.
    Mikrobiom Darm CC
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    Wenn ein Ungleichgewicht entsteht, kann das gravierende Folgen für die Gesundheit haben. So wurde ein gestörtes Mikrobiom in den letzten Jahren mit einer Vielzahl von Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Entzündungsprozessen, Alzheimer, Depressionen und Krebs in Verbindung gebracht.
    ZDFheute: Was ist das Ziel Ihrer Forschung?
    Zeißig: Wir wollen herausfinden, wie genau die Ernährung das Mikrobiom eines Menschen verändern und damit zur Entstehung und zum Wachstum von Darmkrebs beitragen kann. Dafür analysieren wir durch Stuhlproben die Mikrobiome von gesunden und erkrankten Menschen. Wir wollen zum Beispiel wissen: Welche Bakterien und deren Stoffwechselprodukte fördern Krebs?

    Plan B
    Quelle: ZDF

    Mehr zum Thema sehen Sie in der Doku "plan b: Darm ohne Scham - Rezepte für ein gutes Bauchgefühl" am Samstag, 2. November, um 17:35 Uhr im ZDF im TV. Weitere Dokumentationen von plan b und die Hintergründe dazu finden Sie jederzeit in der ZDF-Mediathek.

    Das Ziel unserer Forschung ist, dass wir im Mikrobiom Muster entdecken, die wir nutzen können, um zu sagen: Diese Personen haben ein hohes Risiko, Darmkrebs zu entwickeln und andere Personen ein eher niedriges Risiko. Das wollen wir nutzen, um vorbeugend eingreifen zu können.

    Das Ziel ist eine Art Frühwarnsystem für Darmkrebs.

    ZDFheute: Wie können Menschen ihr Darmkrebsrisiko senken?
    Zeißig: Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum oder mangelnde Bewegung können die Entstehung von Darmkrebs fördern. Natürlich spielt auch die Ernährung eine große Rolle. Es gibt mittlerweile Studien, die belegen, dass Industrieprodukte mit vielen Konservierungs- und Zusatzstoffen sowie rotes Fleisch die Darmkrebsentwicklung fördern können.

    Deswegen ist wiederum eine pflanzliche, fleischarme Ernährung gut für den Darm.

    Essen auf einem Teller
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