Wollhandkrabbe: Invasive Art bedroht heimische Ökosysteme

    Invasive Art bedroht Ökosysteme:Wie kann die Wollhandkrabbe gestoppt werden?

    Katharina Weisgerber, Redakteurin des ZDF-Landesstudios Bremen.
    von Katharina Weisgerber
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    Sie besiedelt fast jeden Fluss und jeden Graben rund um die Nordsee - von Nordfrankreich bis Skandinavien. Die Chinesische Wollhandkrabbe ist zu einer Plage geworden. Was tun?

    Chinesische Wollhandkrabben
    Die chinesische Wollhandkrabbe zählt zu den gefährlichsten invasiven Arten in Deutschland. Bei ihrer Frühjahrswanderung zerstört sie an Flussufern Tier- und Pflanzenwelt. Am Bremer Weserwehr werden die Tiere deshalb nun gefangen.24.06.2024 | 1:49 min
    Zweimal im Jahr gehen Hunderttausende Wollhandkrabben auf Wanderung: Im Herbst legen die erwachsenen Tiere, die eine Beinspannweite von bis zu 30 Zentimetern erreichen, teils mehrere 100 Kilometer Richtung Nordseeküste zurück, um dort ihre Eier abzulegen. Im Frühjahr zieht es die jungen Krabben wieder ins Binnenland.
    Und genau diese Wanderungen der Chinesischen Wollhandkrabbe haben gravierende Auswirkungen auf die Flüsse.

    Bedrohung für das Ökosystem

    Forschern zufolge verursachen die Krabben bei ihrer Wanderung große Schäden an Flüssen und Bächen. "Jedes Tier ist ein Allesfresser und frisst all das, was von der Größe für die einzelne Krabbe passt: Fischlaich, Insekten, Muscheln", erläutert Björn Suckow, Umweltwissenschaftler am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven.

    Wenn hunderttausende von Tieren, die hier nicht hingehören, diese Flüsse entlang wandern, hat das einen großen Einfluss auf die dortige Tier- und Pflanzenwelt.

    Björn Suckow, Umweltwissenschaftler

    Die Uferböschungen verändern sich, weil die Krabben besondere Körpermerkmale haben: Zacken, spitz wie Dornen, sitzen an ihren Panzern und Extremitäten. Beim Durchlaufen der Ufer ritzen sie die Pflanzen, die dort wachsen, im Wurzelbereich.
    "Damit haben wir im Uferbereich das Problem, dass die dort stabilisierenden Pflanzen langsam verschwinden. Und das hat zur Folge, dass das Ufer ins Rutschen gerät", erklärt Suckow.

    Schon eine Krabbe auf zehn Quadratmetern reicht aus, um das Ufer zu schädigen.

    Björn Suckow, Umweltwissenschaftler

    Forscher wollen die Invasion stoppen

    Die vor rund 100 Jahren, wahrscheinlich über das Ballastwasser von Schiffen aus China eingeschleppte Art, wurde von Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) auf die Liste der 100 gefährlichsten invasiven Arten gesetzt.
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    Forscher aus Belgien, Frankreich, Schweden und Deutschland haben sich zusammengetan, um in dem von der EU geförderten Projekt "Clancy" Strategien zu entwickeln, wie sich die Wollhandkrabbenbestände verkleinern und so der ökologischen Zustand der Flüsse verbessern lassen.

    Einfach und effektiv: Eine Falle für die Krabbe

    Die Forscher wollen möglichst viele Tiere einfangen. Dazu haben die belgischen Kollegen eine Falle entwickelt, die die Bremerhavener Forscher nachbauen. "Das besondere an der Falle ist, dass sie sehr einfach zu bauen ist, aus ganz einfachen Materialien, wie es sie in jedem Baumarkt gibt", erklärt Oliver Hauck vom Alfred-Wegener-Institut.
    So besteht die Falle aus einer Rinne am Grund des Gewässers, aus dem die wandernden Krabben nicht herauskommen, außer über ein Rohr, das in einen Fangkorb führt. "Es kommt zu fast keinem Beifang wie etwa Fische, da die Krabben das Wasser verlassen müssen, um in die Fangkörbe zu gelangen", so Umweltforscher Hauck weiter.
    Für einen ersten Versuch haben die Hauck und Suckow eine solche Falle im kleinen Flüsschen Rohr bei Bremerhaven aufgestellt. Da die Frühjahrswanderung aber jetzt weitgehend vorbei ist, finden sie bei ihrem Kontrollbesuch keine Krabben im Fangkorb. Doch sie sind überzeugt, dass das System funktioniert.

    Nutzungskonzept gesucht

    Lassen sich die gefangenen Krabben sinnvoll verwerten? In dieser Frage ist das Alfred-Wegener-Institut federführend im Projekt "Clancy". Im Fokus steht die Nutzung als Futtermittel in der Aquakultur sowie die Gewinnung von Chitin aus den Krabbenpanzern. Ein Grundstoff zum Beispiel in der Pharmaindustrie.
    In den nächsten Wochen wollen die Forscher vom Alfred-Wegener-Institut erstmals in Deutschland einen ganzen Fluss absperren, indem sie Fallen in die Fischtreppen im Bremer Weserwehr setzen. Um dann im Herbst, wenn die Wollhandkrabben wieder Richtung Nordsee wandern, möglichst viele Exemplare einzusammeln.

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    Thema

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