Chip im Gehirn: Wie Alltag mit der Technologie aussehen kann

    Technologie der Zukunft:Wie Alltag mit Chip im Gehirn aussehen kann

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    Immer mehr Technologien scheinen real zu werden, die wir nur aus Science Fiction kennen. Eine davon ist der Gehirnchip. Wie ein Leben damit im Alltag aussehen könnte.

    Chip im Gehirn
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    Bereits heute entwickeln Unternehmen - wie Neurolink von Elon Musk - einen Chip, der sich in unser Gehirn einsetzten lässt. Sollte so etwas gelingen, bräuchten wir in Zukunft vielleicht keine Lenkräder, Tastaturen oder Lichtschalter mehr.
    Stattdessen könnte man die Gegenstände um sich herum allein mit den Gedanken kontrollieren. Gehirn-Computer-Schnittstelle oder kurz BCI (Brain-Computer-Interface) nennt sich diese Technik.

    Chip wird bei OP ins Gehirn eingesetzt

    Um sie nutzen zu können, ist zunächst eine Operation nötig. Unsere Schädeldecken würden geöffnet und der Chip in unser Gehirngewebe eingesetzt werden. Dort misst der Chip die elektrischen Impulse unserer Gehirnzellen und übersetzt sie in Maschinen-Sprache. Das gleiche passiert auch in umgekehrter Richtung. Die Folge wäre eine komplette Verschmelzung von Mensch und Computer.

    Wir können uns [...] eine Welt vorstellen, in der die Mehrheit der Bevölkerung einen Gehirnchip hat.

    Marcello Ilenca, Neuroethiker an der TU München und EPFL Lausanne

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    Wenn der Gehirnchip den Schlaf optimiert

    Eine solche Technologie könnte viele Vorteile bringen. "Ich könnte mir gut vorstellen, in rund 20 Jahren in einer Welt zu leben, in der ich am Morgen topfit aufwache, weil mein Gehirnchip meinen Schlaf optimiert hat", sagt Marcello Ilenca, Neuroethiker an der TU München und EPFL Lausanne. "Auf dem Weg zur Arbeit verbinde ich mich dann durch den Chip mit meinem Smartphone und beantworte Emails. Das wäre viel schneller und effizienter."
    Vor allem in Verbindung mit bereits gebräuchlichen Technologien, wie dem Internet oder KI, könne BCI das alltägliche Leben erleichtern, so Anne Eckhardt von der risicare GmbH.
    Mit dem Chip im Kopf könnten wir möglicherweise mittels Gedankenkraft jederzeit auf das gesamte Wissen des Internets zugreifen. Er könnte das Licht anschalten, bevor wir realisieren, dass es dämmert. Auch ist vorstellbar, dass er den Arzttermin bucht oder das Essen bestellt, bevor wir merken, dass uns etwas fehlt.

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    von Oliver Klein
    Logo von Neuralink und Grafik eines Gehirnes
    FAQ

    Chip könnte Gehirnaktivität beeinflussen

    Auch eine Leistungssteigerung ist denkbar. Durch den Einfluss des Chips auf unser Gehirn könnte er unsere Konzentration steigern oder verhindern, dass wir müde werden.
    "Wenn [der Chip] realisiert, dass die Person [...] müde wird und sich nicht mehr so gut konzentrieren kann, [gehe ich] davon aus, dass es möglich wäre, ein Computer Interface zu entwickeln, mit dem man […] in der Lage ist, das Gehirn schwach so zu beeinflussen, dass die Konzentrationsfähigkeit verbessert wird", schätzt Anne Eckhardt ein. Im Auftrag der Schweizer Regierung bewertet sie neue Technologien und beschäftigt sich schon lange mit Fragen dieser Art.
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    Gefühle vom Chip zu beeinflussen

    Eine solche Technologie würde auch bedeuten, dass der Chip in der Lage wäre, unsere Gedanken zu lesen. Somit würde er unsere Wünsche und Gefühle kennen und könnte sie beeinflussen.
    Macello Ilenca arbeitet zusammen mit Gremien der Unesco und OECD an den rechtlichen Grundlagen, die nötig sind, um die Privatsphäre unserer Gedanken zu schützen. "Wenn dieser Chip ohne moralische Überlegungen entwickelt würde, kann er die Gehirnaktivität der Menschen ausnutzen", sagt Ilenca. Er befürchtet, dass Emotionen und Gedanken manipuliert und sogar gehackt werden könnten.

    Data-Mining mit Gedanken

    Auch die Übermittlung unserer Gehirnaktivitäten an andere ist denkbar. So könnte der Chip nicht nur unsere Leistungsfähigkeit erhöhen, sondern auch unseren Vorgesetzten einen Leistungsabfall melden. Unsere Gehirndaten könnten dann sogar darüber entscheiden, ob wir eine Gehaltserhöhung bekämen oder nicht.
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    Die gleichen Technologieunternehmen, die bereits heute unsere Nutzerdaten im Internet und auf Sozialen Medien sammeln, wären wahrscheinlich auch an diesen neuen Informationen stark interessiert.
    Hätten diese Unternehmen in Zukunft unkontrolliert Zugriff auf unsere Gedanken, könnten sie unsere Wünsche und unser Verhalten noch besser vorhersagen. Auf diese Weise würden wir komplett durchschaubar und manipulierbar werden.
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    Gehirnchips bereits in 20 Jahren möglich

    Bereits in 20 Jahren könnten die ersten Gehirnchip im Alltag getragen werden. Wie bereits die Künstliche Intelligenz wird die Technologie sehr wahrscheinlich in unseren Alltag einkehren, mit all ihren Vor- und Nachteilen.

    Ich freue mich darauf und bin gleichzeitig beunruhigt.

    Marcello Ilenca, Neuroethiker an der TU München und EPFL Lausanne

    "Immer wenn eine neue, radikale Technologie auf den Markt kommt, ist sie mit Vorteilen und Risiken verbunden", so Marcello Ilenca. "Wichtig ist die richtige Einstellung: neugierig zu sein, aber gleichzeitig vorsichtig und wachsam."
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    Quelle: ZDF

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