mit Video
Stellenabbau und Tarifstreit:Autozulieferer ZF in Krise: Wie geht es weiter?
von Beatrice Steineke
|
Schleppende Nachfrage in der E-Mobilität, starke Wettbewerber, gestiegene Zölle: Deutschlands Autoindustrie sucht nach Lösungen. ZF will effizienter und schlanker werden.
Wegen der Krise in der Automobilbranche ist auch der Zulieferer ZF in Schieflage geraten. An den deutschen Standorten droht ein massiver Stellenabbau.11.11.2024 | 1:32 min
Der Automobilzulieferer ZF will bis zu 14.000 Stellen bis Ende 2028 in Deutschland "reduzieren", so die Konzernleitung. Nicht alle 36 Standorte bleiben wohl erhalten. In einem der größten Werke des Konzerns weltweit sollen 1.800 Stellen bis Ende 2025 wegfallen - zunächst. Entsprechend wird die Stimmung in Saarbrücken heute auf der Betriebsversammlung sein.
Ende Oktober betonte ZF-CEO Dr. Holger Klein bei einem Besuch, dieses Werk produziere weltweit einzigartig alles vom konventionellen Getriebe über Plug-in Hybridgetriebe bis voll elektrifizierte Antriebe. Doch ein E-Antriebsstrang habe nur etwa die Hälfte des Arbeitseinsatzes von einem Getriebe. Heißt, für die Produktion werden weniger Menschen benötigt. Diese Tatsache ist auch schon lange bekannt und so stimmte ZF-CEO Klein noch ein altes Stichwort an: Technologieoffenheit.
Bei vielen deutschen Unternehmen fehlt es an Aufträgen. 41, 5 Prozent gaben in einer aktuellen Umfrage einen Auftragsmangel an. Florian Neuhann zu den Hintergründen.11.11.2024 | 1:12 min
IG Metall: "Missmanagement bei ZF"
Für die Gewerkschaft ist klar, ZF krankt auch an Managementfehlern. Und so steht Patrick Selzer von der IG Metall am vergangenen Freitag vor einem Meer aus Fahnen-schwenkenden Mitarbeitenden und erklärt, warum sie mehr Lohn verdient hätten - trotz der Krise in Deutschlands Autoindustrie.
In den Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie bieten die Arbeitgeber 3,6 Prozent in 27 Monaten. Doch beim Warnstreik geht es der ZF-Belegschaft nicht nur um sieben Prozent mehr Geld in Zeiten von zwei Prozent Inflation. Es geht um die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren.
Massiver Stellenabbau beim Autozulieferer ZF. Zwischen 11.000 und 14.000 Jobs stehen auf der Kippe.10.09.2024 | 1:58 min
"Das hat mich richtig fertig gemacht und man merkt es auch in der Firma. Es ist ganz anders geworden", erzählt Nora Azzi, die seit elf Jahren hier bei ZF arbeitet. Für sie wäre die Kündigung das Schlimmste, was ihr passieren könne. Im Saarland zahlt die Industrie deutlich über dem Landesdurchschnitt. Laut saarländischer Arbeitskammer lässt sich durchschnittlich 58.557 Euro brutto verdienen.
11.000 Industrie-Arbeitsplätze abgebaut
Eine neue Analyse der Arbeitskammer des Saarlandes zeigt: Im Vergleich zu 2014 beschäftigt die saarländische Industrie heute 11.000 Menschen weniger und der Abbau hört nicht auf. Ford schließt sein Werk in Saarlouis nächstes Jahr. Der Autozulieferer Schaeffler streicht bundesweit 4.700 Stellen, davon wird auch Homburg betroffen sein.
Verunsicherung beim größten Arbeitgeber im Saarland: Autozulieferer ZF plant, tausende Stellen zu streichen. Darum ging es auch bei der Betriebsversammlung im Werk Saarbrücken.08.08.2024 | 1:25 min
Dort baut ebenso Reifenhersteller Michelin Jobs ab. Für Wirtschaftsexperte Prof. Dr. Alexander Pöschl liegt im einstigen Erfolg des Saarlandes, dem Fokus auf die Automobilbranche, der Grund für die jetzige Krise.
Eine neue Regierung in Berlin sollte sich um eines dringend kümmern: Bürokratieabbau. Zu viele Gesetze würden Existenzgründungen verhindern. So könnten abgebaute Arbeitsplätze nicht leicht durch neue Firmen ersetzt werden. Fragt man unter der ZF-Belegschaft, was eine neue Regierung als Erstes anpacken sollte, antwortet Mario Meiser von der Arbeitnehmervertretung: "Es brennt überall."
Wolfspeed hat seine Pläne für eine Fabrik im Saarland auf unbestimmte Zeit verschoben. Betroffen ist auch Junior-Partner ZF. Nun hat sich ZF-Chef Klein zur Verschiebung geäußert. 25.10.2024 | 1:30 min
Quelle: ZDF
Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.
Mehr zur deutschen Automobilindustrie
Analyse
Krise der deutschen Autobauer:Autoindustrie: Vom Zugpferd zur lahmen Ente
von Sina Mainitz
mit Video
Erstes Halbjahr 2024:Umsatzminus für deutsche Autoindustrie
Interview
Automobilexperte Dudenhöffer:"Deutschland ist eine Katastrophe" für VW
Weitere News aus der Wirtschaft
mit Video
Aktuelle Lage in Deutschland:Wie schlimm steht es um die Wirtschaft?
von Luisa Billmayer
mit Video
Projekt in Frankfurt-Höchst:Lithium: Ist Deutschland bald unabhängiger?
von Felicitas Dahmen
mit Video
Überraschende Einigkeit:So reagiert die Wirtschaft auf das Ampel-Aus
von Frank Bethmann
Grafiken
Ideale und reale Arbeitszeiten:Das Potenzial der Mütter für den Arbeitsmarkt
von Marie Ries