Gletscherforscher zur Schmelze: "Wir verlieren das Eis"

    Alpen und Schweiz:Gletscherforscher: "Wir verlieren das Eis"

    Houben Luisa
    von Luisa Houben
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    Die Gletscher in unseren Bergen speichern einen Großteil des Süßwassers auf der Erde. Doch ihr Eis schmilzt. Welche Folgen hat das? Und können wir die Gletscher retten?

    Aletschgletscher in den Alpen
    Aletschgletscher in den Alpen.
    Quelle: Luisa Houben

    Der Schweizer Aletschgletscher ist der längste Eisstrom der Alpen. Circa 22 Kilometer ist er lang. Noch. Denn der Aletsch schrumpft - wie die mehr als 200.000 Gletscher weltweit. "Wir verlieren das Eis", warnt der Glaziologe Matthias Huss von der ETH Zürich. Und das habe weitreichende Folgen.

    Schlechte Aussichten für den Aletschgletscher

    Zusammen mit seinem Kollegen Guillaume Jouvet hat Huss an der ETH Zürich berechnet, was vom Aletsch bis zum Ende des Jahrhunderts noch übrig sein könnte - abhängig davon, wie sich die globale Erwärmung entwickelt.
    Ihr Modell zeigt:
    • Selbst wenn die 2-Grad-Marke bei der Erderwärmung nicht überschritten würde und sich das Klima ab circa 2040 stabilisiert, wird der Aletsch schrumpfen.
    • Bei einer Erwärmung von zwei bis vier Grad würde er so viel Eis verlieren, dass sich die 14 Kilometer lange Gletscherzunge unterhalb des Konkordiaplatzes auflöst. Über 3.000 Metern würden noch Eisfelder erhalten bleiben.
    • Und erwärmt sich das Klima in der Schweiz auf vier bis acht Grad im Vergleich zur Referenzperiode 1960 bis ​1990, werden 2100 nur noch ein paar kleine Eisfelder übrig sein.
    Sind die Gletscher noch zu retten?
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    Die Gletscher sind große Süßwasserspeicher. Dass sie im Sommer Wasser abgeben, ist normal. Vor allem in Dürreperioden versorgen sie die Region mit Wasser. Doch mit steigenden Temperaturen fließt mehr Schmelzwasser ab und es bildet sich weniger neues Eis.

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    Diese Entwicklung hat zur Folge, dass sich Gletscherstürze, Bergstürze oder Fluten häufen könnten, erklärt Matthias Huss. In den Bergen zu leben oder Wanderurlaub zu machen, könnte gefährlicher werden.
    In den Regionen rund um Gletscher wird außerdem Wasser fehlen - der Landwirtschaft, zur Stromerzeugung oder als Trinkwasser. "Wenn wir 30 Jahre in die Zukunft schauen und nochmals ein solches Extremjahr wie 2022 haben, dann haben wir viel weniger Wasser als damals. Und das verstärkt dann die Dürre im Flachland", sagt Huss. Schon jetzt seien kleine Flüsse schon ausgetrocknet. Er rechnet mit häufigeren und längeren Dürreperioden - auch in der Schweiz.
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    Weltweit kann vor allem das Schmelzen großer Gletscher in Alaska, Patagonien oder Karakorum beachtliche Folgen haben. "Diese Gletscher haben einerseits das Potenzial, wirklich massiv zum Meeresspiegelanstieg beizutragen", erklärt Huss.

    Und andererseits, gerade wenn wir nach Asien schauen, sind dort die Gletscher besonders wichtig für die Wasserverfügbarkeit.

    Matthias Huss, Glaziologe ETH Zürich

    Wie die Gletscher noch zu retten sind

    In den Alpen gibt es verschiedene Versuche, das Eis der Gletscher zu bewahren. Zum Beispiel mit Planen, die das Eis vor der Sonne schützen sollen. "Das ist durchaus sinnvoll", erklärt Huss. Es sei eine lokale Maßnahme, die zum Beispiel dazu diene, Eisgrotten als Touristenattraktion zu erhalten. Die Versuche, Gletscher mit künstlicher Beschneidung zu retten, kritisiert der Forscher aber. Es sei unglaublich teuer und habe sehr große ökologische Auswirkungen.
    Für den Glaziologen gibt es nur eine Option: "Wir müssen das Klima schützen, die CO2-Emissionen reduzieren". Das helfe nicht nur den Gletschern, sondern dem Klima allgemein.

    Dann haben wir auch weniger extreme Wetterereignisse wie Dürren oder Starkniederschläge.

    Matthias Huss, Glaziologe ETH Zürich

    Doch selbst wenn die Weltgemeinschaft, das 1,5-Grad-Ziel einhalten sollte, sieht Huss für kleine und mittelgroße Gletscher keine Chance mehr. Nur große, wie der Aletschgletscher, könnten noch gerettet werden.
    Luisa Houben berichtet als ZDF-Reporterin über die Schweiz.

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