Krankschreibung per Telefon: Wirtschaftsweise für Ende
Chefin der Wirtschaftsweisen:Attest per Telefon: Schnitzer für Abschaffung
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Wirtschaftsweisen-Chefin Schnitzer fordert ein Ende der telefonischen Krankschreibung. Darüber hinaus spricht sich die Ökonomin für eine Ausweitung der Erbschaftsteuer aus.
Die Vorsitzende des Sachverständigenrats für Wirtschaft spricht sich für eine Ausweitung der Erbschaftsteuer und eine Abschaffung der telefonischen Krankschreibung aus.
Quelle: afp
Die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, fordert die Abschaffung der telefonischen Krankschreibung. Der "Rheinischen Post" sagte Schnitzer:
In Deutschland sei der Krankenstand höher als in anderen vergleichbaren Ländern. "Wir sind im Schnitt zwar auch älter, aber es zeigt auch, dass unsere Regeln falsch sind." Schnitzer schlug zudem vor, Karenztage zu prüfen: "Manche Länder haben sogar Karenztage, der Arbeitgeber zahlt nicht sofort den Lohn weiter."
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Elektronische Krankschreibung löst Debatte aus
Die Techniker Krankenkasse hatte Anfang der Woche einen Rekord bei Krankmeldungen in den ersten elf Monaten des Jahres gemeldet. Laut Auswertung bei den eigenen Versicherten waren die Hauptursachen Erkältungsdiagnosen, psychische Diagnosen sowie Krankschreibungen aufgrund von Muskelskeletterkrankungen.
Der hohe Krankenstand hatte die Debatte um die Möglichkeit zur Krankschreibung per Telefon schon im Herbst entfacht. Unter anderem das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft sprach sich dafür aus, diese Möglichkeit wieder einzuschränken. Ärztevertreter kritisierten dies.
Die Fehlzeiten durch Krankheit sind in den letzten Jahren stark angestiegen. Grund: hohe Arbeitsbelastung, Stress und immer öfter psychische Erkrankungen.08.10.2024 | 1:41 min
Experten machen für den hohen Krankenstand auch die elektronische Krankschreibung verantwortlich; sie liefert eine zuverlässigere statistische Erfassung der Krankheitstage.
Neben der Abschaffung der telefonischen Krankschreibung fordert Schnitzer auch eine Ausweitung der Erbschaftsteuer. "Der Staat sollte das Vererben von Unternehmen substanziell in die Erbschaftsteuer einbeziehen. Es ist ökonomisch nicht einzusehen, dass diese Form der Weitergabe von Vermögen von der Besteuerung ausgeschlossen bleibt", sagte Schnitzer.
Das aber behindere ihre Handlungsfreiheit, effizienter zu werden, so Schnitzer.
Geerbtes und geschenktes Vermögen in Deutschland
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Die Münchener Ökonomin sieht auch keine Probleme bei der Bezahlung der Steuer. "Das Argument mit dem Mangel an liquiden Mittel zur Zahlung der Steuerschuld zieht nicht", so Schnitzer.
Zudem gebe es die Möglichkeit, die Steuerschuld zu stunden, erklärt die Chefin der Wirtschaftsweisen. Schnitzer zufolge gibt die "empirische Evidenz aus anderen Ländern (...) keine Hinweise darauf, dass durch Erbschaftssteuern das Insolvenzrisiko eines Unternehmens steigt".
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Schnitzer gegen Milliardärssteuer
Eine Milliardärssteuer hingegen lehnt Schnitzer ab. "Das ist im Grunde eine Vermögensteuer für Superreiche und im Wahlkampf bei manchen sicher populär", fuhr sie fort. "Doch die ist mit hohem Verwaltungsaufwand verbunden, die Hälfte der Einnahmen geht hier für die Verwaltung drauf."
Eine Milliardärssteuer fordert etwa die Linkspartei. Auch Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck schlug vor rund zehn Tagen eine solche Steuer vor.
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