Erste Gentechnik-Banane: Lösung für bedrohte Sorte?
Lösung für bedrohte Sorte?:Erste Gentechnik-Banane zugelassen
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In Australien ist eine erste gentechnisch veränderte Banane der Sorte Cavendish zugelassen worden. Wie dadurch die wichtigste Handelssorte der Welt gerettet werden könnte.
Die Bananensorte Cavendish wird von einem Pilz bedroht. (Symbolbild)
Quelle: imago
Panamakrankheit wird es genannt, wenn der Pilz "Fusarium oxysporum TR4" Stauden der Cavendish-Banane, der mit Abstand wichtigsten Handelssorte weltweit, absterben lässt. Bananenbauern können dann nur noch hilflos zusehen, wie ihre Plantage stirbt. Ein Gegenmittel gibt es nicht. Bis jetzt.
Denn ein Forschungsteam hat nun eine gentechnisch veränderte Linie der Cavendish-Bananen entwickelt. Sie ist resistent gegen die Pilzkrankheit.
Resistenzgen gegen Pilzkrankheit
Die Wissenschaftler haben ein Gen - das Resistenzgen RGA2 aus einer Wildbanane - in Pflanzen der Sorte Cavendish eingefügt. Die den Angaben zufolge erste gentechnisch veränderte Banane war geschaffen.
Schon seit einigen Jahren wurde der Anbau der QCAV-4 genannten Bananen in Feldversuchen getestet. In Australien wurde sie jetzt für den menschlichen Verzehr zugelassen. In Supermärkten erhältlich sind QCAV-4-Bananen dort aber noch nicht - und das wird wohl erstmal aus so bleiben.
Denn QCAV-4 wurde mit älteren Gentechnik-Methoden geschaffen und solche Lebensmittel müssen häufig eine spezielle Kennzeichnung tragen, die Verbraucher abschrecken kann. Mit einer anderen Methode bräuchte die Banane eine solche Kennzeichnung hingegen in vielen Ländern nicht, erklärt Pflanzenpathologe Remco Stam von der Christian-Albrechts-Universität Kiel. Und zwar mit der sogenannten Genschere Crispr.
Das Ziel der Forscher ist deshalb nun zunächst die Schaffung einer Crispr-Banane. Stam erläutert: Das Gen RGA2 ist prinzipiell auch in Cavendish vorhanden, aber nicht aktiv. Mit einem Crispr-Verfahren könnte RGA2 reaktiviert und die Sorte damit resistent gegen TR4 gemacht werden, so die Hoffnung. "Ich glaube, dass das die Lösung sein wird", ist sich Stam sicher.
Ob eine Crispr-Banane auch in der EU ohne Gentechnik-Kennzeichnung verkauft werden könnte, ist derzeit unklar: Ein Vorschlag der EU-Kommission, die strengen Gentechnik-Regeln zu lockern, steckt gerade fest.
Das Vorhaben war bereits vor gut acht Monaten in Brüssel vorgestellt worden, bislang haben sich die EU-Staaten aber nicht auf eine Position einigen können. Zudem muss im Anschluss noch ein Kompromiss mit dem Europaparlament gefunden werden. Dass es noch vor den Wahlen im Sommer dazu kommt, ist unwahrscheinlich.
Quelle: dpa
Experte: Gen-Banane ist unproblematisch
Auch wenn an allerlei Züchtungen und verschiedenen Abwehrmaßnahmen getüftelt werde: Die Crispr-Banane werde letztlich der einzige Weg aus der TR4-Krise sein, ist Stam überzeugt. Das sei auch völlig unproblematisch, weil nur ein Gen wieder aktiviert werde, das in der Sorte und in Wildbananen ohnehin schon vorhanden sei.
Gerade Pilze könnten Stam zufolge künftig generell für mehr Probleme sorgen: überall dort, wo es im Zuge des Klimawandels mehr warme und zugleich feuchte Phasen gebe. "Pilze mögen es warm und feucht, zudem haben sie oft ein leichteres Spiel, wenn Pflanzen von Hitze geschwächt sind."
TR4 lässt sich nicht bekämpfen
Der Pilz TR4, da ist sich Stam sicher, lässt sich weder ganz zurückdrängen noch dauerhaft eindämmen. Sei er einmal in einer Plantage, lasse die sich nicht mehr nutzen.
Der Pilz überlebt im Boden mehrere Jahrzehnte.
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Remco Stam, Pflanzenpathologe
Ganze Plantagen abzugraben sei keine praxisnahe Lösung und der Einsatz immenser Mengen Fungizide im Boden keine gewünschte.
Schon der zuvor dominierenden Handelssorte Gros Michel - schmackhafter und dank dickerer Schale einfacher zu ernten und zu transportieren - wurde der Pilz "Fusarium oxysporum" zum Verhängnis, damals noch TR1. Bis etwa 1960 war ein Großteil der Bestände vernichtet. Gros Michel wurde dann von der aus Vietnam stammenden Cavendish abgelöst.
Quelle: dpa
Experte: TR4 könnte aus für Cavendish-Banane bedeuten
Während man bei Äpfeln oder Tomaten zumindest noch einige verschiedene Sorten in Supermärkten findet, ist es im Bereich der Dessertbananen fast ausschließlich Cavendish. "Ein derartiges Monopol einer einzelnen Sorte ist einzigartig", erklärt Stam. "Und das ist auch noch ein Klon, es findet also keine genetische Anpassung im Zuge sexueller Vermehrung statt."
Cavendish-Stauden werden ausschließlich aus Stecklingen gezogen, alle sind genetisch exakt identisch, die Früchte enthalten keine Samen.
Die Cavendish ist ein absolut unnatürliches Gewächs.
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Remco Stam, Pflanzenpathologe
Der Industrie wird zum Verhängnis, dass sie derart auf eine einzige Sorte setzt. Es wäre nicht das erste weltweite Aus für eine Bananensorte.
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