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Studie der Interhyp:Krisen lassen Wohnträume platzen
von Mischa Ehrhardt
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Der Traum der eigenen vier Wände ist bei vielen Menschen präsent. Doch hinterlassen Krisen Spuren, so das Ergebnis einer Wohntraumstudie. Die räumt auch mit Vorurteilen auf.
Viele Befragte glauben, dass es früher einfacher war, eine Immobilie zu kaufen.
Quelle: dpa
Nach wie vor hohe Immobilienpreise, gestiegene Bauzinsen und Nebenkosten beim Kauf eines Hauses: Nach Meinung vieler Menschen ist der Erwerb einer Immobilie schwieriger als vor 30 Jahren. Dennoch wünschen sich die meisten Menschen, irgendwann einmal in eigenen vier Wänden leben zu können.
Der Wohntraum ist generationenübergreifend
"Wenn es um die wichtigsten Dinge geht, rangiert der Wunsch nach einem schönen Zuhause direkt nach Gesundheit auf Platz zwei", so Mirjam Mohr, Vertriebsvorständin des Vermittlers von Immobilienfinanzierungen, Interhyp. Sie hat an diesem Donnerstag in München die Ergebnisse ihrer aktuellen Wohntraumstudie vorgestellt.
Den Traum der eigenen vier Wände träumen Menschen generationenübergreifend. Ein besonderes Augenmerk nämlich legt die seit 2011 durchgeführte Studie in diesem Jahr auf einen Vergleich zwischen sogenannten "Babyboomern" und "Millennials". Und hier liegen die Dinge anders, als man denken könnte. Doch dazu später.
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Krisen hinterlassen Spuren in den Köpfen
Babyboomer sind zwischen 60 und 75 Jahre alt und damit liegt das Thema Immobilienerwerb in der Regel hinter ihnen. Bei den Millennials zwischen 25 und 39 Jahren dagegen stellt sich die Frage irgendwann in diesem Lebensabschnitt. Über beide Generationen hinweg glauben drei Viertel der Befragten: "Früher war alles besser" - sie denken also, dass es vor 30 Jahren leichter gewesen sei, eine Immobilie zu kaufen. Doch das ist ein Irrtum.
"Was sich klar erkennen lässt, ist, dass die multiplen Krisen unserer Zeit Spuren in den Köpfen der Menschen hinterlassen haben", stellt Mirjam Mohr fest.
Anfragen nach Finanzierungen erreichen Rekorde
Die Fakten allerdings legen andere Schlüsse nahe. So hat das Institut der deutschen Wirtschaft kürzlich in einer Studie herausgefunden, dass die Erschwinglichkeit von Wohneigentum heute höher ist als etwa zu Beginn der 80er Jahre - trotz der seither stark gestiegenen Immobilienpreise. Zum einen macht nämlich die Zinsentwicklung die Finanzierung leichter. Zum anderen sind die Einkommen gestiegen.
So verzeichnen bei der Interhyp auch die Anfragen für Immobilienfinanzierungen seit Jahresbeginn neue Rekorde. Die Rückkehr des Vertrauens nach den Krisen der vergangenen Jahre sei also gerade aktuell deutlich spürbar.
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Gründe dafür gibt es genug: Zum einen sind die Zinsen für Baufinanzierungen mit der Zinswende der Europäischen Zentralbank zurückgegangen. Zudem verzeichnen die Preise am Immobilienmarkt seit 2022 im Durchschnitt Rückgänge zwischen fünf und zehn Prozent - je nach Lage und Region. Daher zeigen sich Verkäufer von Häusern und Wohnungen notgedrungen verhandlungsbereiter. Denn mit den Preisrückgängen gibt es auch eine größere Auswahl an attraktiven Immobilien. Das gilt vor allem natürlich für unsanierte Objekte.
Millennials durchaus zu Entbehrungen und Kompromissen bereit
Zugleich ist die Inflation spürbar zurückgegangen. Und durch Lohnerhöhungen schließlich hat sie die finanzielle Situation bei vielen Menschen auch wieder verbessert. Das zeigt sich übrigens auch am Konsumklima - der gerade veröffentlichte Konsumklimaindex ist zumindest leicht gestiegen.
Interhyp hat rund 1.500 "Babyboomer" (60 und 75 Jahre) und Millennials (25 bis 39 Jahre) in einer repräsentativen Studie zu ihren Wohnträumen befragt. Die Interhyp AG führt die Studie seit 2011 durch. Die Wohntraumstudie 2024 hatte den Schwerpunkt "Generationendebatte". Quelle: Interhyp
Wer schließlich mit kritischem Blick auf die junge Generation der Millennials schaut und unterstellt, dass sie nicht bereit wären, Entbehrungen für ihre Wohnträume in Kauf zu nehmen, unterliegt dem nächsten Irrtum: In der Gruppe junger Mieter, bei denen ein möglicher Hauskauf noch bevorsteht, wären zwei Drittel durchaus bereit, für den Immobilienerwerb persönliche Ausgaben für andere Dinge wie Kleidung oder Unterhaltung zu reduzieren. Bei der älteren Generation der "Boomer" zeigen sich 47 Prozent der Befragten zu solchen Einschnitten bereit.
43 Prozent der Millennials würden auch zusätzliche Jobs oder eine höhere Arbeitsbelastung auf sich nehmen. In der älteren Generation ist dazu etwa ein Viertel der Befragten bereit. "Die Ergebnisse unserer Wohntraumstudie zeigen also: Millennials sind durchaus zu Kompromissen bereit", sagt Mirjam Mohr.
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