Es ist das größte Massensterben seit 65 Millionen Jahren: Täglich verschwinden auf der Erde rund 150 Arten.09.11.2024 | 29:48 min
Lea Henzgen hat eine Vision: "In den nächsten zehn Jahren wollen wir eine Million Hektar Lebensraum für wilde Tiere schaffen." Das Ziel klingt gewaltig. Denn zurzeit ist das Wildtierreservat Dabchick in
Südafrika, auf dem unter anderem Giraffen, Antilopen, Nashörner und Leoparden leben, gerade einmal 2.000 Hektar groß. Lea und ihre Organisation AMES wollen also 500-mal so viel Platz für bedrohte Tierarten schaffen.
Nashörner im Dabchick-Reservat in Südafrika: Seit der Einführung von zwei Kühen und wechselnden Bullen hat sich die Herde auf über 20 Tiere vermehrt.
Quelle: Jochen Klöck
Für diese enorme Expansion brauchen sie jede Menge Geld. Und das soll mit Hilfe von sogenannten Biodiversity Credits eingenommen werden: Gutscheine für Artenschutz, die AMES gerade auf den Markt gegeben hat. Das Konzept dahinter wird auch von den Vereinten Nationen unterstützt.
Wie es genau funktionieren soll, dazu die wichtigsten Fragen und Antworten:
Was sind Biodiversity Credits?
Auf Deutsch werden sie auch als "Artenvielfalts-Zertifikate" bezeichnet. Sie sind handelbare Einheiten, die den Schutz und die Förderung der biologischen Vielfalt finanziell unterstützen. Wer solche Credits kauft, gibt Geld an Projekte, die die Artenvielfalt auf der Erde bewahren oder wiederherstellen, beispielsweise durch den Schutz von Arealen mit vorbildlicher Biodiversität oder auch durch Aufforstung oder Renaturierung.
Fachleute haben die Hoffnung, dass die Zertifikate im Wert steigen und irgendwann mit Gewinn weiterverkauft werden können. Ob das so funktionieren wird, kann heute noch niemand garantieren.
NANO vom 30.10.: Bedrohte Arten zu schützen, kostet Geld. Biodiversitäts-Zertifikate könnten Gelder für den Naturschutz mobilisieren. Doch noch gibt es Risiken und offene Fragen.
30.10.2024 | 27:49 min
Wer kann Biodiversity Credits verkaufen?
Menschen und Organisationen, die über ein Stück Land verfügen und dort dauerhaft dafür sorgen, dass
Biodiversität geschützt oder wiederhergestellt wird - also Tiere, Pflanzen und ihre unterschiedlichen Lebensräume. Die Verkäufer sind verpflichtet, diese Leistung nachzuweisen. Dafür müssen wichtige Tiere und Pflanzen bestimmt und gezählt werden.
Das geschieht zum Teil durch Menschen vor Ort, vor allem aber über automatische Kameras und Mikrofone, die durch
Künstliche Intelligenz ausgewertet werden. Dazu kommt die Analyse von Satellitenbildern, möglich sind auch die genetische Analyse von Wasser- und Bodenproben.
Jeden Tag töten Wilderer in Südafrika mindestens ein Nashorn. Ihr Horn ist auf dem Schwarzmarkt heiß begehrt, es ist mehr wert als Gold. Die Tiere sind tot mehr wert als lebendig.02.01.2022 | 28:42 min
Wer soll Biodiversity Credits kaufen?
Unternehmen können mit Biodiversity Credits Umweltverantwortung übernehmen, ihre ökologischen Fußabdrücke reduzieren und die Nachhaltigkeitsrichtlinien der EU erfüllen. Regierungen können Biodiversity Credits als Teil ihrer Verpflichtungen zur Erhaltung von Naturgebieten erwerben oder als Ausgleich von Umweltschäden durch Infrastrukturprojekte.
Investoren, die auf nachhaltige Finanzprodukte setzen, sehen in Biodiversity Credits eine Möglichkeit, sowohl finanzielle als auch ökologische Renditen zu erzielen. Auch Privatpersonen können Biodiversity Credits erwerben, um direkt zum Schutz der Umwelt beizutragen.
Die Erderwärmung wirkt sich auch auf Tiere und Pflanzen aus. Können sie sich nicht anpassen, werden sie weniger oder verschwinden ganz.09.03.2023 | 0:53 min
Wie wichtig sind Biodiversity Credits für den weltweiten Artenschutz?
Die Erwartungen sind riesig. Die Vereinten Nationen haben das Ziel ausgerufen, bis 2030 jeweils 30 Prozent der Land- und der Meeresfläche unter Schutz zu stellen. Um das zu schaffen, wird viel mehr Geld gebraucht als die reichen Industriestaaten bisher zur Verfügung stellen.
NANO vom 28.10.: 30 Prozent der Meeresfläche und 30 Prozent der Landfläche sollen bis 2030 weltweit geschützt werden. Vereinbart wurde das 2022 in Montreal. Klappt das?
28.10.2024 | 28:41 min
Die UN schätzen die Finanzierungslücke auf weit mehr als 600 Milliarden Euro pro Jahr. So viel Geld - da sind sich alle Experten einig - wird weder durch Spenden noch durch staatliche Programme zusammenkommen.
Deshalb hoffen alle Akteure darauf, dass sich durch die Biodiversity Credits ein milliardenschwerer Markt entwickelt, über den der weltweite Artenschutz vorangetrieben werden kann. Ob und wie gut es tatsächlich funktionieren wird, das kann heute niemand sicher voraussagen.