Minus 8,1 Prozent zum Vorjahr:Warum Deutschland beim Export so schwächelt
von Klaus Weber
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Hinter dem Aushängeschild der deutschen Wirtschaft, dem Export, liegt ein schwieriges Jahr. Dies könnte so bleiben, denn die Zeiten werden nicht leichter.
Deutschland schwächelt bei Ausfuhren. (Symbolfoto)
Quelle: Daniel Reinhardt/dpa
Der Export steht in Deutschland für wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, für Wohlstand und Gewinn und gehört zum Bewusstsein der Bevölkerung, wie kaum etwas anderes. Die deutschen Ausfuhren tragen jedes Jahr im erheblichen Maße zur deutschen Wirtschaftsleistung bei. Jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland hängt vom Außenhandel ab.
Kein Wunder also, dass sich der Titel Exportweltmeister tief im kollektiven deutschen Gehirn verankert hat. Er ist so etwas wie ein nationaler Mythos. Dabei ist es lange her, dass Deutschland zum letzten Mal die führende Exportnation der Welt war. Im Jahr 2008 konnte Deutschland letztmals diesen inoffiziellen Titel verteidigen. Danach übernahm China das Zepter.
Export schwächelt seit geraumer Zeit
Nichtsdestotrotz belegte und belegt Deutschland weiterhin vordere Plätze in dieser Statistik. Nachdem das vergangene Jahr noch außerordentlich erfolgreich verlief, dank Preiserhöhungen sogar ein Rekordergebnis erzielt wurde, ist dieses Jahr bislang wenig zufriedenstellend.
Der Export schwächelt seit geraumer Zeit. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sank der Wert der Warenausfuhren im Oktober sowohl zum Vormonat (minus 0,2 Prozent) als auch gegenüber dem Vorjahresmonat (minus 8,1 Prozent). Bei der außerordentlichen Bedeutung des Exports für die gesamtdeutsche Wirtschaft verwundert es da nicht, dass die Sorgenfalten bei den Experten größer werden.
Experte: Impulse für Belebung fehlen
Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) kommentiert die aktuelle Exportentwicklung so:
Jandura weiter: "Die hartnäckige Inflation mit der Folge einer straffen Geldpolitik der großen Notenbanken und der Ukraine-Krieg mit all seinen politischen und wirtschaftlichen Folgen sind stark dämpfende Belastungen."
DekaBank-Chefvolkswirt sieht Investitionsflaute als Grund für aktuelle Lage
Für Ulrich Kater, Chefvolkswirt bei der DekaBank, ist der wichtigste Punkt für die gegenwärtige Lage, "dass die weltweiten Unternehmensinvestitionen derzeit am Boden liegen. Wer nicht investiert, kauft keine Maschinen, Fahrzeuge, Anlagen. Und das ist nun mal die Paradedisziplin der deutschen Wirtschaft. Der Grund für die Investitionsflaute liegt in den gestiegenen Zinsen."
Vor allem die Ausfuhren in die Europäische Union stellen ein großes Problem dar. Der wichtigste Markt für Güter "Made in Germany" verlor am stärksten. Da die weltweite Konjunkturschwäche Europa am härtesten trifft, natürlich ein ganz besonderer Schlag für den deutschen Export.
Strukturelles Problem statt kurzzeitiger Konjunkturkrise?
Jetzt könnte man ja meinen, dass eine solche Konjunkturkrise irgendwann einmal ausgestanden sein wird und der deutsche Export dann auch in Europa wieder zu alter Stärke findet. Doch einige Experten sehen eher strukturelle Probleme.
Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft besagt zum Beispiel, dass deutsche Unternehmen durch die Konkurrenz chinesischer Firmen auf ihrem Heimatmarkt immer mehr unter Druck geraten würden. Dabei besonders beunruhigend: Nicht nur bei einfach herzustellenden Gütern, sondern auch bei hochwertigen Industriegütern wie Maschinen oder Autos.
Urdeutsche Domänen also. Ebenfalls mit Sorge, aber nicht ganz so dramatisch bewertet Ulrich Kater die deutsche Exportzukunft, da man "einzelne Monatsdaten nicht überinterpretieren" solle. Aber auch er warnt:
Deutschland sollte also wirklich aufpassen, dass der ehemalige Exportweltmeister nicht zum Exportmittelmaß durchgereicht wird.
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