Reaktion auf Trumps Zollpolitik:Weltmarktführer stoppt vorerst US-Investition
von Max Schwarz
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Der industrielle Mittelstand steht wegen seiner Exportabhängigkeit besonders unter Druck. Zwei Hidden Champions erklären, wie sie auf das Zollpaket von Donald Trump reagieren.
Wegen Trumps Zollpolitik will sich ebm-papst Geschäftsführer Klaus Geißdörfer bei Investitionen erstmal zurückhalten.
Quelle: AP
In der Provinz im Nordosten von Baden-Württemberg produziert ebm-papst Ventilatoren für die ganze Welt. Die USA sind für das Familienunternehmen der entscheidende Wachstumsmarkt. In den vergangenen Jahren profitierte es stark vom boomenden Geschäft mit Rechenzentren und den dafür benötigten Ventilatoren zur Serverkühlung. Rund die Hälfte des US-Marktes kann das Unternehmen bereits jetzt mit zwei Werken in den USA bedienen - die Entscheidung für ein drittes Werk stand eigentlich kurz bevor.
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Trumps Zollpolitik sorgt für Unsicherheit
Doch seit US-Präsident Donald Trump die ganze Welt mit Zöllen überzieht, liegt die Entscheidung darüber auf Eis. Geschäftsführer Klaus Geißdörfer sagte ZDFheute zur Begründung: "Eigentlich hatten wir bisher mit Wachstum geplant. Doch durch die jetzige Unsicherheit werden wir mit der Entscheidung einige Monate warten."
Man wolle nun zunächst abwarten, wie stark die Weltwirtschaft an Schwung verliere oder sogar in eine Rezession rutsche.
Bevor wir guten Gewissens weiter in den USA investieren, wollen wir Klarheit haben, was die Zölle konkret bedeuten: für die weitere wirtschaftliche Entwicklung unserer Kunden und unserer Märkte.
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Klaus Geißdörfer, Geschäftsführer ebm-papst
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ebm-papst will weiter vor Ort produzieren
Im Grundsatz ist man bei ebm-papst aber von der "local to local"-Strategie weiterhin überzeugt. Das heißt: Ob in Europa, Asien oder Amerika so viel wie möglich und so nah wie möglich am Kunden vor Ort produzieren und damit die globalen Lieferketten absichern. Dass das einen Abbau von Industriearbeitsplätzen in Deutschland bedeuten könnte, weiß man beim "Hidden champion" aus Baden-Württemberg.
"Wenn wir Produkte von Deutschland in die USA verlagern, werden wir in den USA mehr Arbeitskräfte brauchen und in Deutschland weniger", sagt Geißdörfer. "Wie viel das ausmacht, hängt davon ab, wie wir diese Verlagerung angehen und in welcher Geschwindigkeit."
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Liqui Moly will in den USA produzieren
Während man sich bei ebm-papst vorerst mit Investitionsentscheidungen zurückhält, sieht man sich bei Liqui Moly in Ulm unter Zugzwang. Das mittelständische Unternehmen ist Weltmarktführer für Additive, stellt zudem Motorenöle und Schmierstoffe her.
Unter Trumps Zölle fallen laut Geschäftsführer Salvatore Coniglio rund ein Drittel der Produkte von Liqui Moly. Die USA sind dabei der zweitwichtigste Umsatzmarkt hinter Deutschland. Lange Zeit setzte man auf die Strahlkraft von "Made in Germany", hat alle Märkte aus Deutschland versorgt. Weil die heimischen Standorte an ihre Kapazitätsgrenzen kommen und die Transportkosten seit der Corona-Pandemie gestiegen sind, hätte man aber schon seit Längerem überlegt, in den USA zu produzieren.
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Erste Projekte steckten bisher aber noch in den Kinderschuhen. Trumps Zölle erhöhen nun den Entscheidungsdruck: "Das bedeutet für uns, dass wir etwas mehr Gas geben müssen, unsere Strategie anzupassen", sagte Geschäftsführer Coniglio ZDFheute. Man müsse als Marke jetzt den Mut haben, auch vermehrt in den USA vor Ort zu produzieren. Arbeitsplätze in Deutschland seien dadurch aber nicht gefährdet.
Volkswirt: "Handelspolitik mit dem Vorschlagshammer"
Es sei das erklärte Ziel von Trump, die US-Wirtschaft zu "reindustrialisieren", so der Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Moritz Kraemer. Deutsche Unternehmen sollten ihre Produkte in den USA produzieren. Der Ökonom sagte ZDFheute dazu:
Was wir in fast 100 Tagen Trump bisher gesehen haben, ist aber Handelspolitik mit dem Vorschlagshammer.
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Moritz Kraemer, LBBW-Chefvolkswirt
Es bleibe daher abzuwarten, ob Unternehmen im großen Stil aus Deutschland abwandern, um in den USA zu investieren, sagte Kraemer und unterstrich: "Verlässlichkeit, Planbarkeit und Stabilität sind wichtige Faktoren für unternehmerische Entscheidungen. Keines dieser Attribute trifft auf die Trumpsche Wirtschaftspolitik zu."
Max Schwarz ist Reporter im ZDF-Landesstudio Baden-Württemberg.
Quelle: dpa
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