Windkraftausbau in Niedersachsen: Nur ein laues Lüftchen?
Energiewende in Niedersachsen:Windkraftausbau - nur ein laues Lüftchen?
von Oliver Deuker
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Beim Aufstellen neuer Windräder hinkt Niedersachsen deutlich hinter den eigenen Zielen hinterher. Die Gründe sind bekannt, doch getroffene Maßnahmen greifen nicht. Woran liegt's?
Obwohl Niedersachsen, wie hier im Windpark bei Riepe, Vorreiter in Sachen Windkraft ist, reißt das Land die eigenen Ziele.
"Auch bei neu installierten Windrädern belegt Niedersachsen mit 131 Anlagen und 638 Megawatt (MW) den zweiten Platz im bundesweiten Vergleich", verkündet der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer (Grüne).
Seit 2017 sei das der höchste Zubau von Windkraftanlagen in Niedersachsen. Mit 194 neu genehmigten Anlagen sei man weiterhin Top drei unter den Bundesländern - das besagen seine, in einer Pressemitteilung verschickten Zahlen.
Zwar erwähnt Niedersachsens Umweltminister, dass auch 99 Anlagen zurückgebaut wurden - doch dass dabei 155 MW Leistung verloren gingen, verschweigt er. So sind es am Ende statt 638 MW Zubauleistung in Niedersachsen nur noch 483 MW.
"Ein dann eher bescheidenes Ergebnis", kommentiert der Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachsen/Bremen (LEE), mit dem Hinweis: "2022 betrug der Windkraft-Nettozubau hierzulande 422 MW." Das von der niedersächsischen Landesregierung anvisierte Ausbauziel von 1.500 MW jährlich: klar gerissen. Minister Meyer sagt:
Politikerdeutsch à la Meyer, klare Analyse mit einer Prise Kritik. Willen, Engagement, Kompetenz oder Fleiß - daran fehlt es dem ehemaligen Landwirtschaftsminister nicht.
Niedersachsens Landesregierung will sich im Bundesrat für einen schnelleren Ausbau der Offshore-Windkraft einsetzen. Einen entsprechenden Antrag hat das Kabinett am Dienstag verabschiedet. Der Bund werde darin aufgefordert, über 2030 hinaus Planungssicherheit für die Windkraft auf See zu schaffen, teilte die Staatskanzlei mit. Außerdem müssten die Kapazitäten für die Fertigung von Komponenten erhöht, mehr Errichter- und Versorgerschiffe beschafft und das Wachstum in der Fertigung finanziert werden.
Energieminister Christian Meyer (Grüne) sagte, die Offshore-Windkraft sei neben der Windenergie an Land und der Solarenergie ein wichtiger Baustein zum Erreichen der Klimaziele. Niedersachsen unterstützt demnach das:
Ausbauziel des Bundes von 30 Gigawatt Leistung bis 2030 und 70 Gigawatt bis 2045 sowie
das Ziel der EU von 60 Gigawatt bis 2030 und 300 Gigawatt bis 2050 für die gesamte Nordsee.
Bislang sind laut Bundesnetzagentur erst knapp 8,5 Gigawatt Leistung aus Windenergie auf See installiert worden, und 2023 kamen lediglich 257 Megawatt hinzu.
Quelle: dpa
Niedersachsen: Weniger Bürokratie, mehr Fläche
Mit seiner Taskforce Energiewende und dem Ausbau der Servicestelle Windenergie im Ministerium, sollen Kommunen bei der Umsetzung des "Wind-an-Land-Gesetzes" des Bundes unterstützt werden.
Doch offensichtlich zünden die neuen Initiativen noch nicht, nicht anders sind die Ausbauzahlen des vergangenen Jahres zu erklären. Das Bürokratiemonster im Vorschriftendschungel scheint noch nicht verjagt.
Für die einen geht der Windkraftausbau nicht schnell genug. Für die anderen bedeutet er die Zerstörung der letzten Naturräume. Der Streit um den Ausbau spitzt sich zu.03.09.2023 | 28:54 min
LEE-Vorstand: "Schnellere Genehmigungen, weniger Bürokratie"
Dazu passt die Äußerung von Horst Mangels, LEE-Vorstandsmitglied: "So kommen wir mit der Energiewende nicht voran. Wir freuen uns natürlich, dass der Windenergiezubau in Niedersachsen allmählich Fahrt aufnimmt", so Mangels. "Wir erkennen auch an, dass die Bundes- und die Landespolitik den Ausbau der Erneuerbaren ganz oben auf ihre Agenda gesetzt haben. Doch in einigen Bereichen hat die Politik ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht."
Konkret fordere der Verband "schnellere Genehmigungen, weniger Bürokratie und eine vernünftige Infrastruktur, damit die Anlagen auch transportiert werden können".
Windkraft-Gegner behaupten, dass Windräder gesundheitsschädlich und für ein Massensterben von Vögeln verantwortlich sind. Fragwürdige Thesen im "background check".27.11.2023 | 18:14 min
Energiewende: Aufwind statt lauem Lüftchen?
Der Bundesverband Windenergie und der Verband VDMA Power Systems berichten über eine deutliche Zunahme von Onshore-Windanlagen in Deutschland: 745 Anlagen seien 2023 deutschlandweit in Betrieb gegangen - gut 48 Prozent mehr als im Vorjahr.
Noch nie seien die mittel- und langfristigen Marktaussichten für die Windkraft an Land so vielversprechend gewesen wie derzeit, heißt es aus der Branche. Braut sich da also was zusammen? Diese Art Sturm kann die beschlossene Energiewende brauchen, sie sogar ein gutes Stück voranbringen.
Die Produktion von Windenergie in Deutschland ist in der ersten Jahreshälfte zwar leicht zurückgegangen, dennoch ist Windenergie laut Statistik die wichtigste Stromquelle.