Deutlicher Schritt der Fed:US-Zinswende: Was die Senkung bedeutet
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"Die Fed wagt den großen Schritt", sagen Analysten: Welche Auswirkungen hat die deutliche Leitzinssenkung in den USA - etwa auf die deutsche Wirtschaft? Fragen und Antworten.
Nach der US-Zinssenkung erwarten Experten jetzt Impulse für die Weltwirtschaft.
Quelle: dpa
Erstmals seit Anfang des Jahrzehnts senkt die US-Notenbank den Leitzins - und zwar gleich um einen halben Punkt auf eine Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent. Mit Blick auf Fortschritte beim Kampf gegen die Inflation und eine Abkühlung des US-Arbeitsmarktes sei das "die richtige Sache", erklärt US-Notenbankchef Jerome Powell und stellt eine weitere Senkung in Aussicht. Was hat die Zinswende für Auswirkungen?
Für Deutschland mit seiner schwächelnden Konjunktur komme das wie gerufen, sagen Experten. Michael Grömling, Konjunkturchef des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), erklärt:
Das ist insgesamt eine gute Nachricht für unsere Wirtschaft.
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Michael Grömling, IW
Besonders die Industrie - vor allem Hersteller von Investitionsgütern - könnten von sinkenden Finanzierungskosten profitieren, so Grömling. Ganz ähnlich schätzt das ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski ein: "Das starke Eingreifen der Fed erhöht die Chance, dass die US-Wirtschaft eine sanfte Landung hinlegen wird", sagte der Ökonom. "Das wäre auch für die deutsche Wirtschaft eine gute Nachricht, denn knapp zehn Prozent unserer Exporte gehen in die USA." Niedrigere Zinsen und eine nur leicht abkühlende Konjunktur sollten die Nachfrage nach deutschen Autos und anderen Konsumgütern stärken.
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Mit Blick auf die relativ hohe Kreditfinanzierung beim US-Konsum dürfte sich die Zinssenkung ebenfalls belebend niederschlagen, erwartet Brzeski.
Damit geht von der US-Konjunktur eine deutlich stabilisierende Wirkung auf die Weltwirtschaft aus.
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Carsten Brzeski, ING-Chefvolkswirt
- zumal auch andere Zentralbanken mit einer Lockerung folgen dürften, meint Brzeski. Der deutsche Leitindex Dax übersprang am Donnerstag erstmals die Marke von 19.000 Punkten.
Welche Auswirkungen hat der Zinsschritt in den USA?
Für Unternehmen und Verbraucher in den USA dürfte die deutliche Zinssenkung eine Erleichterung darstellen: Kredite werden günstiger, Firmen investieren eher, Bürgerinnen und Bürger müssen weniger für Schulden ausgeben. Bisher ist der Fed zwar der Drahtseilakt gelungen, die Inflation in den Griff zu bekommen, ohne die Wirtschaft zu sehr auszubremsen. Doch der Arbeitsmarkt beginnt zu schwächeln. Die Sorgen um den Arbeitsmarkt stünden über allem, erläutert Thomas Altmann, Portfolio-Manager bei QC Partners. Die Prognose einer Arbeitslosenrate von 4,4 Prozent bis Jahresende dürfte "der entscheidende Beweggrund" für den großen Zinsschritt gewesen sein.
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Welche Rolle spielt die Senkung im US-Wahlkampf?
Auch im US-Wahlkampf spielt der Zinsschritt eine Rolle. Republikaner-Kandidat Donald Trump hatte der Fed wiederholt vorgeworfen, mit Zinssenkungen vor der Wahl Stimmung für die aktuelle Regierung zu machen. Auch jetzt kritisiert er: "Ich denke, es zeigt, dass die Wirtschaft sehr schlecht ist, wenn man (die Zinsen) so deutlich senkt - vorausgesetzt, sie spielen nicht nur Politik."
US-Präsident Joe Biden bewertet die Lage erwartungsgemäß anders: "Wir haben gerade einen wichtigen Moment erreicht: Die Inflation und die Zinssätze sinken, während die Wirtschaft stark bleibt." Die hohe Inflation hatte Bidens Präsidentschaft überschattet, die wirtschaftliche Lage ist für die Menschen im Land ein Topthema bei der anstehenden Wahl. Die Kandidatin der Demokraten, Kamala Harris, nennt die Fed-Entscheidung "eine willkommene Nachricht für die Amerikaner, die die Hauptlast der hohen Preise zu tragen haben". Fed-Chef Powell stellt klar:
Wir dienen keinem Politiker.
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Jerome Powell, Fed-Chef
Es gehe um "maximale Beschäftigung und Preisstabilität", so Powell.
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Wie geht es weiter?
Der Zinsschritt sei nicht "das neue Tempo", sagt Powell. Vielmehr werde sich die Notenbank flexibel von Sitzung zu Sitzung weiterbewegen. Nach Einschätzung von Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust, zeigen die Arbeitsmarktdaten zwar eine deutliche Abkühlung, doch eine Rezession sei nicht in Aussicht. Nach dem kräftigen Auftakt der Zinswende erwartet er "eher kleinere Schritte bis Jahresende". Carlos de Sousa, Portfolio-Manager bei Vontobel, rechnet damit, dass sich der US-Leitzins bis Mitte 2025 "in Richtung drei Prozent bewegen" könnte.
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