Forschungsprojekt nach der Flut:Wie sich die Natur im Ahrtal erholt
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Die Flutkatastrophe an der Ahr zeigt heute noch erhebliche Nachwirkungen. Auch die Natur und das Ökosystem haben Schaden genommen. Ein Projekt untersucht die Entwicklung.
Einst war die Ahr eine abwechslungsreiche Naturlandschaft, Heimat vieler Pflanzen- und Tierarten. Drei Jahre nach der Flut ist das Ökosystem immer noch nicht wiederhergestellt. 29.08.2024 | 5:09 min
Einst war die Ahr eine abwechslungsreiche Naturlandschaft und Heimat für viele Pflanzen- und Tierarten. Doch die Flutkatastrophe im Juli 2021 hat auch das Ökosystem stark beschädigt.
Forschungsprojekt für sechs Jahre genehmigt
Mit den Auswirkungen der Katastrophe für die Natur beschäftigt sich derzeit ein Forschungsprojekt der Hochschulen Trier und Koblenz sowie der Universität Koblenz. Im Fokus des Projektes steht das Leben im Flussbett der Ahr. Dort lebende Gewässerorganismen sind ein Zeichen dafür, wie gut sich das Ökosystem von der Flut und ihren Folgen erholt.
Das Projekt ist zunächst auf sechs Jahre angelegt und soll die Wiederaufbaumaßnahmen wissenschaftlich begleiten. Hierzu fährt das Team alle zwei Wochen an die Ahr und nimmt Wasserproben. Veränderungen der Wasserqualität können so schnell erfasst werden.
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Artenvielfalt an der Ahr nach Flut bedroht
Vor der Katastrophe war die Ahr bekannt für ihre reiche Artenvielfalt. "Direkt nach der Flut ist das natürlich komplett eingebrochen, viele Arten sind verschwunden", erklärt die Biologin Isabel Janke, die Teil des Forschungsteams ist. Und bis jetzt seien diese auch noch nicht alle zurückgekehrt.
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Zu viele Nährstoffe fördern Algen-Wachstum
Ein wesentliches Problem für das Ökosystem sind die durch die Flut beschädigten Abwassersysteme. Fabienne Göbel, Biologin und Landschaftsökologin an der Uni Koblenz, erklärt, dass so ungeklärtes, nährstoffreiches Abwasser in die Ahr gelangen konnte. Diese Nährstoffe fördern maßgeblich das Wachstum von Algen. Neben den beschädigten Abwassersystemen könnten zudem die Aufbauarbeiten das Wasser trüben und weitere Nähr- und Schadstoffe freisetzen.
Ein hoher Nährstoffgehalt stellt für die Gewässerorganismen eine Gefahr dar. Wenn viele Algen wachsen und von Bakterien zersetzt werden, sinkt der Sauerstoffgehalt. Dadurch kann das Gewässer kippen, was wiederum entsprechende Folgen für die Tierwelt hätte.
Um die Entwicklung des Nährstoffgehalts in der Ahr nachvollziehen zu können, wird im Labor der Uni Koblenz genau untersucht, wie viele Nährstoffe, wie beispielsweise Phosphat, Ammonium und Nitrat, sich in den Wasserproben befinden.
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Viele Arten gut für die Wasserqualität
Neben dem Nährstoffgehalt können auch die in der Ahr lebenden Arten einen Hinweis auf die Qualität des Wassers geben. "Die einzelnen Arten sind natürlich sehr an ihre Lebensumwelt angepasst", erklärt Sophia Sonak, Geografin an der Hochschule Trier. "Und das heißt, wenn wir bestimmte Arten vorfinden, sind die Indikatoren für eine besonders gute Gewässerqualität, weil sie zum Beispiel nur mit sauerstoffreichem Wasser zurechtkommen."
Im Labor am Umweltcampus Birkenfeld der Hochschule Trier wird deshalb ausgewertet, wie viele wirbellose Kleinstlebewesen sich in den Proben befinden. Dazu werden die Tierchen unter dem Mikroskop in Gruppen eingeteilt und anschließend klassifiziert.
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Die ersten Ergebnisse des Projektes zeigen, dass einige Arten bereits in die Ahr zurückgekehrt sind. In Zukunft sollen auch Empfehlungen gemacht werden, wie Wiederaufbau und Naturschutz bestmöglich vereint werden können.
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Projekt soll auch anderen Gebieten helfen
"Die Idee bei dem Projekt ist durchaus auch, dass wir die Baumaßnahmen, die vorgenommen werden, von einer biologisch-ökologischen Perspektive beleuchten", so Sonak. "Das heißt, wenn es jetzt zum Beispiel sehr trocken wird in Zukunft, ist es auch wichtig, dass eine Restrinne zurückbleibt, in der immer Wasser fließt, in der Arten, die auf Wasser angewiesen sind, überleben können."
Die Ergebnisse dieses Projektes könnten in Zukunft auch dem Naturschutz an anderen Flüssen als der Ahr nützlich sein.
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von Moritz Zajonz
Grafiken
Quelle: ZDF
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