Weltspartag: Wie die Deutschen ihr Geld anlegen

    100 Jahre Weltspartag:Vom Notgroschen zur richtigen Anlagestrategie

    Frank Bethmann live von der Börse in Frankfurt
    von Frank Bethmann
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    Bundesbürger sparen viel. Aber sparen sie auch richtig? Noch immer liegen 352 Milliarden auf Sparbüchern - kaum verzinst. Wertpapiere sind auf dem Vormarsch, Skepsis aber bleibt.

    Illustration: Eine Frau steckt einen 10 Euroschein in ein Sparschwein - Weltspartag
    Das Sparen und die Deutschen: Durchschnittlich hat heute jeder Bürger circa 6.000 Euro im "Sparschwein".(Symbolbild)
    Quelle: dpa

    Kaum eine Nation hat sich den Gedanken des Weltspartags so zu eigen gemacht, wie wir Deutschen - spare in der Zeit, dann hast Du in der Not. Etwas, was sich offenbar eingebrannt hat, bis heute. Wie im Vorjahr legen aktuell rund 80 Prozent der Bundesbürger Geld zur Seite. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle YouGov-Umfrage im Auftrag der Postbank.

    Weltspartag hatte es zu Beginn nicht leicht

    Im Schnitt hat heute jeder Deutsche 6.420 Euro auf der hohen Kante. Das war vor 100 Jahren, als in Mailand auf dem 1. Internationalen Sparkassenkongress die Idee des Weltspartags Formen annahm, noch ganz anders.
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    1924 ging es den meisten darum, den berühmten Notgroschen zur Seite legen zu können. Die Menschen hatten nicht viel. Der besondere Tag sollte das "sparsame Wirtschaften" in der Bevölkerung fördern. Und der Umstand, dass hierfür sogar göttlicher Beistand vom Papst in Erwägung gezogen wurde, zeigt: Leicht hatte es der Weltspartag in seinen Anfängen nicht. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg gelang der Durchbruch. Seine Blütezeit erlebte er ab den 1950er-Jahren.

    ... findet alljährlich in der letzten Oktoberwoche statt. Heute sollen Kindern und Jugendlichen die Vorzüge des Sparens nähergebracht werden.

    Vor 100 Jahren war die Stoßrichtung noch eine andere. Damals wollte man vor allem die unteren Einkommensschichten erreichen. Das Sparen war also eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. An der Gründungsinitiative beteiligten sich weltweit 29 Länder. In einigen der ursprünglichen Gründungsländer, darunter Belgien, Frankreich, die Schweiz oder den USA spielt der Tag heute aber überhaupt keine Rolle mehr.

    Dagegen wächst die Bedeutung in Schwellen- und Entwicklungsländern. In den letzten Jahren neu eingeführt wurde der Weltspartag beispielsweise in Georgien, Mexiko und Mosambik.

    Noch immer schlummern Milliarden auf deutschen Sparbüchern - kaum verzinst

    Die Wirtschaftswunderjahre verhelfen auch dem Sparbuch zum endgültigen Durchbruch. Das kleine Heftchen ist lange Zeit das beliebteste Anlageprodukt der Deutschen. Während es 1974 aber noch 5,5 Prozent Zinsen gab, sind es heute im Schnitt nur noch 0,77 Prozent. Manche Banken speisen ihre Kunden sogar mit noch weniger ab.
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    Das Überraschende: Obwohl es auf dem Sparbuch kaum noch etwas gibt, liegen dort immer noch 352 Milliarden Euro. Noch mehr aufhorchen lässt eine andere Zahl: Fast 2,2 Billionen Euro oder gut 23 Prozent des privaten Geldvermögens hierzulande (da zählen die Sparbücher mit dazu) waren laut der DZ Bank zuletzt in Sichteinlagen oder Bargeld geparkt - das meiste auf Girokonten, die oft kaum Zinsen abwerfen.
    Jahr für Jahr heißt es daher zum Weltspartag, die Deutschen würden Milliarden an Zinsen verschenken. "Die Mehrheit der Verbraucher", bestätigt Karsten Rusch von der Postbank, "verhält sich bei der Geldanlage sehr sicherheitsorientiert und greift eher zu konservativen Produkten wie Festgeld und Tagesgeld."
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    Verbraucherzentralen: Sparbuch - risikofreie Geldanlage für Kinder

    Aktien oder andere Wertpapiere haben es weiterhin schwer, sind aber auf dem Vormarsch. Laut der YouGov-Befragung ist der Anteil derjenigen, die Geld in Wertpapiere angelegt haben von knapp 27 Prozent im Jahr 2023 auf 30 Prozent gestiegen.
    Gleichwohl bleibt die Skepsis; woanders sei das Ersparte sicherer angelegt. Gerade für die Kinder und Enkelkinder empfehlen die Verbraucherzentralen auf ihrer Webseite als erstes immer noch Sparbücher und Tagesgeld. Hier könne man das Geld nicht nur risikofrei anlegen, heißt es da: "Anhand des Sparbuchs kann der Sprössling jederzeit schauen, wie viel Geld er schon zur Bank gebracht hat."
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    Das ist zwar richtig, aber nur ein schwacher Trost, wenn über die Jahre die Inflation die Mini-Dazugewinne mehr als weggefressen hat.

    Einmaleins der Geldanlage in Aktien

    Da der Weltspartag stets auch im Zeichen der Finanzbildung steht, sollten Eltern und Großeltern daher auch andere Möglichkeiten prüfen. Eine Option: monatliches Einzahlen in einem Aktienfonds. Neben der Tatsache, dass man regelmäßig Beträge sparen sollte, gehört zum Einmaleins der Geldanlage in Aktien auch, dass man möglichst früh damit beginnt.
    Zudem sollte man weiter berücksichtigen: Aktienfonds, bei denen das Geld in mehrere Titel angelegt wird, sind weniger riskant als Einzeltitel. Wissen sollte man zudem, dass es aktiv gemanagte Fonds gibt.
    Hermann-Josef Tenhagen
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    Demgegenüber stehen passive Indexfonds, die einen bestimmten Aktienindex, etwa den Dax oder MSCI World, abbilden. Sie sind in der Regel sehr viel kostengünstiger. Ganz nebenbei lernen die Kleinen auf diese Weise später, was ein Zinseszins-Effekt ist. Sprich was aus dem eingezahlten Geld geworden ist - das geht nicht nur beim Sparbuch.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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